Reha-Skitour und Pizzoccheri
Besuch der Bayerländer auf der Rauhkopfhütte
"Hatschi, Hatschi, Hatschi, Hatschiiiii" - so geht's am Donnerstag schon los, Niesanfälle im Minutentakt. Am Freitag kommt dann der Schnupfen, die Lymphknoten schwellen, die Stimme wird immer tiefer und rauer. Atmen durch die Nase? Fehlanzeige.
Am Wochenende steht von meiner Sektion Bayerland ein LVS-Training auf dem Programm - oben auf unserer Rauhkopfhütte. Ich hatte dem Organisator Bernd bereits zugesagt und freute mich eigentlich schon drauf, zahlreiche Freunde endlich wieder zu sehen. Und jetzt? Fünf Stunden in der Kälte herumstehen möchte ich mir in der Verfassung nicht antun. Aber daheim bleiben ist aber auch keine Lösung - bekanntlich sterben ja die meisten Leute daheim im Bett. Da ich vermutlich die gefährliche Männergrippe habe, möchte ich kein Risiko eingehen und beschließe eine angemessene Therapie. Bewegung und frische Luft waren immer schon die beste Medizin, also raus ins Schneegestöber.
Und es stöbert heftig, als ich nach Mittag in Schliersee einfahre. Die steile Auffahrt zu Bertis Wohnung kann ich ohne Schneeketten vergessen und so darf er mit den Ski schon mal herunterschwingen zur Hauptstraße, wo ich ihn auflese. Plan A wäre Aufstieg vom Spitzingsee gewesen, den wir sogleich wieder verwerfen als wir die schneebedeckte Spitzingstraße passieren. Also Plan B: Aufstieg von Geitau. Im dichten Schneetreiben spazieren wir gemütlich die flache Straße nach Mieseben. Perfekt für meinen darniederliegenden Organismus. Und perfekt zum ratschen. Dafür gibts genügend Stoff angefangen von Bugs auf meiner Website bis hin dem Film über das Attentat bei Charlie Hebdo - wo Berti auf einer Vorpremiere eingeladen war und der sehr sehenswert sein soll.
Die Straße wird bald etwas steiler, aber nie so gaach dass man sich wirklich anstrengen müsste. Eine Spur ist auch schon vorhanden, auch wenn sie langsam wieder zuschneit. An der Abzweigung zur Krottentaler Alm hat der Schneefall aufgehört und ich fühle mich schon viel gesünder. Wir beschließen daher, vor dem gesellschaftlichen und kulinarischen Teil des Abends dem Taubenstein noch einen Besuch abzustatten. Im Dämmerlicht empfangen uns kräftige Windboen am Skidepot. Die letzten 40 Meter zum Gipfel schenken wir uns und rüsten umgehend zur Abfahrt um. Einige Wolkenlücken sorgen für passable Sichtbedingungen, so dass wir zügig zur Hütte hinabschwingen können.
Dort platzen wir mitten in die abschließende Theorieeinheit. Das angesprochene kulinarische Highlight der Veranstaltung in Form von Bernd's genialen selbst gemachten Pizzoccheri - einer veltliner Spezialität, die ich das erste Mal im Val di Mello kennengelernt habe - folgt im Anschluss. Meinen Genesungsprozess haben sie bestimmt tatkräftig unterstützt, vielen Dank an Bernd nochmal dafür. Die ein oder andere Tourenoption für den gerade durchstartenden Winter wurde bei den anwesenden Freunden ebenfalls vereinbart, so dass wir gegen 21 Uhr zufrieden zum Aufbruch blasen.
Es schneit wieder kräftig, was die Reichweite des Stirnlampenkegels stark einschränkt. Den Weg kenne ich eigentlich in und auswendig, trotzdem bin ich bei dem Blindflug froh, irgendwann auf die Fahrstraße der Krottentaler Alm zu stoßen. Mühsam spuren wir auf der flachen Straße bis zur Abzweigung. Der Turbo-Boost durch den Wirsing in Bernds Pizzoccheri erleichtert die Sache nur unwesentlich, trägt aber vermutlich stark zum Treibhauseffekt bei. Endlich treffen wir unsere Aufstiegsspur. Rund 10 cm Neuschnee sind in den letzten viereinhalb Stunden gefallen. Entspannt schwingen wir entlang der Straße ins Tal. Die abschließende Skatingeinlage hinaus zum Parkplatz testet das Herz-Kreislauf-System dann schon wieder einen Gang höher. Allerdings ist das Gefälle groß genug, um den Puls in vertretbaren Grenzen zu halten.
Fazit: Alle Ziele wurden erreicht. Wir hatten eine nette, kleine Skitour in den Hausbergen, einen gemütlichen Abend mit einigen schon länger nicht mehr gesehenen Bergspezln, ein super Abendessen und ich bin dem Siechtum dieser heimtücksichen Krankheit entkommen :-).