Chaotischer Saisonauftakt am Spitzingsee 2012
Erst Skitour des Winters zum Roßkopf mit Hindernissen
Eigentlich sollte alles passen für diesen Sonntag. Die letzten Tage hats gut einen halben Meter Neuschnee gegeben, vormittag ist kaltes aber strahlend sonniges Wetter angekündigt und mit Berti, Jörg und Robert hab ich drei wackere Mitstreiter für den ersten Schneetest motivieren können, wo wir und auf eine moderate Tour mit wenigen hundert Höhenmetern einigen konnten. Weiterer Pluspunkt: Treffpunkt halb 10 an der Spitzingstraße mit unserem Schlierseer Berti garantiert gemütliches Ausschlafen und Frühstücken. Es ist 8 Uhr, das Frühstück ist noch in vollem Gange und draußen beginnt ein geiler Wintertag - das Telefon klingelt. "Unsere Tochter hat die zweite Nacht in Folge Dauerprogramm gemacht, jetzt schläft sie endlich und ich würd jetzt auch gern noch etwas weiterschlafen" knurrt Jörg ins Telefon. Da warn wir nur noch drei... . Im Keller such ich die Ausrüstung zusammen. Batterien ins VS-Gerät - 100 %. O.k. die scheinen voll zu sein. Schaufel, Sonde einpacken, die bleiben jetzt wohl bis Ende April im Rucksack. Felle! Welche brauch ich nochmal für den nicht mehr ganz neuen Ski? Meinen frisch mit teurem Skiservice beglückten Dynafit Broadpeak mag ich die fehlende Unterlage noch nicht zumuten. Felle gefunden, die müssten es sein. Schnell nochmal in die Garage, ob sie auch wirklich passen. Da kommt schon Robert daher. Passen tun sie, aber mein Felltest überzeugt ihn nicht "Glaubst wirklich, dass die noch kleben?" "Irgendwie komm' ich da schon rauf". Nochmal schnell ins Haus und den ganzen restlichen Kram geholt und ab gehts Richtung Spitzingsee. Unterwegs treffen wir Berti und gemeinsam stehen wir kurz drauf am Parkplatz der Stümpflingbahn. Der Andrang ist eindrucksvoll - der Riesige Parkplatz füllt sich im Eiltempo - eine halbe Stunde später hätten wir womöglich unten im Ort parken müssen. Wir müssen erst ein Stück abfahren, also rein in die Skischuhe, noch schnell alles in den Rucksack stopfen und... "Wo sind jetzt eigentlich meine Felle?" Gute Frage - im Auto und im Rucksack in jedem Fall nicht. Also liegen sie vermutlich daheim in der Garage - da hatte ich sie nach dem Trockentest abgelegt... Na bravo!
Kurzer Lagecheck - es hat maximal 70 cm Schnee, tiefer als hüfttief kann es eigentlich nicht werden. Also geh ich halt zu Fuß. Ich könnt natürlich jetzt auch pisteln, aber das wär doch zu fad und peinlich. Nach der Abfahrt bis zum Beginn der Aufstiegsroute hauts uns erstmal den Vogel raus. Am Anfellplatz stehen ungefähr 20 Leute rum. Dass es kein Geheimtipp mehr ist, ist klar, aber das dieser Aufstieg über die Ostseite soooo belebt ist hätte ich nicht gedacht. Naja, das hat den Vorteil, dass anfangs meist zwei oder drei Spuren nebeneinander verlaufen und ich mit meinen Fußstapfen locker eine Spur zerstören kann, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Wir gehen nämlich nicht über die Piste hinauf, die hier bereits gewalzt ist, sondern den Sommerweg Richtung Haushamer Alm durch den Wald. Kurz vor der Alm wirds dann doch etwas tiefer und ich kürze das erste Mal nach rechts geradehinauf ab. Tiefer als hüfttief wird es tatsächlich nicht, aber hüfttief ist auch schon ganz schön anstrengend!
In der langen Querung am Fahrweg zurück zur Roßkopfabfahrt wird mein Nachteil gegenüber den Fellaufsteigern dann schon offensichtlicher. Während ich in dem steilen Teil mit meist nicht allzutiefem Schnee gut mithalten konnte wird es jetzt flacher und gleichzeitig tiefer. Mit den Skiern schlappen die anderen gemütlich hinüber und ich bin jetzt ziemlich am Ackern, komme aber nicht mehr wirklich hinterher. Braverweise bauen Berti und Robert eine Umziehpause und eine kurze Schaufeleinheit ein, so dass ich eine Chance zum Aufschließen habe. Dann muss ich aber doch mal ein paar Fotos machen und schon sind sie wieder weg.
An der Grünseealm angekommen stehe ich vor dem letzten 200 Hm-Hang und es wird klar, dass der nochmal ein ordentliches Stück Arbeit bedeutet. In dem windgeschützten Kessel hats doch eher etwas mehr Schnee abgelagert und selbst in den alten Spuren aufzusteigen bringt kaum einen Vorteil, außer dass es der Schnee dann nur bis zum Oberschenkel reicht, aber die Oberfläche mit einem nicht tragfähigen Deckel versehen ist. Also Augen zu und durch, Gas geben und nicht anhalten. Die beiden anderen langweilen sich derweil gemütlich die Spur hinauf und ich wühle mich über den Rücken aufwärts. Die Haupt-Aufstiegsspur trägt mich teilweise, dann steige ich in der Spur auf, bald breche ich aber wieder ein und dann gehts wieder daneben oder gerade hoch. Wenns mir schon keinen Vorteil bringt, muss ich den anderen nicht noch dier Spur kaputt machen. Nach knapp 2 Stunden stehe auch ich oben am Gipfel. Sicherlich berauschende Zeit, aber immerhin haben uns nicht allzuviele überholt. Nehmen wirs mal als gutes Training für die kommenden Gipfelanstiege der alpineren Touren, die sicherlich die ein oder andere Wühlaktion vom Skidepot bringen werden.
Von Westen her ziehts bereits die ersten Schleierwolken heran, Vorboten der nächsten Neuschneepackung. Spätestens dann lohnt es sich vermutlich die Felle einzupacken. Jetzt kommt die Abfahrt - endlich wieder Chancengleichheit mit meinen zwei Kumpels. Wir fahren den direkten Gipfelhang ein und entdecken im rechten Teil noch unverspurte Flecken. Berti quert rüber, macht die ersten zwei Schwünge mit etwas zu viel Vorlage. Seine Skispitzen untersuchen den Hohlraum zwischen Schneedecke und Almrosen genauer und er testet beim zwangsläufigen Salto seinen neuen Skihelm. Die kurze Skisuche ist erfolgreich und endlich wedeln wir durch den echt guten Pulver hinab, links am Grünsee vorbei bis wir wieder auf die Piste treffen. Auf ihr gehts dann endgültig hinab zu unserem Anfellpunkt und mit etwas Skating und nochmal 50 Höhenmeter über die Piste (so ein Klacks!) die Ski rauftragen zurück zum Parkplatz. Leider hat der von Berti vorgeschlagen Glühweinstand noch geschlossen - so düsen wir gleich zurück ins Flachland.