Kilian Jornet im Interview
„Ich könnte ohne Wettkämpfe leben, aber nicht ohne Training“
Er ist fitter als ein Tour-de-France-Sieger und am Berg schneller als jeder andere: Der Bergläufer und Skibergsteiger Kilian Jornet (31 Jahre; 171 cm, 58 Kilogramm; VO2max-Wert: 92). Seit Jahren dominiert er das Berglaufen in seinen verschiedenen Spielarten und geht alpinistische Unternehmungen mit dem Tempo und der Fitness eines Weltklasseläufers an. In den vergangenen Wochen im September/Oktober 2019 war er erneut im Himalaya/Khumbu Valley, wo er seine Projekte an Mount Everest und Lhotse wegen widriger Bedingungen allerdings nicht umsetzen konnte. Einen Gipfel-Versuch am Everest brach er wegen Lawinengefahr auf 8.300 Meter Höhe ab.
Im Interview erklärt der in Norwegen lebende Katalane, warum er das Trainieren als seine wahre Existenzform betrachtet, was ihn bergab so schnell macht, und wie das Vatersein sein Leben verändert hat - und wie nicht.
Interview: Claus Lochbihler
Wie würdest du Deine Stärken als Bergläufer analysieren?
Das Wichtigste ist, dass ich so früh angefangen habe. Mit 3 Jahren war ich mit meinen Eltern schon auf den ersten Gipfeln, danach habe ich immer in den Bergen Sport getrieben – im Sommer wie im Winter. Vor allem bergab profitiere ich sehr stark davon. Wenn man so früh anfängt, entwickelt man Muskelverbindungen um den Knöchel und das Sprunggelenk, die den Fuß flexibel machen, ihn zurückfedern lassen - fast wie einen Ball.
Es heißt, dass sich bergab niemand so gut erholt wie Kilian Jornet.
Ich muss beim Downhill nie groß nachdenken, wie ich meine Füße setze. Das geht vollkommen intuitiv. Ich glaube, das Bergablaufen muss man lernen, wenn man jung ist.
Muss man für das, was du machst, auch Masochist sein?
Ich kann schon sehr gut mit Schmerzen und Anstrengung umgehen. Ich liebe es, zu trainieren, zu leiden, mich zu pushen. Und ich bin neugierig, probiere deshalb im Training immer wieder andere Sachen aus.
Wie profitiert der Läufer Kilian Jornet vom Skibergsteiger Kilian Jornet und umgekehrt?
Wenn ich im Winter nicht laufe, sondern auf Skiern unterwegs bin, können sich mein Knöchel und die Muskeln, die beim Laufen besonders beansprucht werden, sechs Monate lang erholen. Gleichzeitig arbeite ich beim Skifahren an meiner Beinkraft. Und beim Skibergsteigen profitiere ich von der Ausdauer, die ich im Sommer beim Laufen aufbaue.
Du hast mal gesagt, dass du wegen des Landschaftserlebnisses läufst. Und zwar nicht nur der äußeren, sondern auch der inneren Landschaften wegen: Den Bergen aus Anstrengung und Euphorie, Schmerzen und Selbstüberwindung, durch die Du dich bewegst. Wann stellt sich dieses Erleben ein?
Immer, wenn man an seine Grenzen geht. Egal, ob das beim Wettkampf, einem persönlichen Projekt oder beim Training passiert. Dieses Erleben kann sehr unterschiedlich ausfallen - je nachdem, wie man an sein Limit stößt: technisch, konditionell oder psychisch. Das Gemeinsame daran ist, dass man dabei sein Innerstes kennenlernt.
Was war die größte innere Landschaft, durch die du gelaufen bist?
Sie fallen sehr verschieden aus. Je nachdem, was man macht und wie man sich bewegt. Als ich vergangenen Februar einen neuen Höhenmeter-Rekord im Skibergsteigen aufgestellt habe….
… 23.486 Höhenmeter in 24 Stunden….
… war es toll zu sehen, wie lange mein Körper durchhält und wie lange ich meinen Pace halten kann. Zugleich muss man dabei auch die Langeweile besiegen. Ganz anders ist es, wenn man alpinistisch an sein Limit gelangt. Da muss man mit seinen Gefühlen, mit Angst und Risiko umgehen. Und hat ganz sicher kein Problem mit Langeweile oder Monotonie. Aber keines dieser inneren Erlebnisse ist größer als das andere – sie sind nur verschieden.
