Skitouren-Durchquerung Zillertaler Alpen
Sechstägige Skitour vom Brenner zum Gerlospass
Eine klassische Durchquerung sollte es mal wieder sein, und nachdem die Zillertaler Alpen schon lange auf der "Agenda" standen, haben wir das Schönwetterfenster von 11. bis 16. April 2015 für diese gewaltige Tour genutzt. Allerdings war die "klassische" Beschreibung des Auftakts der Durchquerung über das Skigebiet nicht nach unserem Geschmack, und so haben wir die Durchquerung fast am Brennerpass begonnen und sind zunächst übers Valser Tal (St. Jodok am Brennerpass) zur Geraer Hütte aufgestiegen. Dort hat uns ein uriger Winterraum begrüßt (AV-Schlüssel erforderlich, Stand 2015 - inzwischen geschlossen)
Am zweiten Tag geht unsere Variante über die Alpeiner Scharte und das Unterschrammachkar zum Schlegeisspeicher, wo unsere Variante wieder auf die Originalbeschreibung trifft. Nun muß am Speichersee entlanggelaufen werden, und dieser Bereich ist stark durch Nassschneelawinen vom Hochstellerkamm gefährdet. Wir waren früh unterwegs und hatten zusätzlich das Glück, dass am Morgen die Sonne noch hinter Wolken versteckt war. Deshalb waren wir schon am Südende des Sees angelangt, als hinter uns das Gerumple der Lawinen begonnen hat. Der steile Aufstieg zum Furtschaglhaus folgt etwa dem Sommerweg. Der Winterraum wäre perfekt, wenn der Ofen nicht so winzig wäre und wenn es zu den wenigen Töpfen auch Deckel geben würde, aber im derzeitigen Zustand ist Wasser-aus-Schnee-schmelzen für eine fünfköpfige Gruppe schon sehr mühsam. Ein zusätzlicher Gaskocher ist hier empfehlenswert.
Am dritten Tag folgt der Übergang zur Berliner Hütte. Zunächst wird die westliche Möselescharte bestiegen, von der es laut Beschreibung auf der Ostseite "einige Meter steil durch Felsen hinab" gehen soll. Ob hier der Gletscherrückgang zugeschlagen hat? Jedenfalls ist an einen direkten Abstieg vom tiefsten Punkt der Scharte nicht zu denken. Vielleicht kann man ein gutes Stück zum Großen Möseler ansteigen und dann durch eine sehr steile Schneerinne absteigen? Wir haben uns für die Traverse des Möselekopfes und den Abstieg durch dessen sehr steile Ostflanke entschieden. (Bei sehr guten Schnee ev. fahrbar, jedoch zwischen 40 und 45 Grad steil!) Bei weiterer Ausaperung könnte aber auch dieser Abstieg schwierig werden, so dass vielleicht irgendwann in der Zukunft der Möselekopf sogar im Westen und Süden umgangen werden muss. Nachdem der östliche Nöfesferner erreicht war, konnte der Große Möseler über seine Südostflanke bestiegen werden. Danach geht es südseitig um einen Gratausläufer von Punkt 3271 herum und mit einem kurzen Anstieg, zuletzt ein paar Meter steil durch Felsen, zur Östlichen Möselescharte, von der aus man bequem mit Ski (am Seil) über das Waxeggkees abfahren kann. Ein Gegenanstieg von ca 150 Hm führt zum hervorragenden Winterraum der Berliner Hütte.
Der vierte Tag führt eigentlich über den Schwarzenstein zur Greizer Hütte. Leider hat der Wetterbericht für den Freitag ein Ende der Schönwetterperiode angekündigt, so dass wir mit unserem Wunsch, die Zillertaler komplett zu durchqueren, eine "Straffung" des Programms vornehmen mussten: Wir gehen gleich von der Berliner Hütte bis zur Kasseler Hütte! Mögliche Gipfel beim Übergang (Möchner oder Schwarzenstein) lassen wir liegen, zumal uns genau an diesem sehr hohen Übergang eine Störung erwischt und wir uns im White-Out zum Trippachsattel hinabbasteln mussten. Kaum dort angekommen, wurde es wieder schön, und wir konnten im Rückblick den gewaltigen Lawinenanriss in der Ostflanke des Schwarzenstein bewundern. Gut, dass wir so weit nach Süden ausgewichen sind, fast bis zur Schwarzensteinhütte! Vom Trippachsattel sind wir unter den Floitenspitzen und dem Löffler durchgequert (wieder Abfahrt am Seil) und sind dann, statt zur Greizer Hütte hinab, gleich zur Löfflerscharte hinaufgestiegen. Dort muss man westseitig etwa 50 Hm hinaufstapfen und ostseitig fast 100 Hm steil hinab. Dieser Übergang ist zwar deutlich schwieriger als die sonst zwischen Greizer und Kasseler Hütte übliche Lapenscharte, aber beim ansonsten gebräuchlichen Übergang muss man ja außer der Lapenscharte auch noch den langen felsigen Nordostgrat der Greizer Spitze überqueren, und diesen zweiten Übergang erspart man sich bei der Traverse über die Löfflerscharte! Nach der Löfflerscharte folgt eine lange Querung, abwärts, aufwärts, zuletzt wieder abwärts, bis die Kasseler Hütte mit ihrem kleinen Winterraum erreicht ist. (6 Lager, dünne Decken, guter Ofen).
Am fünften Tag wird die Wollbachspitze überschritten, und ein traumhafter langer Nordosthang führt hinab in der Sundergrund. Und wir hatten Glück, dass der Schnee bis auf die Rachhüttenalm (1430m) hinabgereicht hat und sich das Ski-tragen hinab zum Wirtshaus in der Au in Grenzen gehalten hat! Das Wirtshaus in der Au ist heuer offiziell geschlossen, weil es unfallbedingt nicht vernünftig betrieben werden kann. Wir durften dennoch im Lager übernachten und haben uns selbst mit unseren Kochern versorgt. Ein Dankeschön an die Wirtsleut!
Der sechste Tag beginnt sehr mühsam! Es gilt, die Teerstraße mit ihren Tunnels zum Speicher Zillergründl hinaufzugehen, und dank vieler Fotomotive (Eissäulen im letzten Tunnel) hat es mehr als 2 Stunden gedauert, bis wir am Speichersee in die Ski steigen konnten und der eigentliche Skitourenaufstieg durchs Zillerkar beginnt. Wir haben den Kuchelmooskopf als wunderschönen Aussichtsgipfel bestiegen und danach den erstaunlich einfachen Übergang über die Schönachschneid zum Schönachkees genommen. Eine zügige Abfahrt ins Schönachtal folgt, bei der sich unser Telemarker leider seinen Ski abgebrochen hat. Der Abfahrtsgenuss wurde nochmal beim Issanger-Almboden (ca 1500) unterbrochen, weil sehr lästige Lawinen- und Eisschlagreste die Forststraße überdeckt haben. Bei der Jausenstation war endgültig Schluss mit dem Schnee, und die letzten 3 Kilometer mussten wir die Ski nach Gerlos hinabtragen. Per Bus und Bahn sind wir anschließend in ca 3 Stunden Fahrzeit nach St. Jodok am Brenner zu unseren Autos zurückgefahren. Und am folgenden Tag wurde das Wetter tatsächlich so richtig schlecht !
Bericht: Edu Koch
Fotos: Edu Koch, Bernd Pörtl
Karte: Alpenvereinskarten Nr. 31/5 Brenner-Berge und Nr. 35/1 bis 35/3 Zillertaler Alpen
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