Durchquerung Villgratner Berge und Zinnenumrundung
Sektionstour der DAV-Sektion Rosenheim unter der Leitung von Markus Stadler
Bericht: Gotthard Weiser
Bilder: Markus Stadler
Von Antholz ins Karbachtaltal - 11.2.2004
Die Vorentscheidung - Kitzbüheler bei Schneefall oder Alpensüdseite bei Nordföhn - fiel richtig aus: auf nach Südtirol! Mit zwei Autos und bei anhaltendem Schneetreiben machen wir uns auf den Weg über den Brenner, es geht erstaunlich glatt. Wir treffen auch pünktlich unseren Till im Wirtshaus Neunhäuser, der einzeln aus dem Wallis nachkommt. Unser achter Mann ist gestern krank geworden, Pech für Egon. Noch dazu gibts bei uns restlichen sieben drei (!) Raucher, also praktisch die Mehrheit. Sowas ist Markus noch nie passiert, echter Kulturschock. Des kann was wer'n, besser aufpassn nächstes Mal. Bei der Feuerwehr in Antholz-Niedertal deponieren wir die Autos und tragen die Ski über die vereiste Dorfstraße hinauf. Der erste Ausfall - Michael hats polandert, rutscht als Käfer talwärts, ein Bild für Götter - wurde mit Glück vermieden. "Wer legt zuerst die Spur?" Ich probiers gleich, das gehört schon mit zur praktischen Lawinenausbildung. Über eine Schneewehe gewinnen wir schließlich die Forststraße. "Weil mir jetzt grad do san - was waar des für a Schnee?" fragt Markus. Er bohrt mit seinem neuen Rennsteckerl in der Wachtn rum und präsentiert uns etwas zuckriges auf dem winzigen Teller. ...Triebschnee! "Foisch! Schwimmschnee!" kontert er. Wir erfahren, daß dieses Teufelszeug ausgerechnet durch Verdampfung aufgebaut wird, schnapsglaslgroße Becher bildet, immer unsichtbar unten drin ist und hinterfotzig ganze Häng absausen läßt. Der Erzfeind jedes Skitouristen. Wir sind a Stückl gscheiter, die Meiserl pfeifn in der Vorfrühlingssonne, wir hatschen den Weg am Wildbach hinein - nun in Begleitung eines dickpelzigen Collie-Hundes, der im Dorf drunt ausbüchslt ist.
Der Weg endet, da oben muß die eigentliche Straße zur Taistenalm sein. Der Wald ist steil und buschig. Mit geschulterten Skiern gehts erst durch eine Schneerinne hinauf - samt Hund. Der verweigert mittendrin, winselt gottserbärmlich, geht weder rauf noch runter. Nachschieben hilft auch nix - also Ski ablegen und runter mit dem Hund. Macht er, ich wieder rauf - da ist das Viech schon wieder. Habe ich doch neulich was von CBD Hundeleckerli gehört, die bei Hunden Stress abbauen und für entspanntes Verhalten sorgen. Die hätte ich jetzt gerne dabei. Sollen wir jetzt die Hundewacht holen... haben ja garnicht die Hunde-Handy-Nummer für Südtirol. Also wuisln lassen und weiter hinauf. Schwammerl finden wir keine, ist noch zu früh im Jahr, aber dafür die Straß zu den Almen. Kleiner Tipp: mit Ski am Rucksack bleibt man hängen im Schutzwald, schultern ist besser. Aber wann sucht man schon Schwammerl per Ski? Nun gehts schon höher auf kleinen Schneisen durch die Zirben, so richtig lauschig durch Tiefschnee. Da lassen wir Markus spuren, endlich etwas was ihn neibremst. Pause auf der Taistenalm, nun sehn wir schon paar Sextener Bergspitzln. Nach vorangehender Erläuterung über das optimale Spurlegen im Bruchharsch lässt unser Begleiter Taten folgen. Doch selbst tragfähige Geländekanten verhindern nicht, daß Markus im Schwimmschnee rudert. Ein Glück daß er schwimmen kann, sonst wärn wir ihn jetzt schon los. Nun - ohne Zirben unterhalb des Milliongipfels - wird die Südtiroler Schneepalette mit Windgepresstem fortgesetzt. Gut nur zum Aufsteigen.