Wie besiegst du die Langeweile, zum Beispiel bei Ultra-Trails?
Am Anfang pusht einen noch die Schönheit der Landschaft, aber nach 20 Stunden interessiert einen das irgendwann auch nicht mehr. Da will man nur noch, dass es zu Ende geht. Da muss man sich dann anders motivieren und vor allem die Langeweile bekämpfen. Manchmal mit Musik. Oder man unterhält sich mit einem Mitläufer. Ich habe es auch schon mit Hörbüchern versucht – aber das hat nicht so gut geklappt.
Und wie läuft es psychologisch bei kürzeren Rennen?
Da pusht man sich viel härter. Und der Körper sagt die ganze Zeit: mach doch bitte langsamer, nur ein bisschen langsamer! Dann gibt es Faktoren, die einen wie in einer Blase laufen lassen: die Spannung, die anderen Läufer, die Zuschauer. Wenn es wieder härter wird, sagt man sich: Dauert eh nicht so lang, der Schmerz ist viel früher zu Ende als bei einem Ultra-Lauf.
In deinem neuen Buch schreibst du, dass du an Wettkämpfen teilnimmst, um trainieren zu können. Nicht umgekehrt. Und dass Trainieren deine eigentliche Existenzform sei.
Trainieren bedeutet für mich: In der Natur und in den Bergen zu sein und mich dort zu bewegen. Wettkämpfe kann man nur eine begrenzte Anzahl pro Saison bestreiten. Training ist mein Alltag, meine Art zu leben. Ich könnte ohne Wettkämpfe leben. Aber nicht ohne tägliches Training.
Vor ein paar Monaten bist du Vater geworden. Deine Partnerin Emelie Forsberg ist ebenfalls eine sehr erfolgreiche Trailläuferin und Skialpinistin. Macht es das leichter oder schwerer, Sport und Familie unter einen Hut zu bekommen?
Ich glaube leichter, weil man besser versteht, was der andere macht und warum. Ein anderer könnte das auf Dauer vielleicht gar nicht nachvollziehen. Natürlich muss man sich organisieren. Jetzt zum Beispiel, wo wir das Interview führen und ich zu Hause bin, ist Emelie beim Trainieren. Später gehe ich nochmal laufen.
Im Buch heißt es, drei Menschen kämen dir schon wie eine Menschenmenge vor. Jetzt seid ihr zu dritt.
Familie ist natürlich etwas ganz anderes. Aber es stimmt schon, dass ich die Einsamkeit liebe.
Wo findest du die?
Vor allem beim Training. Da bin ich zu 90 Prozent allein. Emelie und ich brauchen auch nicht ständig andere Menschen um uns herum. Wir können beide – da sind wir uns sehr ähnlich – im gleichen Raum sein, stundenlang schweigen und uns dabei sehr wohl fühlen.
Du schreibst, dass die Liebe dich davon abhält, manche Grenzen zu überschreiten.
Weil die Gefahren und Risiken, die man in den Bergen eingeht, auch deine Beziehungen zu anderen Menschen beeinflussen. Im schlimmsten Fall sogar beenden. Das muss man berücksichtigen, wenn man für sich die Gleichung aus Gefahr und Risikobereitschaft aufstellt.
Hat sich deine Risikobereitschaft am Berg also verändert?
Vater zu sein, hat mich - wie wahrscheinlich jeden - sehr verändert. Man hat zum Beispiel ständig große Gefühle….
… ganz ohne zu laufen.
Stimmt. Aber was ich in den Bergen mache oder nicht mache, hat sich seit der Geburt kaum verändert. Ich habe schon immer versucht, keine zu großen Risiken einzugehen. Oder zumindest bestens vorbereitet die Risiken zu kennen und zu wissen, wie man sie minimiert. Nur beim Autofahren bin ich jetzt viel vorsichtiger geworden. Aber auch da gilt bei aller Vorsicht: Es bleibt immer ein Restrisiko. Es gibt kein Leben mit Null Risiko.
Es gibt und gab allerdings Alpinisten, die sich wegen des Alpinismus bewusst gegen Kinder entschieden haben.
Ich habe auch Freunde, die ihre Bergaktivitäten und das Risiko, das sie dabei eingehen, reduziert haben, als sie Eltern wurden. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Interessant finde ich nur, dass manche Risiken sehr betont werden, andere dafür weniger.
