Ultraleicht-Pickel Ortovox Pocket-Spike
Umrüst-Satz für den Schaufelstiel auf einen Ultra-Leicht-Pickel
Kurz vorweg: Der Hersteller Ortovox hat mir die Lawinenschaufel und den Pickelaufsatz im Rahmen einer weitergehenden Kooperation kostenlos zur Verfügung gestellt. Dieser Artikel war dafür keine Voraussetzung und wurde nicht von Ortovox beauftragt oder beeinflusst. Er dient in erster Linie dazu, die Nutzer meiner Website an meinen Erfahrungen mit dem Equipment teilhaben zu lassen.
Ausstattung und Einsatzzweck
Der Pickel-Aufsatz "Pocket-Spike" besteht aus einer Aluminium-Haue und einem Dorn für das Stielende. Er passt zur Ortovox Lawinenschaufel "Pro Alu III" und wieg lediglich 95 g (incl. Tasche 120 g). Die Schaufel hat man ja bei Skitouren ohnehin im Rucksack - diese hat ein Gewicht von 750 g. Die Schaufel hat einen 44 Zentimeter langen Teleskop-Stiel, der bei Bedarf auf eine Länge von 84 cm ausgefahren werden kann und durch die gängigen Druckknöpfe arretiert wird. Das Ende des Schaufelstiels besteht aus einem T-Griff, an dem die Schaufel auch als Hacke befestigt werden kann.
Der Einsatzzweck dieses "Not-"Pickels beschränkt sich hauptsächlich auf Gipfelanstiege vom Skidepot entlang ausgesetzter Grate oder in leichtem felsdurchsetztem Gelände. Aber auch sonstige heikle Stellen wie ausgesetzte Querungen, vereiste Steilrinnen oder im Aufstieg noch hart gefrorene Firnflanken, die mit Steigeisen aufgestiegen werden müssen, lassen sich mit einem Pickel deutlich entspannter und sicherer bewältigen. Sehr häufig handelt es sich dabei um kurze Passagen oder um Stellen die bei günstigen Verhältnissen problemlos sind - weshalb in der Regel dafür kein Pickel mitgenommen wird. Dementsprechend riskiert man dann unnötig viel oder muss die Tour abbrechen. Die 95 Gramm Zusatzgewicht können also der entscheidende Trumpf im Rucksack sein, der Dir über die Schlüsselstelle einer Skitour helfen kann.
Allerdings muss man klar sagen, dass der Pocket-Spike kein Eisgerät ersetzt. Wenn man eine Steilwandbefahrung plant, oder in einer Rinne oder einem kombinierten Felsstück mit gefrorenem Wassereis rechnet, sollte man dafür ein Eisgerät mitnehmen.
Praxiseinsatz / Handling
Ich bin 1,82 m groß - wenn der Schaufelstiel ausgefahren ist, lässt er sich gut als Steckpickel nutzen. Beim Spuren einiger Gipfelanstiege im Neuschnee wie zum Beispiel zum Piz Bleis Marscha empfand ich das sehr angenehm und praktisch. Bei leichter Kletterei in den kurzen felsdurchsetzten Steilaufschwüngen ist der zusammengeschobene Stiel als Kurzpickel hilfreich. Die Aluhaue ist für den hartgefrorenen Altschnee voll ausreichend. Es wäre sicherlich auch ohne Pickel möglich gewesen, aber eine Sicherheitsreserve ist er in jedem Fall.
Ein weiterer typischer Anwendungsfall sind die Bewältigung von hartgefrorenen Lawinenbahnen im Aufstieg. Manchmal sind hier Steigeisen und Pickel zwingend erforderlich. Querungen solcher Bahnen können oft die Schlüsselstelle in an sich harmloser Wegtrassen darstellen. Wenn der Schnee am Morgen so hart gefroren ist, dass man mit Tourenschuhen keine Stufen mehr schlagen kann, kann das den Abbruch der Tour bedeuten. Kurze Stellen lassen sich dann mit dem Notpickel sogar mal ohne Steigeisen überwinden. Die Haue hält hier gut, auch Stufen lassen sich damit leidlich schlagen - wobei ein Pickel mit Schaufelkopf natürlich von Vorteil wäre.
Vorteile und Nachteile auf einen Blick:
+ auf Skitouren sehr leichter und platzsparender "pickelähnlicher" Ausrüstungsgegenstand
+ minimale "Hemmschwelle" den Ausrüstungsgegenstand einzupacken
+ in wenigen Sekunden zusammengebaut
+ als Geh- und Steckpickel in tiefem Pulverschnee
+ als Haue und Abrutschbremse bei Hartschnee gut geeignet
- Aluhaue für Wassereis oder Gletschereis schlecht geeignet
- Stufenschlagen ohne Schaufelkopf mühselig
- Druckknöpfe mit sehr dicken Handschuhen schwer bedienbar
- bei ausgefahrenem Teleskopstiel etwas "klapperig"