Der Besitzer, unser wohlbekannter wackerer Ökonom Andreas Felderer vom Außerharmer Hof im Gsies, hat sie in den letzten Jahren von einem einheimischen Zimmerer mit Geduld und Liebe ausbauen lassen. Das hat der sehr schön gemacht. Kost natürlich a Geld. Dafür wird die Gallfall-Alm auf der frischinstallierten Homepage öfter angeklickt wie die Außerharmer Zimmer. Das Wasser summt schon, zwei Kilo Spaghetti wachsen zu einem Berg heran, die Soß passt auch, Ingrid und ich haben in Kaibemoor stundenlang danach recherchiert. Und Sabine schnipselt hart mit sich selbst die Zwiebeln, auf die Gefahr hin daß ihr die Linsn aus de Augn falln. Ohne Sabine täten wir ganz klar verhungern. Endlich geht unsere Energieaufladung los. Tobi fehlt diesmal; so müssen wir mit uns selbst um die Wette essen. Es schmeckt trotzdem super. Leider kann der Nudelberg nicht ganz vernichtet werden - der einzige Fehler an dieser Tour. Der achte Mann geht einfach ab! Da wir keinen Roten mit raufgeschleppt haben (auch Johannes nicht dabei, noch ein Fehler!), müssen wir auch so einschlafen. Es gelingt uns glatt.
Übergang Karbachtal - Gsieser Tal 12.2.2004
Gallfall-Alm (1667 m), Regelspitz-Skigipfel (2747 m), Außerharmer Hof (1349m)
Wir machen uns fertig zum Übergang ins Gsiestal. Da ist schon wieder eine Niete ab an meinem Steigfell. Ersatznieten hab ich dabei, sind aber zu lang. Ein Hammer geht nicht her, aber Frank, unser mitgeführter Notarzt, hat einen Leatherman im Rucksackl, a Zangerl mit Zahnstochern. Ich zwick zu, viel rührt sich nicht. Da packt der Frank die Zang und der Niet is platt. Er hätt beruflich viel mit Knochen zu tun bei der Neurochirurgie, da muß man schon hinlangen, erklärt er. Gut daß ich das weiß, muß stark im Gebirg aufpassen jetzt. Sonst kommt Frank am Fixseil mitn Hubi herangeschwebt und repariert mich mit dem Leatherman. Da sei Gott vor! Alles paletti, heut wird Michael vorgeschickt. Am Bach, übern Bach, optimal übern harschigen Hang, 25 Grad, Lawinen 2, zur ersten Alm, zur zweiten, dann Till vor, links ab ins Hochtal Richtung Hoher Mann. Da kommt erst ein steilerer Hang. Markus steht plötzlich da, gräbt im Schnee bis auf den Boden runter. Ein Goldschatz hier droben? Ist schon weg! Also schaun wir uns den Schnee mal an. Markus fingert erstmal am Profil herum, kann so zwischen Schwimmschnee, dünnem Reif und verschiedenen Deckeln unterscheiden. Der oberste ist tatsächlich nur 5 - 10 Zentimeter stark wie er erzählt hat; ich hatte gemeint er will uns pflanzn. Aber da sind wir tatsächlich auf dem bissl Zeug hierher gehatscht, und es hebt wenn wir nicht alle am gleichen Punkt stehn.
Jetzt schaufelt der Markus heftig im Kreis herum; ein dicker Schneestopsel bleibt mitten in einem großen Loch stehn - wieder kein Schatz. Das stinkt ihm dermaßen, daß er dem Stopsel eine aufs Dach haut. Dieses rutscht weg - also Schwimmschnee unterm Deckel, dieser Hang ist nicht ganz ungefährlich. Der Rest des Stopsels übrigens fällt als ganzes um - sicher. Außer vielleicht als Grundlawine? Nach diesem Anschauungsunterricht über Schneeaufbau bewegen wir uns weiter hinauf durch das schöne Hochtal, am Hohen Mann vorbei. Gotthard vor, besser mehr über die Buckel wenns geht, wegen der Geländeübersicht. Leuchtet ein.