Was meinst du damit?
Risiken am Berg werden oft thematisiert – viele andere, ebenso reale Risiken, aber nicht. Emelie, ich und das Baby leben in den norwegischen Bergen – da hat man zum Beispiel viel weniger Risiko, an einer Atemwegs-Erkrankung zu leiden als in einer großen Stadt mit schlechten Luftwerten. Wir leben sehr gesund, essen wenig Fleisch, bauen unser Gemüse zum Großteil selbst an.
Wenn du auf die letzten 10 Jahre zurückblickst: Wie hat sich das Trail- und Ultra-Running verändert? Und was war dein Anteil daran?
Vor zehn oder 15 Jahren war die Berglaufszene eine ziemlich verschworene Gemeinschaft. Es gab keinen oder kaum Medienrummel. Und dann kam dieses enorme Wachstum. Aber dieser Sport wäre sicher auch ohne mich so verrückt gewachsen. Wenn ich mir einen Einfluss wünschen würde, dann vielleicht den, dass das Berglaufen seine ursprünglichen Werte nicht aus den Augen verliert. Dass nicht nur die Performance und die Bestzeiten im Mittelpunkt stehen. Für mich ist das Berglaufen an erster Stelle ein Bergsport. Da sollte es genauso um das Erleben von Natur und Gemeinschaft gehen wie um das Sportliche.
Wie erklärst du dieses Wachstum?
Da gibt es mehrere Faktoren. Zum Beispiel die sozialen Medien. Anfang der 2000-er Jahre bestimmten noch die traditionellen Medien, welche Sportarten Aufmerksamkeit bekamen – und welche nicht. Zehn Jahre später hatte sich das schlagartig verändert. Die sozialen Netzwerke explodierten und alles, was auf den herkömmlichen Kanälen nicht vorkam, fand dort seinen Platz und sein Publikum. Auch das Berglaufen. Hinzu kommt natürlich, dass das Laufen insgesamt sehr beliebt wurde. Und dass viele Menschen, die in Städten leben, hinaus in die Natur wollen. Berg- und Trailrunning verbindet beides – auch deswegen ist es so groß geworden.
Heute bist du selber ein Social Media-Star. Auf Instagram hast du mehr als 840.000 Follower.
Für mich ist Social Media Teil meiner Arbeit. Ich muss es tun, für mich und meine Sponsoren, aber es macht natürlich auch Spaß. Weil es einen inspiriert und man viel Feedback bekommt. Aber man muss die Balance hinbekommen und für sich selbst definieren, wann man online ist – und wann nicht. Man muss es im Griff haben – sonst wird es zu einem Problem.
War es dennoch gut für den jungen Kilian Jornet, der so konzentriert wie ein Mönch trainierte, dass es damals weder Facebook noch Instagram gab?
Kann gut sein, dass mir das geholfen hat und dass es den Jüngeren heute schwerer fällt, sich in unserer Social-Media-Welt auf das zu konzentrieren, was zählt. Kann aber auch sein, dass das nicht der Fall ist, weil sie eben von Anfang an damit umgehen. Ich weiß nur, dass man sich für das Training und schöne Erlebnisse von vielem freimachen muss – auch von Social Media. Um ein guter Sportler zu werden, muss man sich auf genau drei Dinge konzentrieren: gut zu essen, gut zu trainieren und gut zu schlafen. Und am nächsten Tag geht alles wieder von vorne los. Alles andere bringt einen sportlich nicht weiter.
Was ist dennoch gut an den sozialen Medien für einen Profi-Sportler wie dich?
Es ist heute viel leichter, als Läufer oder Profi-Bergsteiger ein Auskommen zu finden. Früher konnten zum Beispiel viele Profi-Alpinisten nur über Vorträge oder Bücher Geld verdienen, um ihre nächste Expedition zu finanzieren. Heute wird man gesponsert, weil man auch Influencer ist. Früher machten Sportmarken Werbung im Fernsehen oder bei Rennen – heute suchen sie die Sichtbarkeit in den sozialen Netzwerken. Früher zählte nur die messbare Leistung – und man war schnell aussortiert, wenn die nicht mehr stimmte. Heute geht es den Sponsoren um viel mehr als nur um Leistung: es geht um Geschichten, um Trainingstipps, um die Entwicklung neuer Ausrüstung….
