Produkttest Hardshell "Ortler" von Ortovox
Leichte Hardshell für den Sommer und moderates Winterwetter
Wie immer vorweg: Der Hersteller Ortovox hat mir die Hardshell Kombi Ortler 3L kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Testbericht gibt meine ehrliche Meinung und meine Erfahrungen mit den Produkten wieder. Jeder Testbericht geht vor Veröffentlichung an den Hersteller, dieser kann dann entscheiden ob er ausschileßlich als Rückmeldung für die Entwicklung und das Produktmanagement verwendet wird oder ob ich ihn auch auf meiner Website veröffentliche. Es kommt für mich hingegen nicht in Frage, einen verfassten Testbericht nach den Wünschen eines Herstellers zu "schönen" und anschließend zu veröffentlichen.
Die Testtouren
Die Hardshell-Jacke hatte ich bisher an etwa 20 Tagen im Einsatz. Anfangs durfte sie mit mir einige Male wandern gehen, bei einem Trailrun schützte ich mich mit ihr einmal bei stärkerer Belastung vor mäßigem Regen. In den letzten vier Wochen begleitete sie mich hauptsächlich auf kürzeren bis tagesfüllenden Skitouren in tendenziell eher schlechtem Wetter. Aber auch im verregneten Alltag in der Stadt leistete sie mit bereits ihre Dienste. Die Hose hatte ich nur wenig im Einsatz, daher wird sie kein Bestandteil des Tests sein, werde aber zum Abschluss noch kurz auf sie eingehen.
Material
Die Hardshelljacke Ortovox Ortler 3L besteht aus einem Drei-Lagen-Laminat mit der Membran Dermizax NX. Gegenüber dem Marktführer Gore-Tex ist dieses atmungsaktive Material bisher eher weniger bekannt, wird aber von zunehmend mehr namhaften Herstellern verwendet.
Ausstattung
- Brusttasche
- Oberarmtasche
- verstellbare Kapuze.
- Unterarmbelüftung durch Zwei-Wege-Reißverschluss
- Besatz am Kragen aus Merinowolle
- Verstellmöglichkeit am Bund
- Kletterverschluss am Ärmelbund.
Tragekomfort und Praxiseinsatz
Ich bin 1,82 m groß und schlank mit relativ langen Armen (Spannweite 1,95 m). Die Größe M passt mir sowohl von der Länge als auch von der Weite gut. Dazu ist noch soviel Spielraum vorhanden, um eine oder sogar eine zweite Isolierschicht drunterzuziehen. Die Ärmellänge ist allerdings grenzwertig, 1-2 cm mehr wäre für mich noch besser. Das für eine Hardshell sehr weiche und dehnbare Material trägt sich ungewöhnlich komfortabel.
Wie es sich für eine moderne Hardshell gehört, ist die Jacke komplett wasserdicht, winddicht und soll mehr oder weniger atmungsaktiv sein. Die Wasser- und Winddichtigkeit ist bisher voll gegeben, auch die Imprägnierung ist solide und lässt Wassertropfen sauber abperlen. Was die Atmungsaktivität angeht kann ich nur zwei Beobachtungen schildern: Bei Skitouren hatte ich bisher nicht das Gefühl, mehr in der Jacke zu schwitzen als in dünnem Softshellmaterial. Allerdings war die Dampfdurchlässigkeit von Jacken bei mir im Winter bisher auch sonst selten ein Problem, sondern eher bei dampfigem Wetter im Sommer. Einmal nutzte ich die Jacke bei einem nasskalten Trailrun, wo ich sie bei einsetzendem Regen überzog, als ich bereits gut schwitzte. Das Gefühl zu schwitzen hat sich dadurch nur leicht verstärkt. Dass bei dieser Belastungsintensität die Unterwäsche am Rücken und auf der Brust nassgeschwitzt wird, ist bei mir aber normal und das würde ich nicht negativ werten. Sicher trägt zur offensichtlich guten Atmungsaktivität auch bei, dass die eigentliche Membran nur an wenigen Stellen mit zusätzlichen Schichten für Taschen etc. überpflastert wurde.