Nun stehn wir vor der sich aufsteilenden Südflanke des Skigipfels der Regelspitze. Trink- und Planungspause. Wo geht hier die beste einschleichende Aufstiegsspur hinein - ja, am besten da rechts gleich unter den Felsen, nach links, dann nach rechts über die kleine Rampe meinen Sabine und Markus einmütig. Über sowas streiten sich die beiden nicht mehr rum, Michael linst auch hinauf. So eine halbe Stund später lassen wir auf dem Skigipfel die erste Sextener Felsturmbeschau dieser Tage an uns vorbeiziehen; es lohnt sich deshalb hier rauf zu gehen. Die Abfahrt ins Gsies geht oben ziemlich pulvrig - Mulden werden einzeln gequert. Weiter unten mit Kanaldeckel, zwischendurch lebensgefährliche Lagen für Nichtschwimmer im Schneeloch. Aber alle erreichen den Außerharmer Hof. Dort ist Revolution - der altehrwürdige, x-mal vererbte hölzerne Kuhstall ist nicht mehr da! Eine kosmische Katastrophe muß passiert sein inzwischen. Die Töchter sind auch fast alle weg. Nun hat man einen Toblacher Esel, tragfähige schwarze Pferde mit dickem Hintern und einen riesigen neuen Kuhstall, einen Traum von einem Kuhstall. Das alles kommt aus Brüssel. Man darf eben nicht nur jammern, sondern muß was tun, sagt der Chef Andreas. Und so lässt er - wegen Umwelt und Touris - seinen Erbhof von Brüssel zertifizieren. Die spucken dafür Geld aus und ihm etwas in die Suppe. Aber die Touris kommen (Ferien auf dem Bauernhof), die Küh laufen nicht mehr weg (Schäferhündin Kira und der Esel kontrollieren im Team alles was da rumläuft) und die Flüssigkeiten stimmen im Hof und auf der Alm. Frau Felderer freut sich sichtlich über unser Kommen. Franziska schaut inzwischen aus als käm sie aus der Tanzstunde, Claudia stellt uns den Begrüßungsschnaps vor die Nos'n und bedient uns zum Nachtmahl mit feinem Deftigen zu Kraut. Andreas kommt auch herein mit frische Brüsseler G'schichtn und so wirds, trotz geräuschvoller Piefkes am Nebentisch, noch griabi. Der Hammer kommt von einem der Problemschüler, die Claudia grad am Hals hat, vom King of Fiesi's. Der Direktor - ein durchaus freundlicher Mensch - kommt in die Stunde, er muß den Schülern etwas berichten, eine halbe Stunde etwa. Als er zu Ende ist, fragt ihn der Schüler: "Sind sie jetzt fertig?" "Ja" sagt der Chef. "Dann können Sie ja gehen" versetzt der Fiesling. Der Direktor dreht sich völlig verdattert zur Tür, macht aber eine falsche auf. Der King of Fiesi's: "Aber nicht doch in den Schrank!". So passiert nicht in lower Bronx USA sondern in upper Pustertal Innichen. Schön, daß wir uns nun unter Claudia's Alltag was vorstellen können. Der Nachtschlaf verläuft fast tadellos; Till, Michael und mich ereilt von nun an stets das Schicksal des Dreierzimmers. Das gibt eine starke Dreiersäge, niemand traut sich bei uns rein.
