Produkttest Skitourenrucksack Ortovox Ravine 34
Von der Firma Ortovox hab ich den Rucksack Ravine 34 kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen und in den letzten Wochen auf zahlreichen Skitouren verwendet und getestet. Dieses Produktsponsoring ist Teil einer langjährigen und umfassenden Kooperation mit Ortovox. Die Testberichte dienen auch Ortovox zur Verbesserung und Weiterentwicklung ihrer Produkte.
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Der Einsatzbereich
Ortovox positioniert den Ravine als Rucksack für "aufstiegsorientiertes Freeriden" - was immer man sich darunter auch vorstellen mag. Es mag wohl ungefähr das gleiche sein wie "abfahrtsorientiertes Skibergsteigen" oder "Skialpinismus mit Fokus auf die Abfahrt". Letztendlich dient dieser Marketingsprech dazu, sich von dem, was andere Hersteller anbieten oder was bereits in den Ausrüstungskellern liegt abzuheben. Fakt ist: Man soll mit dem Rucksack winterliches Gebirge mit Ski im Aufstieg und in der Abfahrt erkunden können, ob man es nun Freeriden, Skibergsteigen oder Skitourengehen nennt oder eine Mischung aus allem. Dazu bietet der Rucksack ein paar Details, die von den Entwicklern für ganz spezielle Situationen gedacht wurden (zum Beispiel eine Einschubtasche in die man Rückenprotektoren schieben könnte), die aber auch zweckentfemdet genutzt oder ignoriert werden können, wenn man sie nicht benötigt. Tatsächlich hab ich den Rucksack auch bereits zum Klettern genutzt, was nicht verboten ist und durchaus passabel funktioniert, aber primär ist er dafür nicht entworfen worden.
Im Praxiseinsatz
Der Rucksack traf pünktlich mit den ersten Schneefällen Ende November bei mir ein. Bis jetzt hatte ich ihn auf etwa 15 Tages-Skitouren und bei zwei Unternehmungen mit Hüttenübernachtung dabei. Die Pickelhalterung hab ich nur im "Trockenen" getestet, da ich als "Skitourenpickel" in der Regel den Pocket-Spike verwende, einen Aufsatz auf den Stiel meiner Lawinenschaufel. Steigeisen hatte ich auch einige Male im Einsatz bzw. zumindest im Rucksack, ansonsten war natürlich die übliche Skitouren- und Sicherheitsausrüstung mit dabei sowie Ersatzkleidung und Verpflegung.
Stauraum
Den Ravine bietet Ortovox in den Größen 26 S und 32 S (kurzer Rücken) sowie 28 und 34 in der Standard-Rückenlänge an. Die Zahl gibt jeweils das mögliche Füllvolumen in Liternan. Der 34-Liter-Rucksack ist für einfache Tagesskitouren recht groß, aber wenn man etwas mehr Ausrüstung wie Steigeisen oder gar Seil und Klettergurt dabei hat, braucht man es. Für Mehrtagestouren mit Übernachtung in bewirtschafteten Hütten reicht mir das Volumen auch - allerdings hab ich dann meist keine Turnschuhe als Hüttenschuhe dabei und keine Kletterausrüstung. Für Winterraum-Touren mit mehrtägiger Verpflegung und evtl. einer Isomatte und einem wärmeren Schlafsack wird es dann schon sehr knapp und man muss die (wenigen) Befestigungsmöglichkeiten außen kreativ nutzen. Für mehrtägige Skihochtouren würde ich eher auf einen etwas größeren Rucksack zurückgreifen.
Verschiedene Fächer
Das große Hauptfach ist zweigeteilt. Das schmälere Außenfach hat Einschubkanäle für Schaufelstiel und Sonde, parallel dazu kann man das Schaufelblatt hineinschieben und in die Wölbung des Schaufelblatts packe ich Biwaksack, Erste-Hilfe-Paket und Pocket-Spike. Dort ist dann noch etwas Platz, so dass ich meine warmen Ersatzhandschuhe ebenfalls im Schaufelblatt verstaue. In das eigentliche Hauptfach kommen dann alle Kleidungs- und Ausrüstungsgegenstände, sowie Verpflegung und Thermoskanne. Auch meine Steigeisen müssen in dieses Fach, da sie für das Bodenfach zu sperrig sind. In das innere Hauptfach kann von oben oder seitlich über einen Reißverschluss zugegriffen werden. Das komplette zweiteilige Hauptfach ist von oben schnell zugänglich, wenn man den Befestigungsgurt des Deckelfachs aushakt un das Deckelfach wegklappt.
