Skitourenwochenende in den Radstädter Tauern

Abendlicht am Kleinen Pleißlingkeil

Mit Angelika und Michael hatte ich für das Wochenende vereinbart, eine Zwei-Tages-Tour zu probieren. Die Wettervorhersage war eher durchwachsen. Nach der schneereichen Vorwoche sollte Warmluft aus Nordwesten einströmen, teils mit Regen bis über 1500 m hinauf. Meine Idee also: So weit wie möglich nach Südosten - wo die Warmluft später ankommen sollte und inneralpine Kaltluft die Schneefallgrenze tief hält. Praktisch dass vom Panico-Verlag das "Topo des Monats" (im Winter meist der Skitourentipp des Monats) etwas Passendes vorschlägt: Die Südwiener Hütte in den Radstädter Tauern. Rudi Kühberger hat das Gebiet in seinem neusten Skitourenführer Salzburger Land Band 2 ausführlich beschrieben und wir wollen uns das jetzt einmal anschauen.

 

Die Anreise

Wenn ich mit den beiden unterwegs bin wird fast nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln gerreist und in dem Fall bietet sich das ideal an. Zum einen ist der Ausgangpunkt gut erreichbar und so können wir die Tour noch mit einer kleinen "Skisafari" verbinden. Am Vormittag soll das Wetter noch schlechter sein, daher lassen wir es gemütlich angehen. Um kurz vor halb 8 Uhr radle ich zum Bahnhof und der Zug nach Salzburg fährt heutet tatsächlich pünktlich um 7:35, trotz  Streikchaos am Vortag. In Salzburg steigen wir in einen tollen, modernen Österreichischen Intercity um und in Bischofshofen wechseln wir in den Regionalexpress Richtung Steiermark. Als der Schaffner im Zug auf unserem Ticket die Endstation "Gnadenalm" liest ruft er gleich ganz begeistert aus "Da macht ihr genau das richtige!" Die restliche Fahrt bis zu unserem Ausstieg in Radstadt unterhält er sich mit uns und gibt er uns einige Tourentipps mit auf den Weg. Eine viertel Stunde stehen wir am verlassenen Bahnhof in Radstadt herum, bis unser Bus einfährt und uns am späten Vormittag an der Gnadenalm in den Winter entlässt.

Kleiner Pleißlingkeil

Das Halligalli an diesem beliebten Ausflugsziel mit Langlauf, Rodeln und Sonnenterrasse lassen wir schnell hinter uns und steigen über den bereits gut verspurten Hüttenzustieg hinauf zur Südwiener Hütte. Wir haben den 2. Advent, aber die Schneelage gleicht eher dem Februar. Eine massive, gut gesetzte Altschneedecke und oben drauf eine schöne Pulverschneeauflage, besser könnte es kaum sein. Das Wetter wird immer besser, und wir legen immer wieder Fotostopps ein, so dass wir erst nach Mittag die Gnadenalm erreichen. Nach einer Stärkung beschließen wir, trotz der fortgeschrittenen Zeit noch auf den Kleinen Pleißlingkeil (2417 m) zu steigen, obwohl jetzt am Jahresende die Sonne bereits gegen 16 Uhr untergeht. Das Fotografieren muss ab jetzt etwas reduziert werden. Als wir dann kurz nach 3 am Gipfel stehen erwartet uns ein goldenes Abendlicht mit gewaltiger Wolkenstimmung durch das von Westen und Süden hereinziehende Schlechtwetter. Die Abendstimmung begleitet uns dann auch bei der Abfahrt zur Hütte.

Spirzinger - Leckriedel - Zauchensee

Für Sonntag haben wir keinen festen Plan. Die Wettervorhersage ist etwas diffus: "Windig mit Sonne, Wolken und etwas Schneefall". Eine Idee ist es, über die Große Bärenstaffel nach Zauchensee zu gehen, wofür es aber eine sichere Lawinenlage braucht. Bereits der Wind am Samstagabend auf dem Pleißlingkeil lässt mich an dem Plan zweifeln. Am Sonntag morgen beerdigt der Blick aus dem Fenster diese Route für uns endgültig. Es stürmt und schneit. "Dann gehen wir erst mal auf den Spirzinger - des geht immer" schlage ich vor. Die vielen Spuren vom Vortag sind komplett zugeblasen und zugeschneit - der Berg schaut fast wieder jungfräulich aus. Am Gipfel weht starker Wind, aber in den Südosthängen ist davon wenig zu spüren und so schwingen wir durch knietiefen Pulverschnee hinab bis zur Hödhütte und gleich weiter in Richtung Gnadenalm. Kurz vor der Vordergnadenalm ziehen wir wieder die Felle auf und steigen nach Norden zur Tauernkarleitenalm auf. Der von Latschen überwucherte Westhang des Leckriedels ist weitgehend zugeschneit, so dass wir bequem in direkter Linie zum Gipfel aufsteigen können. Der Blick auf die eingewehte, steile Nordflanke der Großen Bärenstaffel bestätigt unsere Entscheidung, heute umgeplant zu haben.

Vom Leckriedel fahren wir am breiten Grat nach Süden ab und dann nach Nordwesten ins Skigebiet Zauchensee. Zuletzt geht es über die Skipiste hinab in den jetzt in der Vorsaison noch recht ruhigen Skiort. Bald darauf erscheint auch schon der Skibus und wir lassen uns hinab nach Altenmarkt zum Bahnhof chauffieren. Auf der bekannten Strecke geht es dann wieder zurück über Bischofshofen und Salzburg nach Rosenheim, bzw. für die beiden anderen noch eine halbe Stunde länger nach München.