Übergang Gsiesertal - Villgratental 13.2.2004
Außerharmerhof (1349 m), Kalksteinjöchl (2326 m) mit Gail-Spitze (2494 m), Gasthof Bad Kalkstein (1500 m)
Nach herzlichem Abschied von den Felderers wird es ernst. Heut dürfen wir schmuggeln auf historischen Pfaden übers berüchtigte Kalksteinjöchl, von Südtirol nach Osttirol. Konterbande hab ich auch dabei, zwei Stamperl Schnaps im Flaschl. Das Wetter ist noch strahlender wie gestern, über Rodelbahn, Forstwege, steile Almwiesen ziehen wir zügig auf ein Plateau. Kerstin mit ihrer Muskelblessur zieht tapfer mit, sie schießt mit Gift drauf sagt sie, daß es besser geht. Wir machen Brotzeit und dann wieder Schatzsuche auf der schöngelegenen Almwiesn, diesmal mit elektronischer Unterstützung und Suchspießen, in zwei Mannschaften: auch Sabine darf uns heut an der Nase herumführen. Erst die Piepse nur flach vergraben, Feldliniensuche, Punktortung, warmlaufen. Hier sind die Trefferquoten schon ganz passabel. Dann Piepse im Rucksack, tief vergraben, elektronische Suche, Nachweis mit Sonde. Ich werd mir wohl einen moderneren Piepser zulegen, mit genauerer Punktortung. Man liegt leicht etwas daneben, kostet dann viel Zeit. Jedenfalls, insgesamt keine schlechte Ausbeute. Und das Gefühl, ob sich die Sonde ins Gras reinbohrt oder am weichen Rucksack stoppt.
Nun gehts noch die letzten Hm aufs verblasene Kalksteinjöcherl, neue Berg tauchen auf. Der Finanzer streikt grad, und so können wir unbehelligt die nahliegende Gail-Spitze mitnehmen. Die Abfahrt gemischt: oben tragfähiger Deckel, weiter unten mehr Arbeit als Vergnügen, dann eingefahren. In Kalkstein Friedhof besuchen wir das pompöse Grab eines (angeblich) gemeuchelten ehrenwerten Bürgers. Was sagt Bad (!) Kalkstein dazu? Naja, wir müssen ja hier nicht wohnen. Unsere heutige Wirtin stellt uns jedenfalls einen leckeren Zander hin. Wir bestellen so lang Brot nach, bis sie merkt, daß wir Hunger haben. Da kommt sie mit dem Nachschlag, reichlich, man muß es ihr nur mitteilen. Schön, daß sie neben den Piefkes immer noch an die Skitouris mit dem Bärenhunger denkt. Mittlerweile (seit 1999) ist auch der künftige Jungwirt schon da; frisch gewindelt gewöhnt er sich schon an den Küchenduft. "Aber erst müssn wir noch a Weil arbeiten", meint die Wirtin. Gasthof "Bad Kalkstein" hat nun einen Wellnessbereich welcher mit hochwertigen Einbaulampen für den Innenbereich stimmungsvoll illuminiert wird. Der Wellnessbereich bietet u.a. finnische Sauna, Dampfbad und Lichttherapie. Dort in der neuen Lobby steht nun die schöne Notburga-Figur, Erbstück des Hauses, und passt auf daß es mit rechten Dingen zugeht.
Übergang Innervillgraten nach Toblach 14.2.2004
Gasthof Bad Kalkstein (1500 m), Gaißhörndl (2615 m) und Toblacher Pfannhorn (2663 m), Oberstauder Hof bei Wahlen/Toblach (1440 m)
Da wir ständig auf der Flucht sind, starten wir bald zurück nach Südtirol, zu unserem Domizil das uns Claudia noch gestern abend besorgt und hergefunkt hat. Toller Service, echt! Wirklich, keine Bergtour ohne Handy... Zwischen uns und dem Oberstauder Hof liegt nur noch das Pfannhorn mit seinem Begleitgipfel, dem Gaißhörndl. Durch ein lärchendurchsetztes, freundliches Hochtal, vorbei an schönen alten Holzhöfen (durchaus noch bewohnt!) gehts hinan, am Marchkinkele vorbei. Technischer Halt an einem steilen Wiesenbuckel. Heut kommt die "snowcard" dran, ultima ratio sagen welche. "Oiso, wia steil is der Hang da?" Markus nimmt Schätzwerte entgegen, von 28 bis 35 Grad. Stock hinlegen, mit snowcard peilen, 32 Grad. Das üben wir ein bißchen. Man muß dazu sagen: ohne das, was im Begleitheftl steht, sagt die Karte allein noch nichts entscheidendes aus. Das muß man wissen. Dann aber kann sie schon eine Hilfe sein - zumindest, um Hangneigungen besser einschätzen zu lernen. Wir packens nun weiter, Kerstin kämpft tapfer mit ihrer Blessur und schenkt sich lieber das Gaißhörndl. Auf demselbigen gehts an diesem strahlenden Samstag zu wie am Stachus, grad noch Platz zum Abfellen.
