Nachdem es am Vorabend später wurde, dauert es am Dienstag (Feiertag) etwas, bis wir in den Sätteln sitzen. Die Etappe ist mit weniger als 30 Kilometern recht kurz, aber sie hat auch eine ordentlich Steigung zu bieten. Nachdem die meiste Strecke im Wald verläuft stört die Hitze nicht allzusehr und das beste: direkt an der Straße stehen Steinpilze und Rotkappen, die wir nur einsammeln müssen. Vor dem steilsten Stück werden wir von zwei älteren E-Bikern überholt und wir ratschen kurz mit ihnen. "Jetzt kommt dann ein sehr steiles Stück, da müsst ihr sicher schieben" tönen sie. Das ist natürlich Futter für unsere Motivation und die Mädels ziehen los als ob sie die beiden Motor-Fahrer gleich wieder überholen möchten. Da komme ich mit 50 kg Gepäck zwar nicht hinterher, aber mit dem kleinsten Gang lässt sich die Steigung trotzdem gut bewältigen. Nur Sabine muss mit ihrer defekten Schaltung kurz kapitulieren. Die ausgiebige Mittagspause nutzen wir, um unseren Schwammerl-Vorrat noch weiter aufzustocken und radeln dann nur noch wenig ansteigend weiter bis zum schönen Campingplatz oberhalb von Spiegelau.
Da der Nachmittag noch nicht allzu fortgeschritten ist, wollen wir noch einen Ausflug mit dem Bus in den Nationalpark machen. Wir rollen 100 Höhenmeter hinab nach Spiegelau zur Bushaltestelle und kurz drauf kommt auch schon der IGEL-Bus. Wir fahren damit bis zur Endstation am Nationalparkzentrum Lusen und machen einen gemütlichen Spaziergang durch das Wildfreigehege. Bereits auf der Karte sehen wir, dass man die Runde nicht komplett gehen muss, sondern nur in eine Richtung und man dann wieder an einer anderen IGEL-Bus-Haltestelle rauskommt. Viele Tiere lassen sich bei der Hitze zwar nicht blicken, aber immerhin können wir den Luchs beim Dösen beobachten. 10 Minuten vor der Rückfahrt des Busses sind wir draußen bei der IGEL-Bushaltestelle. Entsetzt stellen wir fest, dass unsere Buslinie genau diese Haltestelle nicht anfährt. Leider ist es der letzte Bus für heute. Wir finden auf die Schnelle auch nichts über die Fahrroute des Busses heraus und in den noch verbleibenden 5 Minuten haben wir auch keine Chance bis zur Haltestelle am Nationalparkzentrum zu kommen. Irgendwann stehen wir dann mit dem Daumen an der Straße und hoffen dass uns jemand mitnimmt. Leider fahren um diese Zeit kaum noch Autos auf der Strecke und die wenigen rasen vorbei ohne anzuhalten. Zwischendurch versuche ich bei einem Taxiunternehmen anzurufen, aber da geht niemand ran. Irgendwann hält dann doch eine nette Frau, verfrachtet ihren Hund in den Kofferraum und nimmt uns mit zurück nach Spiegelau zu unseren Fahrrädern. Gerade noch rechtzeitig. Im letzten Licht und bei den ersten Tropfen strampeln wir die Steigung hinauf zum Campingplatz, dann legt das Gewitter los. Zum Glück gibt's an dem Campingplatz ein kleines Aufenthaltshäuschen, wo wir unsere üppige Schwammerlausbeute vom Nachmittag in aller Ruhe im Trockenen zu einem sehr leckeren Abendessen verarbeiten können.