Skitourenkurs an der Oberlandhütte 2009
Viertägige Ausbildungsveranstaltung für die DAV-Sektion Rosenheim, Januar 2009
Bereits bei der Vorbesprechung für diesen Anfängerkurs war klar – das ist eine schlagfertige Truppe. Alle Teilnehmer hatten ihre erste(n) Skitour(en) bereits hinter sich und waren auch sonst sportlich sehr aktiv, so dass keine größeren konditionellen Schwierigkeiten zu erwarten sein dürften. Als Quartier hatte ich die Oberlandhütte in den Kitzbühler Alpen ausgesucht – die Schneemenge im bis dahin in unserer Gegend noch eher wenig schneereichen Winter war überdurchschnittlich und die neuen Pächter machten ebenfalls einen sehr freundlichen und kompetenten Eindruck.
Unmittelbar nach der Anreise und dem Quartierbezug gab es einen ersten Crash-Kurs in VS-Suche. Nachdem ich das Funktionsprinzip kurz erläutert hatte ging's auf zur "Ostereiersuche". Drei Lawinen-Piepser wurden eingegraben und dann mussten sie wieder gesucht werden. Die Tauglichkeit der unterschiedlichen Geräte kam dabei gut zum Ausdruck – die Ortungszeiten lagen zwischen 2 und 10 Minuten, was für den Anfang ganz passabel ist. Bei den nächsten Durchgängen konnten wir die 10 Minuten dann immerhin auf 7 Minuten drücken. Die Wolken verzogen sich nun langsam und wir starteten kurz vor Mittag zu unserer ersten Tour. Die Spießnägel waren angesagt – der Anmarsch in den unteren Grund auf der flachen Forststraße war für alle problemlos. Dann zweigten wir links über einen steilen Wiesenhang ab. Wegen der verharschte Unterlage unter den 5cm Neuschnee legten wir hier die Harscheisen an und es folgte eine Einweisung in die Spitzkehrentechnik. In unzähligen Kehren "kickten" wir uns im Folgenden die 200 Höhenmeter hinauf – ich stellte mir im Stillen das Gefluche nachkommender Tourengeher vor, die dieser Aufstiegsspur folgen wollten. Hinter der Sonnwendalm gab es ein eindrucksvolles Schneebrett zu betrachten, das während der letzten Regenperiode abgegangen war. Nachdem nun die Schneedecke beinhart gefroren ist, leuchtete jedoch allen ein, dass diese Gefährdung momentan nicht mehr besteht. An der Hirzegg-Alm stand eine länger Pause auf dem Programm.
Ich präparierte in der Zeit einen Hinternisparcour mit Extra-steilen Spitzkehren, kurzen Abfahrten, Gräben, Böschungen und einigen sehr steilen Spurabschnitten. Die Bewältigung des Rundkurses war für wenig geübte Tourengeher eine echte Herausforderung, aber bis auf einige Probleme der "schwer gewichtigeren" Teilnehmer an den tiefen Schwimmschneestellen bewältigten alle fünf die Runde. Obwohl der Tag schon fortgeschritten war, wollte die Mehrheit der Gruppe noch auf den Gipfel. Also folgten wir der Spur und erreichten im Abendlicht den Gipfelgrat, hoch über dem herein ziehenden Hochnebel.
Schnell rüsteten wir uns zur Abfahrt – allerdings jagte der etwas steilere Gipfelhang der ein oder anderen ordentlich Respekt ein und der ein oder andere Sturz führte dazu, dass wir abwärts fast länger bräuchten als aufwärts. Wir entschlossen uns auf dem eingezeichneten Weg direkt hinabzufahren in den Graben, anstatt in der Aufstiegsspur wieder um den Berg herumzuqueren, was allerdings ein Fehler war. Die Abfahrt war kaum ausgefahren und der an sich flache, aber relativ schmale Weg mit Bruchharschdeckel forderte die schwächeren Skifahrer stark. Die Dämmerung brach bereits herein, weshalb ich die zwei guten Skifahrer vorausschickte zur Hütte und ich mit dem Rest langsam den Weg hinab rutschte. Die letzten Kehren packten wir sogar die Stirnlampe aus bis wir endlich unten auf der breiten, präparierten Rodelbahn ankamen und es gemütlich hinauslaufen ließen zur Hütte. Am nächsten Tag stand ein halber Skitag auf dem Programm, den wir im Skigebiet auf und neben der Piste verbringen wollten, um die Skitechnik etwas zu verfeinern. Das erste Problem bestand darin, dass es in dem Skigebiet keine Halbtageskarten gibt ohne dass man wieder ins Tal abfährt. Wir wollten aber nach dem Skifahren oben bleiben und die Verschütteten-Suche ausführlich üben. So mussten wir zwangsläufig eine Tageskarte lösen – für schlappe 41 Euro. Auf der Piste wurde sehr schnell klar, dass drei ausgezeichnete Skifahrer in dem Kurs waren, denen ich nicht allzu viel beibringen konnte. So war es für die drei Jungs eher ein Pisten-/Variantenvormittag und ich kümmerte mich vorrangig um die beiden Damen, die auch mit jeder Abfahrt sicherer wurden.