Wie siehst du die Entwicklung des Berglaufens in den nächsten 5 Jahren?
Der Sport wächst gerade nicht mehr so rasant wie in den Jahren zuvor. Und das ist gut. Manche Rennen haben mittlerweile zu viele Teilnehmer. Natürlich ist es schön, dass es Läufe mit Tausenden von Teilnehmern und einer großen Show gibt. Aber oft verkörpern die kleineren Veranstaltungen besser den Spirit, aus dem unser Sport heraus entstanden ist.
Inwiefern?
Bei kleineren Rennen geht es nicht so sehr um Zeiten und Entfernungen, sondern darum, sich eine Landschaft, eine Gebirge zu erlaufen. Außerdem laufen Profis und Amateure gemeinsam. Die einen zwar viel schneller als die anderen, aber es ist die gleiche Strecke. Es ist eine Szene. Das ist das Schöne an unserem Sport. Und so ziemlich genau das Gegenteil von großen Sportereignissen hinter denen riesige Verbände stehen. Man braucht sich nur anschauen, was aus Sportarten geworden ist, die in den letzten Jahren olympisch geworden sind.
Im Buch gibst du dich überraschend siegesskeptisch. Man lerne nicht aus Siegen, heißt es da. Das kann natürlich nur einer sagen, der alles gewonnen hat.
Aus Niederlagen lernt man mehr. Wenn man gewonnen hat, scheint alles gut zu sein. Aber auch bei Siegen hätte man oft noch besser sein können.
Also zählt doch nur der Sieg?
Vor allem zählt das Erlebnis. Das kann natürlich auch der Sieg sein. Muss es aber nicht. Was ist Sport? Eigentlich etwas Unwichtiges. Im Grunde ein Spiel: wir gehen raus und spielen. Wichtig ist vor allem, dass man findet, wonach man sucht. In meinem Fall sind das Erlebnisse. Nur weil jemand schneller ist, heißt das noch lange nicht, dass er dabei auch die besseren Erlebnisse hat.
Was war die letzte Niederlage, aus der du gelernt hast?
Das sind so viele. In diesem Jahr wurde unser Skimo-Team Dritter beim Trofeo Mezzalama. Wir hätten mit einer anderen Strategie in der Vorbereitung und beim Rennen besser abschneiden können, glaube ich. Genauso bei meinem 24-Stunden-Höhenmeter-Rekord: Da wäre über die Ernährung noch mehr drin gewesen.
Gibt es einen Sieg oder eine Leistung, wo sogar Kilian Jornet zufrieden ist?
Mein Rekord am Matterhorn von 2013
Als du von Cervinia aus auf das Matterhorn gelaufen bist – hinauf und wieder herunter in 2 Stunden und 52 Minuten.
Das war ich so nah wie möglich an der besten Leistung, die ich abliefern kann. Bei anderen Rekorden bin ich viel spontaner vorgegangen, hab‘ sie nur unternommen, weil es in meinen Trainingsplan passte oder ich eben Zeit hatte. Auf das Matterhorn hatte ich mich einen Monat lang vorbereitet.
Du wirkst wie ein Wissenschaftler, der seinen eigenen Körper, seine eigene Leistung und die Voraussetzungen dafür erforscht.
In der Hinsicht bin ich ein Freak. Einer, der sich intensiv mit der Physiologie und Psychologie sportlicher Leistung auseinander setzt. Ich liebe es, beim Trainieren verschiedene Dinge auszuprobieren, mit meinem Körper zu experimentieren, zu testen, wie er auf Herausforderungen und Trainingsformen reagiert. Deswegen bin ich auch mein eigener Trainer – seit ich 17 bin. Das ist mir lieber, als dass mir jemand sagt: du musst das und das machen.
Woher dieses Interesse?
Bis 17 oder 18 kannte ich mich mit Physiologie und Psychologie überhaupt nicht aus. Aber nach ein paar Verletzungen habe ich angefangen, mich damit zu beschäftigen. Insofern haben Verletzungen wie Niederlagen auch etwas Gutes: Wenn man es richtig anstellt, lernt man aus ihnen.
Du hast mit 13 mit dem Skibergsteigen angefangen, blickst mit 31 also auf 18 Jahre als Skibergsteiger und Bergläufer zurück – die meisten davon an der Weltspitze. Wie fühlt sich dein Körper an?