Desweiteren gibt es ein Bodenfach, das laut Hersteller unter anderem für Steigeisen gedacht sein soll. Vermutlich kann man kleine Leichtsteigeisen dort unterbringen. Meine Grivel 12-Zacker haben darin leider keinen Platz. Ich nutze das Fach daher für Harscheisen und Felle, was ich aber sehr praktisch finde, da ich beide Gegenstände so immer schnell erreiche und die oftmals nassen Felle von der Ersatzkleidung im Hauptfach getrennt sind. Das Bodenfach ist über eine pfiffige seitliche Reißverschlussöffnung zugänglich. Um die Felle herauszuholen, muss man den Rucksack nicht einmal abnehmen. Sie wieder dort hineinzustopfen schaffe ich aber bei aufgesetztem Rucksack nicht.Der Nachteil dieses Bodenfachs: ist es nicht prall gefüllt und man möchte den Rucksack aufrecht hinstellen, fällt er leicht um. Das ist kein Drama aber doch manchmal nervig.
An der Außenseite gibt es dazu ein Kartenfach, das groß und tief genug ist um zusätzlich einige Wertgegenstände darin zu verstauen wie Schlüssel, Geldbeutel oder Handy. Bei voll gefülltem Rucksack ist der Zugang in diese Tasche allerdings mühsam.
Leichter kommt man in die Deckeltasche, die oberhalb angebracht ist. Hier passen Sonnenbrille, Sonnencreme und einige andere Kleinigkeiten hinein. Es empfiehlt sich aber, den Spanngurt, mit dem das Deckelfach über den Rucksack gezogen wird, zu lockern wenn man das Fach öffnet.
Tragekomfort und Handling
Die Rückenpolsterung sorgt dafür, dass man keine harten Gegenstände durchspürt (zumindest wenn der Rucksack halbwegs sinnvoll gepackt ist). Ein leichter aber ausreichender Hüftgurt nimmt Gewicht von den Schultern, der Brustgurt lässt sich in Höhe und Weite sehr flexibel für vermutlich fast jede Brust einstellen. Ich finde den Sitz des Rucksacks sehr angenehm und die Rückenlänge passt für meine Größe (gut 1,80 m) auch ziemlich gut.
Die Strukturierung mit den oben erwähnten verschiedenen Fächern ermöglicht eine gute Sortierung des Materials, so dass man immer den Überblick hat, wo sich welcher Gegenstand befindet. Durch den seitlichen Reißverschlusszugang ins Hauptfach kann man auch ganz unten befindliche Ausrüstung erreichen, ohne erst das komplette Hauptfach leeren zu müssen. Wenn der Rucksack sehr voll gepackt ist, stößt allerdings das auch irgendwann an seine Grenzen, weil man ja nur von einer Seite ins Hauptfach kommt. Eine gewisse Weitsicht bei Packen ist also trotzdem vorteilhaft. Allgemein kann gesagt werden: Das Handling ist deutlich einfacher wenn der Rucksack nicht auf Anschlag voll gestopft ist. Ich persönlich bin daher froh, den 34 Liter Rucksack zu nutzen anstatt die 28-Liter-Version, weil die Luft nichts wiegt, aber der Zugang in die einzelnen Fächer geschmeidiger wird. Apropos Zugang: Die Deckeltasche ist beim Ravine nicht wie sonst meist üblich am Rückenteil befestigt, sondern "hängt" am Außenmaterial und wird mit einem Haken und Spannriemen am Rückenteil fixiert. Daher ist die Öffnung ins Hauptfach größer und man kommt besser und schneller an die darin verstauten Sachen, .
Die Schnellbefestigung der Ski ohne den Rucksack abzusetzen sollte man einmal im Trockenen üben, um nicht beim ersten Mal an einer heiklen Stelle in Verlegenheit zu kommen. Ohnehin sollte man sich die Schlaufe und den Befestigungsriemen vorher individuell ablängen, denn die Anpassung bei aufgesetztem Rucksack hab ich auf Anhieb nicht hinbekommen.
Vor und Nachteile auf einen Blick
+ relativ leicht (940 g) bei robustem, abriebfestem Material
+ komfortables Tragesystem mit gut adjustierbaren Hüft- und Brustgurten
+ durchdachte Fächeraufteilung
+ innovative Lösung für die Deckeltaschenbefestigung
+ Schnellbefestigung der Ski für kurze Tragepassagen
+ Einschubtasche für optionale Rückenprotektoren
- Zugriff auf einige Fächer etwas schwierig wenn der Rucksack auf Anschlag voll gepackt ist
- Bodenfach zu klein für viele Steigeisen, aber eher zu groß für Harscheisen + Felle => unnötiger Leeraum und Rucksack lässt sich nicht hinstellen.