Skitour Walliser Alpen - Lyskamm (4527 m)
Lyskamm Überschreitung
Schwierigkeit | Gesamteindruck |
---|---|
4 / S |
Höhenmeter | Gehzeit |
---|---|
1100 m | Gesamt 7-9 h |
Exposition | Lawinengefahr |
---|---|
Süd |
Beliebtheit |
---|
Anspruchsvolle Skihochtouren-Überschreitung eines der eindrucksvollsten Alpenberge
Der Lyskamm mit seiner gewaltigen Nordwand gehört zu den beherrschenden Bergen des Wallis. Eine wirkliche Skitour ist er nicht, sind doch weite Strecken der Gipfelanstiege sowohl auf den West- als auch auf den etwas höheren Ostgipfel zu Fuß zurückzulegen. Für sichere Bergsteiger bietet sich jedoch auch im Rahmen eines Skitourenaufenthalts in diesem Gebiet die Überschreitung des Lyskammes an. Die Gratüberschreitung auf dem exponierten, teils sehr schmalen Grat ist bei guten Verhältnissen zwar nicht besonders schwierig, sollte aber nicht unterschätzt werden. Absolut sicheres Steigeisengehen muss jedoch vorausgesetzt werden, denn ein Fehltritt kann ganz schnell 800 m tiefer enden. Vor allem bei einem Wetterumschwung kann diese Unternehmung aber auch für gute Bergsteiger schnell sehr heikel werden. Die Beschreibung basiert auf den Verhältnissen im Frühjahr 2007 - je nach Situation können sich einige Stellen am Grat aber etwas anders darstellen (v.a. bei Überwächtung).
Anfahrt
Talorte sind entweder Gressoney oder Saint Jacques im Val d'Ayas. Die Anreise von Südbayern erfolgt dabei entweder über Bodensee, Rheintal, San Bernardino oder (von Rosenheim schneller) über die Brennerstrecke nach Mailand. Weiter fährt man über Novara nach Osten bis Santhia und über Ivrea ins Aostatal, wo rechts die beiden Täler abzweigen, an deren Talschlüsse die genannten Orte liegen.
Ausgangspunkt
Capanna Quintino Sella (3545 m), Aufstieg von Gressoney in 5 h oder von St. Jacques in etwa 5 - 6 h. Alternativ kann man auch durch die Überschreitung des Castor hierher gelangen.
Routenverlauf
Von der Hütte steigt man anfangs flach, dann links haltend über eine mäßig steile Stufe in das obere Becken des Felikgletschers bis unter die Steilstufen des Felikjochs. Nun hält man sich rechts an dem Südostrücken des Felikhorns (P.4093 m, bei hartem Schnee oft besser zu Fuß) und erreicht so eine ebene Gletscherhochfläche. Nun gehts nach Nordosten entlang des Ausläufers des Lyskamm Südwestgrats so weit wie möglich mit Ski, bis man diese an den Rucksack schnallt. Dem (stellenweise schon sehr schmalen) Grat entlang steigt man nun mit Steigeisen hinauf auf den Westgipfel.
Gratüberschreitung: Vom Gipfel folgt man dem Grat einige Meter nach Osten zu den ersten Felsen. Nun direkt an dem schmalen Felsgrat etwa 150 m entlang bis zu einem Abbruch, hier seilt man sich am besten an einer fixen Schlinge 10 m ab. Ein weiterer kurzer Felsaufschwung wird überwunden, bis ein schmaler Grataufschwung an in der Eisflanke überwunden wird und man in den tiefsten Sattel zwischen den beiden Gipfeln gelangt. Der Aufstieg auf den Ostgipfel unschwierig, nur auf den letzten Metern wird der Grat nochmals schmaler.
Abstieg vom Ostgipfel: Vom Gipfelfelsen einige Meter hinabklettern, dann über den Grat nach Osten, bis er links hinabführt. Eine steile Flanke klettert man hinab und ein nahezu horizontales, schmales Gratstück mit einigen kleineren Aufschwüngen (die teilweise eher links umgangen werden) erfordert nochmal volle Konzentration, bevor knapp hinter dem letzten Grataufschwung (P. 4335) wieder die Ski angeschnallt werden können.
Abfahrt
Vom P. 4335 fährt man nach Süden hinab, überwindet an geeigneter Stelle die Randkluft und quert dann in langer Schussfahrt den Gletscherkessel südlich des Lysjochs. Westlich unterhalb der Felsinsel des Balmenhorns trifft man dann meist auf die pistenähnlich eingefahrene Skiroute der Tourengeher von Gnifetti-Hütte und Mantova-Hütte. Geradeaus gehts nun hinab zwischen einige Gletscherbrüchen (vorsicht bei schlecher Sicht auf einige Spalten!) zur Gnifetti-Hütte. Wer auf der kleineren Mantova-Hütte übernachten möchte, fährt links an der Felsinsel vorbei noch über den letzten Hang hinab zur Hütte.
Talabfahrten:
1. Abfahrt nach Alagna (der Talstation der Seilbahn zur Punta Indren): bereits knapp unterhalb der Gnifetti-Hütte fährt man scharf nach Osten auf eine markante Scharte zu. Von links her kann man hier durch ein steiles Coloir hinabrutschen zum Ghiacciaio di Indren und hinüberqueren ins Skigebiet. Hierher gelangt man auch von der Mantova-Hütte durch eine kurze Abfahrt von der Hütte und südseitiger Querung zum Ghiacciaio di Indren, allerdings müssen für die Querung nochmal die Felle aufgezogen werden. Nun je nach Schneelage mit Ski, zu Fuß oder mit der Bahn nach Alagna (von hier aber eine halbe Weltreise zurück zum Ausgangspunkt oder ins Aostatal).
2. Abfahrt nach Gressoney: Von der Hütte ca. 250 Hm nach Süden hinab, bis man nach rechts auf den Felsrücken queren kann. Nun je nach Schneelage entweder rechtshaltend direkt hinab nach Gressoney oder bei weniger Schnee nach Süden ins Skigebiet und über die Pisten so weit wie möglich hinab, bzw. halt zu Fuß.
3. Rückweg zur Sellahütte (macht nur Sinn, wenn man sein Auto entweder in St. Jacques oder gar in Cervinia stehen hat): Aufstieg von der Hütte an der Gnifettihütte vorbei bis über den ersten Bruch links (ca. 3900 m). Nun quert man nach links in den Gletscherkessel unter dem Liskamm-Ostgipfel. Über eine kurze steile Stufe gehts nun links hinauf zum Passo del Naso. Die Abfahrt nach Westen über einen steilen Hang, scharf rechts haltend kann bei schlechter Sicht heikel sein, anschliessend qwuert man den Ghiacciao del Lis oberhalb der Brüche und erreicht schließlich den Felikgletscher über den man es zurück zur Sellahütte laufen lassen kann.
Hinweise
Hütten:
Capanna Quintino Sella (3585 m), in der Skitouren-Hauptsaison Ende April/Anfang Mai meist bewirtschaftet, sonst Winterraum. Nette Wirtsleute, relativ teuer aber insgesamt o.k (im Vergleich zur Mantova).
Rifuigio Citta di Mantova (3470 m), in der Skitourenzeit bewirtschaftet, schöne Hütte, Hüttenteam o.k - Essen teuer und wenig begeisternd.
Rifugio G. Gnifetti (3611 m), in der Skitourenzeit bewirtschaftet, teuer aber netter Service und insgesamt gute Versorgung, auch für Vegetarier.