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Paklenica im Velebit, Kroatien

Typischer, scharfkantiger Velebit-Kalk

Sportklettern und Alpinklettern im Nationalpark

Wenn ein umfangreiches Alpentief zwischen Wien und Genf für Schlechtwetter sorgt, dann bietet sich als nächstgelegener Zufluchtsort für die frustrierten Mitteleuropäer der Paklenica-Nationalpark in Kroatien an. In dieser tiefen Schlucht durch das Karstige Velebit-Gebirge findet man Kletterrouten jeder Variation - von Sportkletterrouten in allen Schwierigkeitsgraden unmittelbar neben dem Wanderweg bis hin zur 12-Seillängen-Route durch eine 300m-Wand. Daneben ist in Paklenica vor allem im Frühling und im Sommer quasi Schönwetter garantiert, wobei allerdings die Temperaturen dann auch sehr hoch sind. Wer jedoch ein wenig hitzeresistent ist, der kann hier auch im Hochsommer klettern - vormittag eine schattige Wand suchen, und sobald die Sonne ums Eck kommt hinab an den Strand oder gegenüber auf die am nachmittag schattige Seite wechseln.

Anreise

Die Anreise nach Paklenica ist auch gleichzeitig der größte Haken an dem Gebiet - es ist und bleibt einfach sackweit. Und egal welche Route man wählt es ist immer irgendwie ein Gegurke dabei. Die Strecke Salzburg - Tauerntunnel - Villach - Karawankentunnel - Lubljana - Karlovac - Maslencia - Starigrad-Paklenica ist vom Inntaldreieck mit etwa 7 - 8 Stunden zu veranschlagen. Kürzer und mit weniger Mautgebühren, aber etwa 30 - 60 Minuten länger fährt man von Lubljana über Postojna nach Rijeka und entlang der Küstenstraße. Bei längerem Stau (ab 1 Stunde) am Karawankentunnel ist die Strecke über Triest und Udine eine Alternative. In Starigrad zweigt nach Norden die kleine (aber gut beschilderte) Straße in den Nationalpark ab. Nach 2 km kommt man zum Parkeingang (Schranke + Gebühr) und nach weiteren 2 km zum großen Parkplatz am Beginn der Schlucht.

Übernachtung

1. Camping: Campingplätze in Starigrad jede Menge. Die Campingplätze direkt am Meer sind in der Sommersaison (Juli/August) meist voll - dann besser die Campinplätze rechts und links der Straße nehmen, die in den Nationalpark führt. Diese haben gleichzeitig den Vorteil einige Kuna billiger zu sein. Ansonsten ist es normalerweise kein Problem einen Platz für sein Zelt oder den Campingbus zu bekommen. Noch ein Tipp für den Sommer - nehmt den dünnsten Schlafsack mit den ihr habt, die Nächte sind alles andere als kühl.

2. Ferienwohnungen: Entlang der Küstenstraße findet man in Starigrad kaum einen Fleck wo nicht ein Hinweisschild auf ein Apartmani/Ferienwohnung steht. Besonders im Herbst, wenn die Tage fürs Camping arg kurz werden sucht man sich besser Wohnungen oder Ferienhäuser, die zu dieser Zeit dann auch deutlich günstiger sind als zur Hochsaison.

Beste Jahreszeit

Frühling und Herbst. Im Winter dürfte es oft zu kalt sein, im Hochsommer kann man zwar auch klettern, sollte dann aber ersten hitzeresistent sein, zweitens auch mal mit ein paar Kletterstunden am vormittag und am Abend zufrieden sein - und muss vor allem beim Sportklettern in der Schlucht damit leben, beim Sichern mitten im Touristenstrom zu stehen. Vor allem im Frühling und Herbst kanns hier durchaus auch mal ergiebig und länger regnen, wohingegend sich die Niederschläge im Sommer meist auf kurze Gewitterphasen beschränken.

