Schneeverhältnisse Saison 2019/2020
Wie auch in den letzten Jahren, begann der Winter zuerst im Süden. Anhaltende Südstaulagen brachten vom Wallis bis nach Osttirol immer wieder kräftigen Neuschneezuwachs. Die Neuschneesummen erreichten innerhalb des Monats lokal - wie in Osttirol - fast die Durchschnittswerte eines gesamten Winters. Die Luftmassen waren zwar der Jahreszeit entsprechend noch sehr warm, so dass es teils bis über 2000 m regnete, aber aufgrund der starken Niederschläge schneite es durch Niederschlagsabkühlungseffekte zwischendurch auch wieder bis in die Täler hinab. Das hatte zwei Nebeneffekte - zum einen bildete sich eine sehr solide Basis für den gesamten Winter, zum anderen gab es in vielen Wäldern katastrophalen Schneebruch.
Anfang Dezember beruhigte sich das Wetter dann und es gab zwei Wochen mit traumhaften Frühwinterverhältnissen in den Regionen, die von den starken Novemberschneefällen profitiert hatten: fast die gesamten Südalpen ab den mittleren Lagen, der Alpenhauptkamm, sowie einige Gebiete knapp nördlich des Hauptkammes wie z. B. das Sellrain. Ab etwa Mitte Dezember stellte sich eine stürmische Westwetterlage ein, die immer wieder mal auf Nordwest, zwischendurch auf Südwest drehte. Die größten Niederschläge bekamen vor allem Weststaulagen, aber auch im Südweststau (Tessin, Engadin), wurde die ohnehin schon gute Schneelage noch besser. Die Temperaturen waren durchgängig mild, so dass die tiefen Lagen keine Schneedecke erhielten, in den mittleren Lagen schneite es aber immer wieder und dort wo der Wind nicht wüten konnte, lagerte sich genug Schnee für Skitouren ab. Wie immer bei solchen Lagen war der unmittelbare Alpennordrand benachteiligt, der meiste Schnee lagerte sich erst hinter der ersten Reihe ab und dort kamen auch die warmen Westwinde nicht so dran, ihn wieder wegzutauen.
Der Januar brachte insgesamt gutes Skitourenwetter und eine günstige Lawinensituation. Dort wo genügend Schnee lag, herrschten beste Tourenbedingungen mit Pulverschee im Schatten und teils bereits Firnbedingungen in steilen Südhängen. Erst zum Ende des Monats hin wurde das Wetter wieder wechselhaft und stürmisch. Kurzzeitig wurde die Lawinensituation wieder heikel - aufgrund des unwirtlichen Wetters waren aber kaum Tourengeher unterwegs.
Das Wetter setzte sich im Februar dann entsprechend fort. Während es im Norden und Westen oft stürmte und schneite, war der Süden begünstigt. Die besten Tourenbedingungen fanden sich jetzt knapp hinter dem Alpenhauptkamm auf der Südseite, wo die stürmischen Nordwestlagen immer wieder Neuschnee ablagerten, der Wind aber weniger wütete als im Norden und wo eine ausgezeichnete Basis zu finden war. Weiter im Süden hingegen gab es keinen Neuschnee mehr, die Schneedecke war hier alt und verbraucht und oft auch knüppelhart. Obwohl es im Norden häufig schneite, hielten sich die Neuschneemengen in Grenzen. Wie bereits im Dezember profitierten vor allem die Weststaulagen und jetzt besonders die Westschweiz und Frankreich. Ansonsten gab es immer wieder windige, sehr milde Phasen, die in tiefen und mittleren Lagen keine Verbesserung brachten, während in hohen Lagen wurde der Schnee ins Nirgendwo verfrachtet wurde, auch nicht sehr hilfreich.
Gegen Ende Februar und Anfang März gab es dann nochmal eine Rückkehr des Winters. Es gab West- und sogar Nordstaulagen sowie endlich wieder ein Italientief, so wie man es sich öfter wünschen würde. Danach setzte eine lange Schönwetterperiode ein, die perfekte Skitourenbedingungen geboten hätte - wenn sich nicht die Corona-Pandemie ausgebreitet hätte. In der Folge wurden erst die Wintersportgebiete geschlossen, dann ganze Regionen abgeriegelt und letztendlich die Grenzen geschlossen. Es gab Ausgangssperren in Italien und Frankreich, wo Skitourengehen mit hohen Strafen belegt wurde, kurzzeitig galt das auch für Tirol. In der Schweiz, in Bayern und im restlichen Österreich waren die Beschränkungen etwas moderater, allerdings wurden Skitouren zunehmend als unsozial stigmatisiert, weil damit angeblich das (von der Pandemie stark beanspruchte) Gesundheitssystem belastet würde. Tatsächlich war es aber eher das Unverständnis der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, dass ein Zeitvertreib zum Spaß erlaubt sein sollte, während z.B. ihre Kinder nicht mehr zur Schule dürfen und ihnen vielleicht daheim in der kleinen Stadtwohnung die Hölle heiß machen, oder weil sie andere Selbstverständlichkeiten plötzlich unterlassen mussten, oder weil man Fremde oder Skitourengeher immer schon blöd fand und man jetzt einen weiteren Grund hatte das zu äußern. Wie auch immer - wer jetzt noch Skitouren machen wollte, brauchte einerseits einen günstigen Wohnort und andererseits ein dickes Fell. Auch die fehlende Infrastruktur war ein Problem: Alle Hütten und Gastronomiebetriebe waren geschlossen, Parkplätze teils abgesperrt.
Fazit: Eine alpenweit gesehen mittelmäßige Skitourensaison, die in den tiefen Lagen ein Totalausfall war (am Alpennordrand im Inntal gab es keinen einzigen Tag mit Schneedecke, viele Voralpen-Skitouren waren heuer nicht machbar) und in vielen mittleren Lagen gute Ortskenntnisse und Planung erforderte. Andernorts jedoch herrschten dauerhaft gute Bedingungen (besonders am Alpenhauptkamm und im Süden) mit guter, teils überdurchschnittlicher Schneelage und moderater Lawinengefahr sowie zwei langen Schönwetterperioden, von denen aber nur eine wirklich genutzt werden konnte, da die Corona-Pandemie ab Mitte März zu einem abrupten Saisonende führte.