Wie alles an der Hardshell ist auch die Kapuze eher minimalistisch. Sie lässt sich zwar sehr gut verstellen (passt auch über den Kletterhelm) so dass sie das Gesicht rundherum abschließt. Das Gesicht selbst bleibt aber auch in der Maximalposition noch frei. Im Gegensatz zum Beispiel zur Ortovox Guardian Hardshelljacke - wo auch der Kragen höher geschnitten ist - lassen sich damit Schneestürme ohne zusätzliche Vorkehrungen (Skibrille, Gesichtsmaske) weniger gut ertragen. Die Öffnungen an den Ärmeln und unten am Bund lassen sich mittels Gummizug, bzw. Kletterverschluss hingegen gut schließen.
Sehr spartanisch kommt die Ortler 3L-Jacke mit Taschen daher. Lediglich eine Brusttasche haben ihr die Entwickler spendiert, die aber groß genug ist, um zum Beispiel einer Alpenvereinskarte Platz zu bieten. Sie ist nicht allzu tief und der wasserdichte Reißverschluss ist senkrecht angebracht, so dass man zwar bequem hineingreifen kann, aber man muss auch aufpassen, dass nichts unbeabsichtigt herausfällt. Eine weitere Tasche befindet sich am Oberarm - in einer Größe, dass z. B. das Handy reinpasst. Ich finds allerdings etwas gewöhnungsbedürftig sie zu nutzen und so ganz erschließt sich mir die Platzierung der Tasche nicht, vielleicht hatten die Designer dabei an einen Skipass gedacht.
Ein Video von AdventureRoutine mit den wichtigsten Features der Jacke.
Vorteile und Nachteile auf einen Blick
+ Sehr leicht (440 g bei Größe M) mit einem Minimum an Features.
+ kleines Packmaß
+ angenehmer Tragekomfort durch weiches, dehnbares Außenmaterial
+ gute Atmungsaktivität
+ Winddicht, Wasserdicht und mit guter Imprägnierung.
- Die Kapuze hat mich nicht vollends überzeugt: Bei Kälte mit Wind und Schneefall brauche ich zum Schutz früher eine Sturmmaske als bei Jacken mit "ausladenderen" Kapuzen und höherem Kragen.
- Oberarmtasche find ich eher unpraktisch bis unnötig.
- Die an sich gute Brusttasche ließe sich vielleicht mit schrägem Reißverschluss noch optimieren, damit der Inhalt beim Öffnen nicht unbeabsichtigt herausfällt.
Fazit: Die Ortler 3L Jacke ist eine auf den Grundnutzen reduzierte Hardshelljacke, die vor allem durch guten Tragekomfort bei gleichzeitig minimalem Gewicht und kleinstem Packmaß punkten kann. Ich würde sie vorrangig für Skitouren und Hochtouren empfehlen, bei denen keine zu extremen Wetterbedingungen zu erwarten sind (oder in Kombination mit Sturmmaske auch fürs richtig kalte Mistwetter). Ideal ist sie aufgrund des geringen Gewichts und fehlendem Schnickschnack fürs Alpinklettern.
Hardshell Hose "Ortler 3L"
Passend zur Jacke gibt es auch eine entspechende Hose aus dem gleichen Material. Diese hat seitlich zwei Reißverschlüsse, die sich aber nach oben nicht durchgehend öffnen lassen. Die Hose auf Skitour nachträglich überziehen geht also nur, wenn man die Skischuhe auszieht. Auch mit etwas klobigeren Bergschuhen wird es mühsam in die Hose hineinzukommen. Ansonsten handelt es sich um eine bequeme und gut verarbeitete Hardshellhose die beispielsweise für Schlechtwetterskitouren perfekt geeignet ist.