Karten

Im Nationalpark-Kiosk gibts ebenfalls eine Wanderkarte 1:25.000 vom Nationalpark, auf der alle Wanderwege eingezeichnet sind und die somit auch an einem Ruhetag mal gute Dienste leisten kann..

Klettern in Paklenica

Im folgenden stelle ich die Klettermöglichkeiten im Nationalpark kurz vor. Die Angaben "rechts" und "links" beziehen sich immer in der Aufstiegsrichtung vom Parkplatz talaufwärts.

  1. Sportkletterrouten in der Schlucht (Klanci)
    Etwa 170 gut abgesicherte Sportkletterrouten existieren direkt am Weg rechts und links der Schlucht. Während die Routen auf der linken Seite im Frühling und Sommer bereits früh am Morgen in der Sonne sind, bleibt der Schatten rechts je nach genauer Ausrichtung des Sektors und nach Sonnenstand bis etwa 11.30 bis 13.30 Uhr. Etwa ab 14 Uhr sind dann links die ersten Routen im Schatten.
    Die Schwierigkeiten der Routen liegt großteils im Bereich 4 bis 6b - wobei in diesem Bereich die Bewertungen oft recht hart sein können. Auch das Gestein ist hier oft schon recht abgespeckt, was die Routen nicht unbedingt erleichtert. Deutlich rauer und auch von der Bewertung her humaner sind dann die Routen ab 6b+/6c aufwärts. Diese sind in den meisten Sektoren nicht allzuhäufig. Nur in den Sektoren Rupe/Sindrom und Hram ist das Niveau insgesamt höher - hier sind die meisten Wege im 7. und 8. Franzosengrad zu finden.  
  2. Weitere Sportklettersektoren
    • Sektor Belvedere: etwa 30 steile athletische Sportkletterrouten im Bereich 6b bis 8a, etwas ausserhalb der Schlucht, oberhalb vom Parkeingang - gut 20 min Zustieg
    • Sektor Tron: etwa 10 lange (30 - 40 m) Sportkletterrouten im Bereich 5c bis 6b - gleich vor dem Schluchteingang links oberhalb des Parkplatzes - ca. 5 Minuten Zustieg.
    • Kuk od Skradelin: 5 Routen (jeweils 20m) zwischen 5c und 6c im rechten Teil der Wand, die rechts oberhalb vom Parkplatz liegt.
  3. Anica kuk
    Die Wand im Paklenica-Nationalpark ist mit Sicherheit die Anica Kuk - sie ist bis zu 300m hoch und fast 500 m breit und wird von einem dichten Netz an Routen durchzogen. Vom Klassiker im 5. Grad bis hin zur Extremroute im Grad 7c oder 8a ist alles geboten. Während die Schlüsselpassagen der Klassiker teils stark abgespeckt sind, ist in den weniger begangenen Routen der Fels weiterhin rauh und oft extrem scharfkantig. Eine der längsten Routen und gleichzeitig die empfehlenswerteste im mittleren Schwierigkeitsgrad ist - eine Kombination aus einer Route am Elefantenbauch und der "Brid za veliki cekic"
  4. Debeli Kuk
    Die imposanteste Wand auf der linken Seite der Schlucht beherbergt einige wilde Klassiker mit 6 - 8 Seillängen.
  5. Veliki Kuk
    Der Veliki Kuk ist der Berg der Genusskletterer. Die Routen sind weniger lang und ernst als an der Anica Kuk und meist auch leichter. Der Fels ist allerdings perfekt und auch nahezu überall noch rauh und scharfkantig.
    Ein Beispiel ist die sehr empfehlenswerte Route Nidia (6b+)
  6. Kuk od Skradelin
    Die wasserzerfurchte Wand rechts gegenüber des Parkplatzes ist sehr beliebt und mit einem dichten Routennetz überzogen. Die Anstiege weisen meist 3 - 5 Seillängen bei Schwierigkeiten zwischen 5c und 6c auf.