Kletterrucksack Trad Zero 24 von Ortovox

Mit leichtem Gepäck unterwegs in der Totenkirchl-Südverschneidung, Wilder Kaiser

Wie immer ein Disclaimer vorweg: Den Rucksack hat mir der Hersteller Ortovox im Frühjahr kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Bitte, den Rucksack hier auf meiner Website vorzustellen komme ich gerne nach. Dass ich aufgrund einer langjährigen Kooperation eine positive Voreingenommenheit gegenüber Produkten dieses Herstellers habe ergibt sich von selbst - diesen "Filter" solltet ihr beim Lesen des Artikels mit einkalkulieren. Das gute Verhältnis zu Ortovox umfasst aber auch, dass ich Dinge ohne Schönfärberei beim Namen nennen und Kriktikpunkte öffentlich ansprechen kann.

Die Testtouren

Den Rucksack hatte ich den ganzen Sommer über immer wieder im Einsatz. Am liebsten nutze ich ihn für normale Alpinkletter-Tagestouren, für Wanderungen bzw. normale Bergtouren ohne Hochtourenausrüstung. Auch zum Sportklettern hatte ich ihn immer wieder im Einsatz - in Kombination mit einem Seilsack, der zusätzlich über der Schulter getragen wird. Bei Mehrtagestouren wird es aber dann schon recht knapp mit dem Platz. Wer überlegt packt kann den Rucksack aber auch dafür verwenden - ich habe das zum Beispiel für ein Kletterwochenende auf der Meilerhütte ausprobiert.

Stauraum

Ortovox liefert den Trad Zero in zwei Größen aus - einmal mit 18 Litern und alternativ mit 24 Litern Fassungsvermögen. Dieser Artikel bezieht sich auf die größere Variante Trad Zero 24. Der Rucksack ist bewusst minimalistisch gehalten und besteht nur aus einem Hauptfach und einer seitlichen Eingrifftasche hinter dem Rückenteil. Seil und Helm kommen außen an den Rucksack, so dass die vollen 24 Liter für Kletter-Hardware, Klamotten, Verpflegung und Notfallausrüstung zur Verfügung stehen. Darüberhinaus befinden sich an der Außenseite noch Befestigungsmöglichkeiten für zwei Eisgeräte. Das wars dann aber schon. Schwierig stelle ich mir damit eine aufwändigere Eiskletterunternehmung vor, bei der neben der üblichen Ausrüstung und entsprechender Winterbekleidung auch noch Steigeisen und LVS-Notfallausrüstung dabei sind.

Nach meinen Erfahrungen reicht der Platz aber optimal für Alpinklettertouren in Zweierseilschaft, wo man maximal Kletterschuhe, Klettergurt, 10 Expresschlingen, einige Verschklusskarabiner, Sicherungsgerät, Bandschlingen, je einen Satz Stopper und Camalots pro Person dabei hat, sowie einen Halbseilstrang und Helm. Dazu etwas Verpflegung, Trinkflasche oder Trinkblase (Aufhängung und Trinkschlauchausgang hat der Rucksack), einen Ortovox-Roll-Doc, dünne Ersatzklamotten, Regenjacke und Windjacke, evtl. noch Hüttenschlafsack und minimale Toilettenbeutel. Damit ist der Rucksack dann aber voll. Ist man mit einem Einfachseil unterwegs klappt das mit der vorgesehenen Helmbefestigung oben auf dem Seil dann kaum noch, weil das ganze zu hoch wird. Wer keine Eisgeräte dabei hat, kann den Helm aber hinten an den Gummischlaufen festmachen.

Die seitliche Reißverschluss-Tasche ist relativ groß, aber bei voll gepacktem Rucksack nur noch recht schwer bis in ihren letzten Winkel zugänglich. Außerdem reicht der Reißverschluss bis ans untere Ende der Tasche, so dass die Gefahr besteht, dass der Inhalt beim vollständigen Öffnen herausfällt.

Befestigungssysteme

Der Trad Zero 24 verfügt über zwei Befestigungsmöglichkeiten für Eisgeräte. Wenn man sie dafür nicht benötigt, können sie zur Befestigung anderer Dinge zweckentfremdet werden. So lassen sich daran zum Beispiel Wanderstöcke befestigen. Ich nutze sie oft, um den Kletterhelm daran fest zu machen, weil dann der Zugang ins Innenfach höchstens noch durch das Seil blockiert wird bzw. wie schon erwähnt, wird es bei einem sehr voll gepackten Rucksack schwierig, Seil + Helm noch oben drauf zu schnallen..

Die Seilbefestigung ist praktisch und durchdacht. Mit einem Handgriff ist das oben über den Rucksack gelegte Kletterseil befestigt und durch die "klebrige" Silikonbeschichtung auf der innenseite der Befestigungslasche man muss auch keine Bedenken haben, dass es herausrutscht.

An den Schultergurten sind jeweils zwei Schlaufen angebracht, an die man beispielsweise eine kleine Kompaktkamera mit Klettband oder Karabiner befestigen kann. Weitere Befestigungssystem bietet der Trad Zero 24 dann aber nicht mehr.

Tragekomfort und Gewicht

Für meine Statur (182 cm Körpergröße) passt der Rucksack optimal. Der minimalistische Hüftgurt hat keine Polsterung und kann nur wenig Gewicht von den Schultern wegnehmen. Hat man sehr viel Eisen im Rucksack sind die Schultern auf Dauer ordentlich gefordert. Dank gepolsterter Schulterträger und dem gepolsterten Kontaktrücken trägt sich der Rucksack aber im Normalfall erstaunlich komfortabel. Der Brustgurt ist auf zwei Gleitschienen an den Schulterträgern befestigt und so stufenlos in der Höhe einstellbar. Allerdings sind die Schienen nach oben hin recht kurz, so dass bei mir der Brustgurt schon mehrmals nach oben rausgerutscht ist. Mit einem Gesamtgewicht von 570 Gramm für einen 24 Liter Rucksack handelt es sich um ein echtes Leichtgewicht. Gegenüber dem früheren Modell Trad 35, das ich hier ebenfalls mal getestet hatte und der doch relativ schnell verschlissen ist, erscheint mir das verwendete Material etwas robuster zu sein. Das 420D RibStop besteht übrigens zu 88% aus recyceltem Polyamid und ist daher auch aus Umweltgesichtspunkten positiv zu bewerten

Vorteile und Nachteile auf einen Blick

+ sehr leicht und minimalistisch ausgestattet
+ robustes Außenmaterial, das auch härtere Beanspruchung aushält
+ kaum etwas, das "kaputt" gehen kann
+ ideale Größe für Alpinklettertouren
+ durchdachte Seilbefestigung
+ durch verwendete Recyclingmaterialen nachhaltig in der Fertigung

- bei sehr schwerem Inhalt (viel Kletterhardware) etwas unkomfortabel
- Brustgurt kann nach oben rausrutschen
- seitliche Reißverschlusstasche bei sehr voll gepacktem Rucksack eher unpraktisch und durch den Reißverschluss bis ganz unten können Kleinteile herausfallen.
 

Fazit: Der Trad 24 Zero ist ein idealer Alpinkletterrucksack für Tagestouren oder für spartanisch gepackte Mehrtagestouren mit Hüttenübernachtung.