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Schwäbische Alb

Jule klettert den Klassiker "Durchfahrt verboten" (7) an den Sirchinger Nadeln

Neben Elbsandsteingebirge, Frankenjura und vielleicht noch der Pfalz ist die Schwäbische Alb sicherlich das traditionsreichste und vielfältigste Mittelgebirgsklettergebiet in Deutschland. Dass es inzwischen vor allem von den beiden erstgenannten deutlich in den Schatten gestellt wird, hängt nicht nur mit der teilweise weniger guten Gesteinsqualität zusammen, sondern vor allem mit dem Regulierungsdrang und fehlender Kompromissbereitschaft auf Seiten des Landes Baden-Württemberg. Während in den anderen Traditionsklettergebieten differenzierte Kletterregelungen zum Schutz der sensiblen Fauna und Flora in den Felsarealen getroffen wurden, mussten sich die Kletterer mit drastischen Pauschalsperrungen auseinandersetzen und konnten sich nur vergleichsweise wenige Felsen zum Klettern "zurückerobern". Trotz dieser drastischen Reduzierung des Felspotenzials (vor allem auch für Neutouren) ist die Schwäbische Alb auch für Gebietsfremde unbedingt eine Reise wert.

Anreise

Die Schwäbische Alb erstreckt sich über ein sehr weites Gebiet: das Donautal bei Sigmaringen im Südwesten und die Ostalb bei Herbrechtingen sind Luftlinie gut 100 Kilometer auseinander - auf den verschlungenen Sträßchen der Alb wäre ein Gebietswechsel eine halbe Weltreise von 2-3 Stunden mit dem Auto. Wer sich längere Zeit hier aufhalten möchte, tut gut daran, sich einen halbwegs zentralen Ausgangspunkt zu suchen, von dem er eine gute Auswahl an Felsen in erreichbarer Nähe hat. Ein Beispiel wäre die Albhochfläche rund um den Römerstein, von dem aus sowohl die Kletterfelsen der Lenninger Alb als auch der Uracher Alb in 10-20 Min. Fahrzeit erreichbar sind. In Blaubeuren ist man ebenfalls in 20 Minuten - womit man drei Hauptgebiete der Schwäbischen Alb in erreichbarer Nähe hat.

Es gibt einige Felsen, die auch gut mit den Öffis erreichbar sind, wie die Felsen von Blaubeuren über Ulm. Ansonsten empfiehlt sich zum Klettern auf der Schwäbischen Alb aufgrund der verstreuten Gebiete und der teils großen Höhenunterschiede aber ein Auto. Über die A8 ist man von Stuttgart in etwa 1 h und von München in 2 h auf Bad Uracher, Lenninger oder Geislinger Alb. Nach Blaubeuren von München über Ulm etwa eineinhalb Stunden, nach Herbrechtingen über das Kreuz Elchingen ebenfalls. Am abgelegensten ist das Donautal wohin man von München etwa 3 h und von Stuttgart immerhin eineinhalb Stunden rechnen muss.

Beste Jahreszeit

Grundsätzlich ist die Schwäbische Alb ein Ganzjahresklettergebiet. An den südseitigen Felsen kann bei sonnigem Wetter durchaus im Winter geklettert werden. Allerdings können die Winter auf der Alb rau und schneereich sein - Gebietskenntnisse und eine grobe Vorstellung von den aktuellen Bedingungen sind dann Voraussetzung. Das Gros der Wände ist zumindest halbtags sonnig, reine Nordwände sind selten. Daher wird die Auswahl auch an heißen Sommertagen etwas karg, aber wer suchet wird auch dann noch fündig. Ideal sind also die Übergangszeiten im Frühjahr und im Herbst, wo man aus dem Vollen schöpfen kann.

Übernachtung

Es gibt zahlreiche Campingplätze auf der Alb und auch unten im Neckartal. Wir waren einmal für einen Kletterurlaub auf dem Camping Heidehof der ungefähr auf halber Strecke zwischen Blaubeuren und der Lenninger Alb liegt. Ein Stück weiter in Richtung Lenningen gäbe es noch den Alb-Camping bei Westerheim und in Böhringen auf der Uracher Alb den Lauberg Campingplatz.

