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Kampenwandüberschreitung

Bewertung Ernsthaftigkeit
4+ E2   Infos
Kletterzeit Kletterlänge
1-3 h ca. 200 m
Wandhöhe Exposition
80 m W, NW
Beliebtheit
5

Routencharakter

Sehr beliebte Gratüberschreitung mit vielfältigen Variationsmöglichkeiten. Die einfachste Variante weist nur kurze Stellen im 3. Grad auf, eignet sich ideal als Anfänger-Kletterei und wird von geübten Kletterern gerne seilfrei begangen. Spätestens wenn man den Torweg auf den Westgipfel und die NW-Verschneidung auf den Hauptgipfel mit einbaut, ist Seilsicherung aber auch unter fortgeschrittenen Kletterern üblich. Eine weitere Steigerung der Schwierigkeiten bis zum 6. oder 7. Grad ist durch direktere Varianten ebenfalls möglich.

Schwierigkeit

4+ und 4- (je eine Stelle, können umgangen werden), mehrmals 3, meist 1-2 und Gehgelände.

Absicherung

Gebohrte (Ring-)Haken an den Standplätzen und vereinzelte gebohrte Zwischenhaken an den schwierigsten Stellen, dazu lassen sich Schlingen, Keile und Friends sehr gut einsetzen wenn man möchte.

Empfohlene Ausrüstung

evtl. 3-5 Expressen, Schlingen und Keile

Erstbegeher

unbekannt

Zustieg

Es gibt unzählige Wege auf die Kampenwand: Der bequemste und schnellste führt mit der Seilbahn zur Bergstation, stramme Biker radeln übers Goriloch zur Steinlingalm, Bergläufer joggen den moderat ansteigenden Reitweg hinauf und Einsamkeitssucher wandern über die verfallene Huberalm oder die Gedererwand hinauf. Mein Standardzustieg für die Überschreitung sieht wie folgt aus:

Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz Hintergschwendt – Aigen: Anfangs entlang der breiten Fortstraße aufwärts in Richtung Steinlingalm, bald kann links abgekürzt werden, dann wieder links kurz auf der Forststraße und nach dem Steilstück geradeaus weiter über einen kurzen Abkürzer. Wieder auf der Forststraße steigt man rechts ein Stück auf und nimmt den nächsten Abkürzer links. Sobald man die Straße wieder erreicht, kann man geradeaus nochmal abkürzen (aber sehr dreckig, nur in Trockenperioden zu empfehlen) oder folgt der Forststraße noch über die nächste Kehre hinauf bis zu einem großen Wendeplatz. Hier führt geradeaus der Wanderweg weiter bis zu einer Gabelung, wo es links zur Steinlingalm geht. Ich gehe hier für die Überschreitung lieber geradeaus zur Schlechtenbergalm, dann gerade über die Fahrstraße drüber und am Wanderweg weiter zur nächsten Gabelung. An ihr geradeaus und steil über die Piste hinauf an die Geländekante vor dem Zehetnerturm. Jetzt gleich nach links auf einem schmalen, nicht markierten Steig hinauf, an der Bergstation des Rossleitenlifts vorbei zum Touristenkreuz der Kampenhöhe. Von dort wenige Meter geradeaus zum Fernrohr am breiten Wanderweg. Hier führt nach Süden ein weiterer Weg durch die Latschen, am Münchner Haus vorbei über den Wiesenhang aufwärts und zuletzt links durch den Wald zur Westwand des Westgipfels (üblicher Einstieg für die Überschreitung). Von Hintergschwendt 750 Hm, ca. 1,5 h – 2 h.

Einstieg

Der Einstieg des Torwegs befindet sich ganz rechts, wo der Zaun an die Felswand heranreicht. Beginnt man hingegen mit dem Westgrat, startet man am linken Rand der Westwand bei einer kleinen, abgespeckten Scharte.

Routenverlauf

1. Aufstieg zum Westgipfel:
a) Rechts der Westwand in die Südseite hinauf zu einem großen Felsspalt (Tor), durch dieses hindurch zu Stand (50 m, 2+). Nun gerade durch einen marmorglatt polierten Riss (4-) aufwärts und rechts haltend zu Stand unter einem Kamin (25 m). Durch die Kaminverschneidung gerade hinauf, dann eher rechts haltend zum Stand am Grat (30 m, 3). Am einfachen, aber schmalen Grat nach rechts zum höchsten Punkt (seilfrei oder zwei Seillängen 50 m + 30 m, maximal 1−2).
b) Links der Westwand in ein kleines, speckiges Schartl, dann durch eine Rinne nach rechts und links hinaus auf ein Band in der Nordseite zu Standring (40 m, 1–2). Durch einen geneigten Riss an guten Griffen hinauf auf den Grat (30 m, 3-). Nun den Grat entlang 1–2 und Gehgelände zum höchsten Punkt.