Das Pfannhorn erreichen wir dann gemeinsam über einen verblasenen Gratbuckel und genießen von dort ein grandioses Dolomitenpanorama. Die Abfahrt ist einigermaßen human; nach lauschiger Brotzeit durch Waldschneisen, Unterholz usw. zu Forstweg, dann Autostraße, kritzekratze, wer hat hier neue Ski? Keiner! Letzte Wegerkundung per Handy, da oben links weg also, Skitragen. Endlich steht da ein Bauernhof rum. Begrüßt werden wir von einem riesigen Bernhardiner dem man seine Dienstjahre schon deutlich ansieht. Er mag uns so gern, daß er uns am liebsten fressen würde. Aber die Kette ist zu kurz; so bleibt ihm nur wütendes Gebell. Ein zweiter Cerberus zerrt im Bauerngartl an seiner Kette. Sonst rührt sich nix hier.
Endlich taucht doch die Chefin auf, wir werden einquartiert. Die Paarl kommen ins Gartenhäusl nah hiebei, wir drei Solo's ins Sägewerk überm Kuhstall. Und die Ski in die Schreinerwerkstatt. Die muß immer fest zu sein wegen der Katzen, erklärt mir der Schreiner. Da steht nämlich - zwischen Bandsäg und Hobelmaschin - ein riesiger Zuber drin mit dem Speck von 20 Sauen. Das ist ein Vermögen. Drei Wochen muß die Kostbarkeit vor sich hingammeln da herin, dann wirds geräuchert. Stolz läßt er mich in den Zuber blicken. Wann seh ich schon nochmal den Speck von 20 Sauen? Es ist beeindruckend, ein Gebirg aus Fleisch. Wenn da die Katzen hineinfalln können sie ja ersticken von dem Duft. Dann ist der Speck nicht mehr original, und der Bauer pleite. Weils kein Nachtmahl gibt hier heroben (sondern "nur" Frühstück) müssen wir hinunter nach Toblach zum ersten Pizzaiolo des Ortes. Der Jungbauer fährt netterweise unsere Fahrer nach Antholz zum Autoholen; so bleibt uns das Verhungern erspart. Wir fallen also ein im Ristorante Cafe Pizzeria und besetzen den längsten Tisch mit den noblen Stühlen. Grad noch rechtzeitig vor dem abendlichen Run der italienischen Wochenendurlauber können wir bestellen; ich natürlich eine Tonno. Jetzt lassen wirs uns richtig schmecken. Die Tonno ist prima, aber zu dünn, 2mm. Der Wirt taucht bei uns auf; da klopf ich lässig mit dem Zeigefinger auf den Teller: "Noch eine!" ??? "Was Sie aben bestellt?" "Tonno". Der Wirt lächelt höflich, was er über verfressene Deutsche denkt ist mir jetzt wurscht. Es folgt kurzes Wettrennen Apfelstrudl gegen Tonno; Tonno gewinnt. Nach kurzer Zeit stichlt da schon jemand: "No, tuast da scho schwar, Gotthard?" Da laß ich mich aber nicht lumpen und scho neipresst ists. Zufrieden verlassen wir den Edelschuppen, reiben mit Frank's Allrader die Eispiste den Berg nauf ins Bett zum letzten Dreiersagler. Ein Glück, daß Hund und Küh a Rua gebn heut nacht.
Drei-Zinnen-Umrundung 15.2.2004
Dolomitenhof, Parkplatz (1454 m), Talschlußhütte Fischleintal (1548 m), Drei-Zinnenhütte (2404 m), Auronzohütte (2320 m) und zurück; Heimfahrt.
