Zillergrund - Klettergebiet Au-Süd
Das Zillertal hat sich dem Klettertourismus geöffnet. Kletterer sind nun dort nicht mehr nur geduldet, sondern inzwischen als Gäste gerne gesehen. Viele Klettergärten wurden saniert, zusätzlich mit Parkplätzen, Toiletten und Zustiegen gut ausgestattet. Mancher "Alte Haudegen" mag den alten Zuständen am Fels vielleicht nachtrauern, eine Alternative zur modernen Entwicklung gab es wahrscheinlich nicht, denn die Anzahl der Kletterer stieg enorm. Waren vor 30 Jahren am Wochenende 2-3 Seilschaften in den „Ewigen Jagdgründen“ unterwegs, so muss man heute diese Felsen am Wochenende wegen Überfüllung fast meiden. Möchte man den Massen entgehen, kann man zum Beispiel in den Zillergrund ans Klettergebiet "Au-Süd" fliehen. Die gegliederte Wand mit sehr gutem Fels bietet stressfreies Klettern. Auch Mehrseillängenanfänger, die einen 7er im Klettergarten hochkommen, werden hier ihre Freude haben. Die Linienführung ist klar (den Bolts hinterher), die Stände haben zum Abseilen Ringe, bei den langen Routen im rechten Teil gibt es einen markierten Abstiegspfad.
Anreise:
Aufgrund der abgeschiedenen Lage und damit auch einer relativ langen Anreise ist es empfehlenswert, mehrere Tage vor Ort zu bleiben. Im Sommer kann man dann gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Von der Inntal-Bahnstrecke fährt man mit der Zillertaler Schmalspurbahn nach Mayrhofen und von dort mit dem Bus in den Zillergrund bis zum Gasthof in der Au. Alle Busfahrpläne gibt es beim Zillertaler Verkehrsverbund. Für Autofahrer führt knapp nördlich von Mayrhofen eine Mautstraße in den Zillergrund. Parken kann man dann ebenfalls beim Gasthaus in der Au. Im zeitigen Frühjahr (März und April) sollte man nach schneereichen Wintern beachten, dass die Fahrstraße nachmittags wegen Lawinengefahr gesperrt werden kann. Oft kann man dann das Tal erst bei Einbruch der Dunkelheit wieder verlassen.
Übernachtung:
Im Gasthaus in der Au kann man zu günstigen Preisen übernachtenim Zimmere oder für 10 Euro/Person am Parkplatz übernachten. Ein neues Sanitärhaus mit WC und Dusche (Warmwasser kostet extra) sorg dafür, dass man jetzt komfortbel mehrere Tage dort stehen kann. Die Probleme durch das massenhafte "wilde Zelten" oder Übernachten in Campingbussen inklusive der damit verbundenen Belastungen für die Umwelt trüben das Verhältnis der Bevölkerung im hinteren Zillertal zu den Kletterer, daher wird gebeten dies zu unterlassen und diesen Stellplatz zu nutzen. Einen weiteren offiziellen Kletterer-Stellplatz gibt es im Zemmgrund oberhalb von Ginzling (vor den Ewigen Jagdgründen) sowie einen normalen (teureren) Campingplatz in Mayrhofen. Ansonsten gibt es wenige Kilometer talauswärts das Gasthaus Häusling, die auch Ferienwohnungen anbieten.
Kletterrouten
Inzwischen gibt es in „Au Süd“ etwa 20 Mehr-Seillängen-Routen. Meist handelt es sich um Touren überwiegend im 6.ten Grad mit Passagen im 7. Grad (UIAA). Wenige Klettereien haben Stellen im 8. Grad. Die kürzesten Touren sind 3 Seillängen lang, oft sind sie 4-6 Seillängen, viermal 11 bis 13 Seillängen. Beim Gestein handelt es sich um Granit/Gneis mit sehr guter Reibung. Das bedeutet aber auch, dass oftmals gute Fußtechnik gefragt ist. Die Kletterei ist meist senkrecht oder leicht geneigt. Allerdings ist die Wand stark gestuft. Immer wieder durchziehen Bänder mit Bäumen die Wand. Das ist einerseits angenehm, weil man am Stand manchmal bequem im Schatten eines Baumes stehen kann, andererseits muss man manchmal wenige Meter über Schrofen oder zwischen Bäumen hochsteigen
Die Wand ist voll südseitig ausgerichtet, was bei den häufigen Gewittern am Alpenhauptkamm ein entscheidender Vorteil ist. Regnet es am Abend stark, ist die Wand am nächsten Tag nach 1-2 Stunden Sonne flott wieder trocken. Die Saison dauert von März (in schneearmen Wintern) oder April bis in den Herbst. Im Sommer kann es allerdings ab Mittag schon recht heiß werden. Am besten steigt man dann früh ein und genießt den Nachmittag unten am kalten Bach.