Natürlich fühle ich mich nicht mehr so jung wie mit 17. Ich habe manchmal Schmerzen, aber die hatte ich damals auch schon. Ich hatte ein paar Verletzungen, aber nicht zu viele. Und vor allem keine, die mit einer Überlastung der Knochen und der Muskulatur zu tun hatten. Sicher: Man erholt sich mit 31 nicht so schnell von einer Verletzung wie in jungen Jahren. Und natürlich ist das, was wir Trail- oder Ultraläufer machen, langfristig gesehen nicht unbedingt ein gesunder Sport. Aber aktuell fühlt sich mein Körper sehr gut an.
Wo siehst du dich mit Ende 30?
Ich denke, dass ich dann immer noch gut in Form sein kann. Die Frage ist eher, ob ich dann für Wettkämpfe noch so motiviert bin. Früher bin ich 15 Rennen pro Saison gelaufen, heute sind es deutlich weniger. Auch weil andere Sachen hinzugekommen sind, die mich motivieren, die ich spannend finde und die Zeit brauchen: Projekte wie die „Troll Wall“ oder „A long day out“. Aber ich mag es immer noch, mich zu pushen, mich zu Höchstleistungen anzuspornen. Deswegen werde ich nie ganz mit den Wettkämpfen aufhören.
Im Mai 2017 warst du innerhalb von 6 Tagen zweimal auf dem Mount Everest - mit einem ganz eigenen Ansatz der Akklimatisierung und Vorbereitung.
Ausschlaggebend ist, dass man vorher in großer Höhe nicht nur Zeit verbringt, sondern vor allem in der Höhe trainiert. Ich habe dafür zu Hause ein Höhen-Zelt benutzt und auf dem Laufband mit Atemmaske trainiert - in einer simulierten Höhe von 6000 Metern. Im Himalaya habe ich dann nie über 6.300 Meter Höhe geschlafen. Das spart Kraft für einen umso schnelleren Gipfelversuch.
Manche haben bezweifelt, dass du ganz oben am Gipfel warst. Wie gehst du damit um?
Es ist okay, wenn Leute Belege verlangen. Ich glaube, dass ich die Fragen genügend beantwortet habe und die meisten Zweifel ausräumen konnte. Leider waren die GPS-Daten nicht so präzise, wie es wünschenswert gewesen wäre, aber wenn man die Metadadaten meiner Go-Pro-Bilder hinzuzieht, sind Auf- und Abstieg bis hinauf zum Gipfel ausreichend belegt.
Was wirst du beim nächsten Mal anders machen?
Nicht viel. Vielleicht einen zweiten Tracker mitnehmen – weil es bei den Bedingungen in dieser Höhe immer passieren kann, dass etwas nicht richtig funktioniert.
Wenn du zwischen dem Laufen und dem Skibergsteigen wählen müsstest: Für was würdest du dich entscheiden?
Für mich sind das nur zwei verschiedene Fortbewegungsarten und das gleiche Ziel: Mich schnell in den Bergen zu bewegen. Also muss ich mich den Bedingungen am Berg anpassen. Wenn Schnee liegt, auf Skiern. Wenn nicht, dann als Läufer oder Kletterer. Einfach hinauf.
Das Interview - eines von wenigen, das Kilian Jornet in dieser Saison gegeben hat - wurde auf Englisch und per Skype geführt, kurz vor seiner Abreise ins Himalaya. Während des Gesprächs passte Kilian Jornet auf seine kleine Tochter auf - mit nacktem Oberkörper, weil er kurz davor trainiert hatte. An der Wand hinter ihm: eine große Landkarte mit den Bergen von Romsdalen/Norwegen, wo er mit seiner Freundin, der Schwedin Emelie Forsberg lebt. Forsberg war gerade beim Laufen. Kilian Jornet wollte später nochmal trainieren gehen. Wir hätten das Interview gerne mit zwei, drei Fragen zu den vergangenen Wochen im Himalaya aktualisiert, aber Kilian Jornet will aktuell keine Interviews geben, sich ausschließlich auf Training und Familie konzentrieren.
Links
- Webseite von Kilian Jornet
- Strava-Profil von Kilian Jornet
- Mountain-Filmblock - im Rahmen dessen auch Kilian Jornets Film Path to Everest gezeigt wird.