Dieser letzte Tag wird der eindrucksvollste unserer Unternehmung. Im Sextener Tal platzt Kerstin plötzlich heraus: "Dort drüben an diesem Lift hab ich mit meinen Eltern Skifahren gelernt. Wir sind immer in Urlaub hierher gefahren!" Da also hat sie sich ihre Begeisterung fürs Gebirg geholt und über eine längere gebirgslose Zeit gerettet. Kein Wunder, das muß schon herhalten angesichts der gewaltigen Türme die hier herumstehn - Elfer, Zwölfer, Einser mit seiner 1100 m hohen Mauer formen einen imponierenden Talabschluß.
Die Sentinella-Scharte mit ihrem frechen Türmchen obendrauf ist deutlich zu erkennen. Da sind wir vor paar Jahren mit Christian zwei herrliche Herbsttage lang herumgeturnt. Ab Parkplatz stiefeln wir zur Talschlußhütte; von dort mit Ski den Weg und die Spur hinan an der gewaltigen Einsermauer vorbei Richtung Drei-Zinnen-Hütte. Durchsonnte Bachgründe, gefrorene Wasserfälle begleiten uns. Neue turmgezackte Bergkämme stehen im strahlenden Licht wie ein Orgelprospekt. Eine Symphonie aus Fels, Eis und Licht. So mögen wir das. Über einen weiten flachen Sattel erreichen wir die Hütte, technischer Halt.
Da drüben stehn sie, die berühmten drei Turmgiganten. Vielleicht nur fünf- bis sechshundert Meter Wandhöhe - aber was für Wände. Voller Herausforderungen, heute noch. Stumme Bewunderung. Um diese Trümmer muß man einfach herumhatschen, wenn man noch soviel Zeit hat. Wir machen uns auf den vorteilhafteren Weg im Uhrzeigersinn. Also den weiten, mittelsteilen Westhang dort drüben, mit der Spur drin, queren bis zur Scharte an der Kleinen Zinne. Die Größe dieser Türme wird nun sichtbar; hunderte Meter großenteils überhängender Fels, man muß schon sehr schräg hinaufschauen. Da legst di nieder. Nun queren wir abfahrend in die Südseite zur Auronzohütte. Die großen Zinnen wandeln sich hier zu gestuften Kolossen, hängende Gärten aus Felsterassen. Die kleine Zinne dagegen steht auch von dieser Seite stolz und unnahbar da - immer noch gut als Objekt zum Hinaufschieben des Limits für die Besten. Und neue Dolomitenberge im Süden. Rauschig werden von Landschaft könnt man hier. Die Bambinos mit Schlitten an der Hütte beeindruckt das weniger, da müssen die Süßigkeiten stimmen.
Wir wenden uns weiter nach Westen, leicht ansteigend und gewinnen den Übergang in die Nordflanke des Drei-Zinnen-Stocks. Kurze Abfahrt, dann Hatscher. In der Großen Zinne stecken doch glatt zwei in der Hasse-Brandler-Direttissima. Winterbegehung, Respekt. Das Tal wird vermieden, die Flanke gequert, unsere Ausgangsspur und die Drei-Zinnen-Hütte erreicht. Dort verschenk ich meine überschüssige Brotzeit an die heimische Tierwelt, aber der zweimal geschmuggelte Schnaps wird gemeinsam vernichtet. Das baut auf, mir langts schon heut a bisserl. Die Abfahrt, schon im Schatten, ist grad noch gut fahrbar; weiter unten sogar mit einem hervorragenden Deckel zum Schwingen versehen. Da brächte man sogar einen Ochsen runter. Servus Elfer, Zwölfer und alle miteinand. Nach kurzer Stärkung in Sexten rollen wir zügig heim. Dank Markus wissen wir jetzt, wie man im Schnee schwimmt; Sabine hat uns vorm Verhungern bewahrt und Claudia hat uns mit dem Oberstaudacher ein Biwak erspart. Hoch solln sie leben!