Schwierigkeits-Bewertung bei Skitouren und im Skialpinismus
Das Bewerten von Skitouren anhand einer definierten Schwierigkeitsskala ist relativ kompliziert, da sehr unterschiedliche Anforderungen an den Bergsteiger gestellt werden können und darüberhinaus auch die herrschenden Bedingungen eine sehr entscheidende Rolle spielen können. Seit wenigen Jahren experimentieren wir beim Panico-Verlag mit der Skitourenbewertung herum und seit meinem Tauern-Skitourenführer verwenden ich in meinen Büchern jetzt eine zweigeteilte Bewertung, die einerseits die Gesamtanforderungen beinhaltet und zum Zweiten Auskunft über die skitechnischen Anfordernungen gibt.
Gesamtanspruch (Ernsthaftigkeit)
Neben der Steilheit hängen die Gesamtanforderungen noch von vielen weiteren Faktoren ab, wie Abgeschiedenheit, komplexes Gelände, Orientierung, objektive Gefahren und die Länge der Unternehmung. Je höher der Gesamtanspruch, desto mehr Erfahrung und sicherungstechnisches Know-How benötigt der Alpinist. Angelehnt an die international üblichen, französischen Bezeichnungen facile (F) peu difficile (PD), assez difficile (AD), difficile (D), très difficile (TD), extrèment difficile (ED) sowie abominablement difficlile (ABO) verwenden ich eine Gesamtbewertungsskala von 1-7. Bei Grenzfällen können Zwischenstufen (z. B. 2-3) angegeben werden, auf eine weitere Feinabstufung wird verzichtet, da in der Regel die herrschenden Verhältnisse größeren Einfluß auf die Gesamtanforderungen haben, als es mit einem Plus oder Minus darstellbar ist.
1 leichte Tour (F)
Keine besonderen alpinen Kentnisse und Erfahrungen erforderlich, ebenso sind skifahrerisch und konditionell höchstens moderate Anforderungen zu erfüllen. Touren dieser Schwierigkeit sind auch für Einsteiger geeignet.
2 wenig schwierige Tour (PD)
Mittelschwierige Touren, die Kletter- oder Sicherungskönnen erfordern, allerdings langjährige Bergerfahrung, lawinenkundliches Wissen, sowie u. U. sichere Skitechnik (Aufstieg und Abfahrt) im steilen aber ungefährlichen Gelände und gute Kondition.
3 ziemlich schwierige Tour (AD)
Anspruchsvolle Unternehmungen, erfordern alpine Erfahrung auf Wintertouren und in leichtem Kletter- und Hochtourengelände, Grundkenntnisse im Umgang mit Seil, Pickel und Steigeisen sowie u.U. sichere Skitechnik im absturzgefährdeten Gelände und sehr gute Kondition jenseits von 2000 Hm Aufstiegsleistung.
4 schwierige Tour (D)
Sehr anspruchsvolle Unternehmungen, für die meisten ambitionierten, gut ausgebildeten und trainierten Normal-Bergsteiger das Ende der Fahnenstange. Sicherungstechnik im Fels und Eis sollten genauso beherrscht werden, wie das Abfahren ausgesetzter Steilflanken, dazu ist eine durchdachte, eigenverantwortliche Risikoabwägung erforderlich.
5 sehr schwierige Tour (TD)
Anspruchsvoller Skialpinismus mit erhöhten Anforderungen an das Kletterkönnen in Schnee und Eis, an Skitechnik und Psyche im exponierten Steilgelände, an das Risikomanagement und/oder die Kondition.
6 extreme Tour (ED)
Schwierige Winterklettereien im Aufstieg und extreme Steilwandabfahrten.
7 abschreckend schwierige Tour
High-End Unternehmungen im Skialpinismus.
Skitechnische Anforderungen nach der SAC-Skitourenskala
Das skifahrerische Können läßt sich relativ leicht an Hangsteilheiten und zu bewältigenden Hindernissen festmachen läßt. Dafür bietet die SAC-Skitourenskala eine praktikable und bewährte Methode und ergänzt die Gesamtbewertung nochmal etwas feiner durch die Angabe der skitechnischen Schwierigkeit.
L leicht
Mäßig steiles Gelände bis 30°, keine Abrutschgefahr, weitläufiges Skigelände ohne Hinternisse und Engstellen bzw. breite Forststraßen oder Skipisten. Aufstiege sind bei guter Spuranlage noch ohne Spitzkehren möglich.
WS wenig schwierig
Überwiegend mäßig steiles Gelände, teils mit Hindernissen (Bäume, Felsblöcke). Steilstellen bis 35° und Engstellen sind kurz und ungefährlich, im Aufstieg sind bereits gelegentlich Spitzkehren erforderlich.
ZS ziemlich schwierig
Häufig steiles Gelände über 30°, kurze Steilstellen bis 40°. Engstellen sind kurz und steil oder länger und weniger steil. Sichere Spitzkehrentechnik ist erforderlich, bei Abrutschen Verletzungsgefahr.
S schwierig
Steilgelände über 35°, kürzere Stellen bis 45°, lange und steile Engstellen, stellenweise Absturzgefahr in Steilstufen.
SS sehr schwierig
Anhaltend steiles Gelände zwischen 40° und 50°, Umspringen oder Abrutschen in Engstellen, über längere Strecken Absturzgefahr.
AS äußerst schwierig
Äußerst ausgesetztes und absturzgefährdetes Gelände, sehr steile Flanken und Couloirs mit längeren Strecken zwischen 50° und 55°.
EX extrem schwierig
Mit Schnee durchsetzte Felswände und Abfahrtspassagen über 55° Neigung.
Beispiele für die Schwierigkeitsbewertung
lle auf dieser Seite vorgschlagenen Bewertungen sind rein subjektiv und natürlich immer auch geprägt von den Bedingungen, die ich bei meiner Begehung angetroffen habe. Trotzdem hab ich versucht, den Schwierigkeitsgrad so objektiv wie möglich festzulegen. Da bei klassischen Skitouren die Gesamtbewertung wichtiger ist als die skitechnischen Ansprüche wird bei mir immer die Gesamtanforderung vorangestellt.
- Schreckenkopf vom Sudelfeld 1 / L
- Brünnsteinschanze vom Tatzelwurm 1 / L
- Steinberg vom Steinberghaus 1 / L
- Roßkopf vom Spitzingsee (Tourenaufstieg) 1 / WS-
- Spitzstein von Sachrang 1 / WS
- Jägerkamp von Aurach 2 / ZS
- Großer Traithen von der Rosengasse 2 / ZS
- Ellmauer Tor 2 / WS+
- Hirzer vom Ghf Haneburger 2 / WS+
- Großes Beil von der Schönangeralm (Abfahrt Nordrinne) 2-3 / ZS+
- Goinger Törl durchs Griesner Kar 2 / ZS
- Westl. Hochgrubachspitze aus dem Griesner Kar 3 / S
- Pyramidenspitze durchs Eggersgrin 3 / S+
- Kaiserexpress Wochenbrunn-Durchholzen 3-4 / S+
- Wildspitze aus dem Skigebiet 2-3 /WS+
- Wildspitze von Vent mit Abfahrt Mitterkarjoch 3 / ZS
- Großglockner über Stüdlhütte 3-4 / ZS+
- Großglockner über Hoffmannskees 3-4 / ZS
Diese Bewertungen weichen teilweise (noch) von den Bewertungen in meinen Büchern ab - die Bewertungsskalen sollen aber in den nächsten Auflagen angeglichen werden.