Die Absicherung ist meist gut bis sehr gut, wobei man aber viele Stellen zwingend klettern muss - man kann sich meist nicht von einem Haken zum nächsten ziehen wenn man eine Stelle nicht frei schafft. Im leichteren Gelände sind die Hakenabstände auch etwas weiter - in der Regel sind die Routen ungefähr für das Niveau gebohrt, das ein Kletterer besitzt, der die Routen onsight klettern kann.
- Umleitung (100m, 7- ) **(*) Nach kurzem, hässlichem Einstieg ein bissiger, aber guter Fingerriss, ab der 2.ten Seillänge geht’s in eine nette Querungen über, die letzte SL ist dann mit der „Chickenheads plaisir“ identisch.
- Halb breit (60m, 8- ) ***(*) 1.SL: Körperriss oder Piazen, beides geht nicht wirklich gut. 2. SL: stehen wie in den 80er Jahren auf extrem kleinen Kristallen. Geschmackssache , aber garantiert nicht „0815“. Wurde im Vorstieg eingebohrt, ohne vorheriges Erkunden!
- Chickenheads plaisir (90m, 7 ) ****(*) 1.SL : abdrängende Querung; 2. SL: schöne große Kristalle (Chickenheads) zum Festhalten – ein Traum; 3. und 4. SL: Bewegungsgefühl!; die letzte SL. ist leider etwas gesucht; ab SL. 3 ist immer wieder gutes Stehen gefordert.
- Enttäuschung und Verzweiflung (80m, 7 und 1mal A0 oder 8) ***(*) Wichtig: Name ist ironisch gemeint! Von allem etwas. Klettert man am Dach in der 1.SL. einen Haken A0, hat man eine tolle Tour im 7. Grad.
- Leider geil (90m, 8-) **** Name ist Programm, besonders die Kante der 2. SL. ist etwas Besonderes. In der 1. SL. muss man ganz schön zupacken, außerdem ist sie kniflig, aber immerhin steile Wandkletterei.
- Adlernest (100 m, 7-/A0) *** Umgeht den steilen Einstieg von Leider Geil rechts, verläuft über die coole Kante gemeinsam und zweigt dann wieder rechts in genüssliche Verschneidungen ab. Bewertung im Topo passt nicht : 1. SL 6, 2. SL 7-/A0 (zwei schwere Stellen und dazwischen 3 Haken A0), 3. SL 6, 4. SL 6-, 5. SL 6
- Silbermond (170m, 7 oder 6+ und kurz A0) *** Oft toller Fels, leider auch kurze, nicht so tolle Passagen. Klettert man die 5m Platten-Steh-Passage (Fußtechnik! Geschmackssache) in der 5. SL. A0, hat man eine tolle lange Route im 6. Grad.
- Kuss oder Bus (120m, 7) ****(*) Vom Einstieg aus unscheinbar. 4. SL. : sicher eine der besten der ganzen Wand: letzte SL: wackelig.
- Pickel aus dem Sack (140m, 7) ***(*) Gewöhnungsbedürftige Kletterei, oft wackelig auf den Füßen und viel Gleichgewicht, aber wenig Reibung. Gute Passagen, aber auch immer wieder mäßige Passagen. Im gesamten keine schlechte Tour.
- Fast wie in der Halle (130m 7+) ***(*) Name ironisch. 1. SL. macht Appetit aufs (Riss-)Klettern. 2. SL. leider Wald (nicht abschrecken lassen!), gleich danach wieder top: oben ein toller, weißer Piazriss, ganz oben ausgesetzt (vor allem das freihängende Abseilen).
- Der Gleiche Himmel (8+) ** Kurz und knackig
- HappyGranit oft steile und kräftige Tour; 11 Sl; oft 7+ (1 Passage 8 oder 2 Haken A0)
12a) Eierschwammerlsackerl (65m, 6+ ) * Weniger lohnende Route, die nicht im Topo eingezeichnet ist. Startet links von Supersommer und führt zum gleichen ersten Stand, dann quert sie nach rechts, zuletzt noch eine Seillänge 6+. - Supersommer (260 m, recht anhaltend 6 und 6+) *** Gesamt 11 Seillängen. Alle Klettertechniken sind gefordert. Unbedingt absteigen, den gelben Punkten hinterher. Ein detailliertes Topo gibt es hier.
- Monsterbolts (13 Sl. max 7); eher Wandkletterei und oft fußtechnisch anspruchsvolle Passagen.
- Bodybuilding und Ballett (60m 7) ****(*) Name ist absolut Programm: 1. SL: wirklich top, eine nach rechts ziehende Hangel; 2.SL. an der Schlüsselstelle nach unten (!) steigen; 3.SL. exakte Wandkletterei erforderlich.
- Geburtstagstour (250 m, 7) ***
- Projekt
- Taxgratn Walzer (100m, 8- ) **** Der Riss in der 3. SL: ist Klasse, die Chickenheads in der 4.SL. auch.
- 50er Krise (100m 7-) ****. Interessante Tour, oben ausgesetzt.
- Sport macht glücklich (100m, 7-) **** 5 kurze Seillängen, immer wieder durch Bänder unterbrochen. Mit 3 mal A0 in der 4. Seillänge (frei 8+) hat man eine schöne 7er Tour.