2. Abstieg vom Westgipfel:
Am Grat nach Osten, dann rechts kurz abklettern (1) und auf deutlichem Pfad in die Scharte vor den Gmelchturm absteigen.

3. Gmelchturm:
Dieser kann entweder leicht auf der Nordseite umgangen oder über seine Nordverschneidung (10 m, 3, speckig aber schön) erstiegen werden. Lohnender, aber deutlich schwieriger ist der Aufstieg über die Westkante (6-).

4. Teufelsturm: Auch er könnte nordseitig umgangen werden, eine Besteigung lohnt sich aber: Vom Stand nordseitig unterhalb der Scharte zwischen Teufelsturm und Gmelchturm über gestuftes Gelände hinauf zu einem Zacken, an ihm links in einen Riss und über plattigen Fels links hinauf zum Gipfel (45 m, 3+). Vom Gipfel 25 m nach Norden abseilen zu breitem Grasband unter der Nordwand oder abklettern: Zuerst kurz an der Nordostkante abwärts, dann orografisch links in die Nordseite in eine Rinne queren und durch sie hinab (3-, nicht ganz fester Fels). Von dem Grasband entweder 10 m in die Rinne zwischen Teufelsturm und Hauptgipfel abklettern: zuerst nach Norden in eine Scharte, dann nach Osten hinab in die Rinne unterhalb der Scharte und wieder 4 m hinaufklettern (2–3) oder abseilen.
Achtung: Der alte Abseilhaken am Fuß der Ostkante, von dem man 10 m in die Rinne vor dem Hauptgipfel abseilte, existiert nicht mehr. Der neue Abseilstand ist ca. 8 m höher. Man klettert vom Grasband über eine schräge Rampe hinauf zum Beginn der Nordostkante (1–2) und sieht den Stand erst, wenn man fast davor steht.

5. Aufstieg zum Hauptgipfel:
a) Vom Geröllabsatz in der Rinne links 10 m leicht ansteigend unter eine senkrechte Rissverschneidung (Standhaken). Durch diese hinauf in flacheres Gelände zu Standhaken (25 m, 4+). Diesen kann man auch auslassen und noch 15 m gerade, eher rechts hinauf in die Scharte zu weiterem Standhaken klettern (3-). Von dort am flachen Grat ohne Schwierigkeiten (max. 1) nach Osten zum höchsten Punkt.
b) Über eine grasbewachsene Rampe in der Nordseite links unter der Steilwand aufwärts zum Gipfel (ca. 60 m, 2)

6. Abstieg vom Hauptgipfel: Am Grat nach Osten bis zu einem 5 m hohen Abbruch. Auf der schmalen Schneide bis ans nordöstliche Eck, dann an guten, aber sehr speckigen Griffen und Tritten hinabklettern in die Scharte (2). Über den schmalen Grat nochmal einige Meter leicht aufwärts, bis man den geneigten Ostgrat unschwierig hinabklettern kann in die Schlechinger Scharte (1–2, das steilste Stück könnte auch abgeseilt werden).

7. Übergang zum Ostgipfel: Auf deutlichem Weg links in die schmale Schlucht und durch sie hindurch immer nach Osten bis zum markierten Wanderweg. Auf diesem durch die Kaisersäle unter den Ostgipfel und links (Drahtseil) über die Nordseite hinauf zum Gipfelkreuz. Falls man nicht mehr zum meist überfüllten Ostgipfel möchte, führt auch von der Schlechinger Scharte ein Weg nach Norden durch den Latschenhang hinab zur Steinlingalm.

Abstieg

a) Auf dem Aufstiegsweg zurück in die Kaisersäle und dann nach Norden hinab zur Steinlingalm. Nun auf der Straße abwärts in den Sultensattel, wo rechts der Wanderweg ostseitig um den Sulten herum zum Roßboden führt. Hier am schnellsten rechts dem Wanderweg hinab und dem Aufstiegsweg folgen, oder geradeaus weiter und nördlich unter der Gedererwand hinab zur Schmiedalm, dann nach links und zum Wanderparkplatz Hintergeschwendt.

b) Vom Gipfel nach Osten, dann nach Süden hinab unter die Südwand (einige Drahtseile), weiter über den Wanderweg durch die Latschen bis zum Sattel vor dem Raffen. Jetzt links abwärts, um den Äußeren Ostgipfel herum zurück zur Steinlingalm (es führt auch links ein Weg über die Scharte links des Äußeren Ostgipfels). Weiter wie a).

Beide Abstiege ca. 1,5 h bis zum Parkplatz.

Übernachtung oder Einkehr

Sonnenalm - nahe der Bergstation der Seilbahn
Steinlingalm (nur Einkehr, keine Übernachtung)
Gorialm - knapp unterhalb der Schlechtenbergalm (nur Einkehr, keine Übernachtung)

Fotos aus der Route