Auf der dünn besiedelten Alb-Hochfläche gibts zudem genügend Möglichkeiten, wo man sich mal für eine Nacht auf einen Waldparkplatz stellen kann. Wenn man sich ruhig verhält und keinen Dreck zurückläßt wirds kaum Probleme geben.

Daneben bieten die kleinen Dörfer ruhige und preisgünstige Übernachtungsquartiere in urigen Gasthöfen. Auch die ein oder andere Ferienwohnung läßt sich finden. Besonders an kühlen Herbsttagen ist das eine komfortable Option, wenn die Tage kurz sind und die Nächte auf der Alb empfindlich kalt werden können.

Klettergebiete der Schwäbischen Alb

Blaubeuren

Die erste Adresse der Schwäbischen Alb - zumindest wenn man von Bayern her anreist ist Blaubeuern. Kurz hinter Ulm führt dieses Tal von Osten in die Schwäbische Alb und rund um das schmucke Örtchen finden sich zahlreiche Kletterfelsen. Einige Sektoren liegen direkt oberhalb der Häuser. Die Felsqualität ist hier - im Gegensatz zu manch anderem Gebiet der Alb - tadellos. Meist handelt es sich um kompakte, eher plattige Kletterei mit Löchern. Die Routenbewertung und auch die Absicherung kann man als "oldschool" charakterisieren - zwar nicht übertrieben abenteuerlich aber geschenkt wird einem hier nichts.

Lenninger Alb

Die Lenninger Alb ist sozusagen das Zentrum der schwäbischen Alb - zumindest geografisch, auch wenn ihr zumindest das Donautal klettertechnisch die Schau stiehlt. Die Kesselwand mit ihren rund 100 Touren ist aus dem dicht besiedelten Neckartal in einer halben Stunde erreichbar, dafür nimmt man dann die ein oder andere brüchige Route gern in Kauf. Es gibt noch zahlreiche weitere - meist kleinere Felsen mit einigen Dutzend Routen, die man hier entdecken kann.

Einige Topos dazu aus dem Magazin Stuttgart-Alpin:

Ostalb

Weit verstreut liegen die Klettergebiete nordöstlich der A8. Rund um Geislingen an der Steige ist einer der Hotspots dieses Gebiets - ein weiterer liegt weit im Osten bei Herbrechtingen an der A7. Hier säumen das Eselsburger Tal zahlreiche kleine aber feine Felswändchen mit familienfreundlichem Ambiente. Ziemlich abgelegen ist hingegen - aus bairischer Perspektive - der Rosenstein bei Schwäbisch Gmünd.

Uracher und Reutlinger Alb

Das von Bad Urach nach Südosten in die Alb hineinführende Ermstal wird links und rechts von teils beachtlichen Felsmassiven flankiert. Der oft recht plattige Fels ist von unterschiedlicher Qualität (von brüchig bis perfekt ist alles dabei). Gerade an einigen der höheren Felsen wie Sirchinger Nadeln oder Linke Wittlinger gibt es herausragende Wege in den mittleren bis gehobenen Schwierigkeitsgraden. Dazwischen finden sich aber auch immer wieder leichte  Klassiker, die meistens mit Bohrhaken abgesichert sind, aber aufgrund der größeren Abstände auch den ein oder anderen Klemmkeil oder Friend vertragen.

 

Donautal

Ganz im Süden der Schwäbischen Alb zwischen Sigmaringen und Beuron frisst sich die junge Donau durch den Mittelgebirgsrücken der Schwäbischen Alb. Dabei treten enorm hohe Kalkwände zu Tage, die den Kletterern natürlich nicht verborgen geblieben sind. Leider wurde gerade hier besonders viel gesperrt, weshalb die Auswahl an Kletterrouten dann letztendlich weniger üppig ist als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Für Gebietsfremde hingegen reicht das Angebot locker für einen längeren Aufenthalt - und der lohnt sich in jedem Fall. Von der 20 m hohen Sportkletterroute bis hin zur richtigen Alpinkletterroute mit fünf vollwertigen Seillängen bis Schwierigkeitsgrad 7 am Kaiserweg ist alles geboten.

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