Nach Mittag querten wir aus dem Skigebiet in Richtung Schwarzkogel und auf einem sonnigen Hochplateau wurde wieder geschaufelt und gesucht, was das Zeug hält. Die Schneehöhe war hier deutlich höher als im Tal, so dass wir die Rucksäcke teilweise bis zu 1,40 m eingruben. Nach 3 Stunden war der Umgang mit VS-Gerät, Schaufel und Sonde für alle selbstverständlich und das Abendessen lockte bereits. Im Sonnenuntergang fuhren wir über die Variantenabfahrt hinab zur Hütte. Ein strahlend sonniger Samstag versprach einen genialen Tourentag. In der eisig kalten Morgenluft spazierten wir wieder den bereits bekannten Weg in den Unteren Grund hinein. Ein Fahrweg brachte uns dann nach rechts aufwärts zur Hintenkaralm. Andreas wurde hier damit betraut, eine eigene Aufstiegsspur anzulegen, die das Gelände sauber ausnutzt und in gleichmäßiger Neigung zur Alm zieht, was er schon sehr gut machte.
Bei der sonnigen Rast mit Blick auf den eindrucksvollen Rettenstein besprachen wir die aktuelle Lawinenlage, bevor es weiterging und Nadine die Führung übernahm. Das letzte, steilere und teilweise schwierig zu spurende Stück übernahm schließlich Michael und bald standen wir auf dem Südgipfel des Floch, wo uns ein umfassender Rundblick von den nahen Kitzbüheler Nachbarbergen wie Rettenstein, Großem Tanzkogel oder Steinbergstein bis hinüber zum Alpenhauptkamm mit Großglockner und Großvenediger erwartete.
Von Ruhe war leider keine Spur, weil fast zeitgleich eine Großgruppe einer niederbayrischen Sektion eintraf und sich optisch und akustisch am Gipfel breit machte. Schnell rüsteten wir zur Abfahrt und es zeigte sich, dass der gestrige Skitag einiges gebracht hatte. Im oberen Teil fuhren auch die etwas schwächeren Skifahrer sicher und zügig ab. Als dann jedoch die Kraft nachließ und die Schneequalität im unteren Teil schlechter wurde war es wieder vorbei. Die Krönung stellte eine kurze Waldpassage kurz vor der Forststraße dar – die dann am Abend auch das Gesprächsthema beherrschte. Das Wetter am Abschlusstag war nicht mehr ganz so gut, von Norden zogen Wolken auf und an den Schneefahnen an den Gipfel erkannten wir den stürmischen Höhenwind. Der Aufstieg führte und diesmal in das Schöntal und auf das Schöntaljoch. Die landschaftlich sehr schöne Route war im Gegensatz zu den Anstiegen gegenüber nach fast unverspurt und absolut einsam.
Nach der Mittagspause an der Schöntalalm stiegen wir Weiter unter die abweisende Nordflanke des Gr. Rettenstein und schließlich bei starkem Wind die letzten Meter zum höchsten Punkt des Schöntaljochs. Dabei konnten wir den Windeinfluss auf die Schneedecke anschaulich beobachten und besprachen die Auswirkungen auf die Lawinensituation. Als Abfahrt hatten wir uns die Osthänge in den Oberen Grund ausgesucht, weil wir dort nach den gestrigen Erfahrungen noch guten Schnee vermuteten. Allerdings hat der Sturm in der Nacht dort ganze Arbeit geleistet und einen ordentlichen Windharschdeckel fabriziert. Nur die letzten 200 Höhenmeter bis zum Talgrund fanden wir noch den erhofften Pulver. Dafür lief die Fahrstraße hinaus zur Hütte dann flott und problemlos.
Fazit: Die vier Tage auf der Oberlandhütte waren für einen Anfängerkurs sehr anspruchsvoll, was aber an den überwiegend ungewöhnlich fitten Teilnehmern lag. Ich denke es waren für alle vier interessante, erlebnis- und lehrreiche Tage und es hatte jeder seinen Spaß. Ich bedanke mich bei den fünf Kursteilnehmern für ihr Engagement und ihren Einsatz.