Materialtest Black Crows Orb Freebird

Die Bedingungen vorab: Ich hab den Ski bei Montagne-Sport in Rosenheim gekauft. Ich bin für die Firma gelegentlich als freier Mitarbeiter tätig und bekomme daher Sonderkonditionen, die ich auch für diesen Tourenski bekommen hab. Dazu einen Testbericht zum Ski zu publizieren war eine Bitte vom Geschäftsführer Hans Tischlinger, aber keine Bedingung.

Die Testbedingungen

Auf den Testski in der Länge von 178 cm hab ich mir eine Tourenbindung ATK Raider 12 montieren lassen: die Stopperbreite von 91 mm passt perfekt. Getest hab ich das Modell Black Crows Orb Freebird 21/22 - frühere Modelle weichen sowohl in der Geometrie als auch im Aufbau etwas ab. Mein Tourenschuh ist ebenfalls ein Allrounder - der Maestrale von Scarpa. Als Felle hab ich die Contour Guide Pure auf den Ski anpassen lassen, da das Originalfell leider kurzfristig nicht verfügbar war.
Ich hab den Ski auf einem halben Dutzend Skitouren ausprobiert. Die Bedingungen waren überwiegend hochwinterlich, mit Pulverschnee und Windharsch. Auf einigen Modetouren gab es auch vereiste Buckelpisten und auf der Abfahrt vom Glungezer konnte ich den Ski auf einer gut präparierten Skipiste etwas laufen lassen. Am Wandberg hatten wir sogar schon einen Hang mit idealen Firnbedingungen. Ich selbst ordne mich als guten Tourenskifahrer ein, allerdings hab ich einen nicht sehr aggresiven Fahrstil und fahre normalerweise nur mit mittlerem Tempo. Auf Skipisten bin ich so gut wie nie unterwegs, daher bin ich auch kein guter Pistenskifahrer und habe keinen Vergleich/keine Erfahrung mit Pistenskiausrüstung.

Materialkunde

Der Black Crows Orb Freebird weist in der Länge von 179 cm die Taillierung 127 - 90 - 112 mm auf und hat somit einen Radius von 18 Metern. Der Ski wiegt etwa 1450 g. Sowohl in der Breite als auch beim Gewicht spielt er also irgendwo im Mittelfeld der Allround-Tourenski mit. Die Geometrie weist an der Spitze einen deutlichen Rocke auf und einen moderaten Rocker am Skiende auf. Der Aufbau besteht aus eine Semi-Cap-Bauweise, bei der ein vollständiger Holzkern mit Fiberglass und Carbon ergänzt und mit einer Titanalverstärkung unter der Bindung versehen wurde. Das an sich schlichte, einfarbige Design fällt durch das leuchtende Zitronengelb jedermann ins Auge.

 

Im Praxistest

Die ersten Skitouren mit dem neuen Ski fanden gleich bei idealen Bedingungen statt. Am Morgenkogel in den Tuxer Alpen gab es frischen Pulverschnee und in der Gipfelregion hartgepressten Windharsch. Beim Aufstieg waren hier keine Besonderheiten festzustellen - zudem ist ein neuer Ski mit neuem Fell fast immer angenehm zu gehen. Bei der Abfahrt beeindruckte der Freebird Orb sowohl durch guten Kantengriff auf den verharschten Flächen, als auch durch gutes Aufschwimmen im Powder sowie Drehfreudigkeit in der schon etwas zerfahrenen und buckeligen Waldschneise. Noch etwas spannender wurde es am nächsten Tag am Glungezer, wo der Windharsch noch härter und in der Buckelpiste unterhalb der Glungezer Hütte auch einige eisige Stellen dabei waren. Selbst hier gab es keinen Grund zum Klagen. Im Anschluss ging es über die Skipiste weiter talwärts. Ich bin selbst kein Pistenfahrer, ließ den Ski aber für meine Verhältnisse schon mal flott laufen. Für meine Ansprüche lag er auch bei höheren Geschwindigkeiten noch sehr ruhig auf dem Schnee und die Kanten hielten in den Bögen die Spur. Eine kurze Bruchharschpassage bei der Talabfahrt konnte aber auch der Orb nicht in Pulver verwandeln.
In der Folgewoche war ich noch mehrmals unterwegs. Die etwas ruppige Buckelpiste unterhalb der Hochalm in Berchtesgaden und die zerfahrenen Passagen im oberen Teil des Spitzsteins ließen sich ebenfalls tadellos meistern. Dabei muss man aber sagen, dass die Wendigkeit des Skis trotz der 179 cm Länge (normal hab ich meist einige Zentimeter kürzere Brettln) überraschend gut ist. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, in dem engen Gelände mehr "arbeiten" zu müssen. Ich hatte auch das Gefühl, dass er relativ fehlertolerant ist. Selbst wenn man mal etwas lässiger auf dem Ski steht und die Schwünge nicht ganz konzentriert setzt, fahren sie in die gewünschte Richtung.

Fazit

Natürlich muss man bei so isolierten Tests immer etwas vorsichtig sein, weil der Vergleich mit einem ausgefahrenen und nicht perfekt präparierten "Altski" natürlich hinkt. Ein komplett neuer Ski wird hier meistens besser abschneiden. Meine mehrere Jahre alten Tourenski mit denen ich im bisherigen Teil der Saison unterwegs war, haben ihre besten Zeiten sicherlich schon länger hinter sich. Trotzdem bin ich vollauf zufrieden mit dem neuen Sportgerät, der alle Erwartungen tadellos erfüllt hat. Ich kann ihn sowohl Skitouren-Einsteigern aufgrund seiner hohen Fehlertoleranz, als auch Fortgeschrittenen Tourengehern als zuverlässigen Allround-Ski mit moderatem Gewicht bei guter Abfahrtsperformance empfehlen.