Sardinien - Sportklettern und Klettergebiete
Wer sich Sardinien als Ziel seiner nächsten Kletterreise erträumt, wird keinesfalls enttäuscht werden! Diese paradiesische Insel mit endlosen Sandstränden und türkisfarbenen Meer liegt südlich vom französischen Corsica und zeichnet sich vor allem durch seine Vielfalt aus!
Als Kletterer findet man auf nur einer Insel grandiosen Granit, löchrigen, versinterten Kalk und einzigartigen Basalt. Doch damit nicht genug der Vielfalt. Ob als Sportkletterer, als alpines Urgestein oder als am Boden gebliebener Boulderer, Sardinien kann jedem Anspruch gerecht werden.Ihr findet dort traditionelle aber auch plaisiermäßig abgesicherte Mehrseillängen neben vielfältigen Sportklettergärten. Und wenn ihr mit dem Auto unterwegs seid und aus dem Fenster schaut, werdet ihr euch an den einzigartigen Felsblöcken, die dort überall aus den Büschen herausragen, nicht sattsehen können.
Man fährt durch winzige Städte und verlassene Ortschaften. Wer nach Einsamkeit sucht, wird sie hier finden und wer auf Kontrast steht, besucht einfach Sardiniens Hauptstadt Cagliari und wird dort mit einer Vielfalt an Kultur und Leben überrascht werden, denn Sardinien war nicht immer Italienisch. Hart umkämpft war es auch in österreichischer und spanischer Hand und diese Einflüsse sind immer noch sichtbar.
Anreise
Auf diese Insel lässt es sich nach Algero, Cagliari und Olbia fliegen. Wer sein Auto gerne dabei haben möchte, nimmt die Fähre von Genua oder Livorno. Die Fähren bringen einen über Nacht auf die Insel und man landet in Cagliari oder Olbia.
Ein kleiner Tipp: als richtiger Camper einfach Schlafsack und Matte aus dem Auto nehmen und je nach Jahreszeit an Deck oder in einem der vielen Räume schlafen. Man spart sich so die Kosten für eine Kabine und ist erholter als nach einer Nacht auf einer Sitzbank.
Beste Jahreszeit
Wer Sardinien als Kletterer aufsucht wird im Frühjahr und im Herbst belohnt. Die Temperaturen sind bereits oder noch sommerlich aber es ist nicht zu heiß zum klettern.
Der Herbst ist besonders zu empfehlen, da man im Meer noch baden kann und man so den Sommer einfach auf Sardinien verlängern kann!
Camping
Es gibt auf ganz Sardinien Campingplätze - besonders in den Touristenorten oder in deren Nähe. Fürs Klettern sind diese aber nicht immer ideal gelegen und so können dann längere Fahrzeiten zu den Felsen erforderlich sein. In manchen Gebieten findet sich gar kein offizieller Campingplatz in der Nähe.
Das Wildcampen ist vor allem in der Nebensaison kein Problem und wird geduldet. Je weiter man von einem offiziellen Campingplatz entfernt ist umso weniger Probleme ergeben sich - alleine schon deshalb, weil viele Regionen recht dünn besiedelt sind. Wer mit einem Campingbus unterwegs ist, wird eine Unzahl an ruhigen Parkplätzen finden, an denen es sich gut schlafen lässt. Wie immer gilt die Devise - sich anständig benehmen, keinen Dreck zurücklassen und keine Zufahrten verstellen - dann wirds kaum Probleme geben.
Einen günstigen offiziellen Zeltplatz haben wir an der Ostküste Sardiniens in Porto Corallo gefunden: den Camping Corallo, der nur durch eine Straße vom Meer getrennt liegt. Zwar sind die sanitären Anlagen etwas alt und man braucht Marken für warmes Wasser, aber dort lässt es sich zwischen Palmen und alten Bäumen sehr schön stehen. Außerdem liegt der Campingplatz nur 15 Minuten vom Klettergebiet Quierra entfernt.
Klettergebiete
Cala Gonone
Klettern in Cala Gonone
Das Klettergebiet Cala Gonone ist ziemlich groß und somit gibt es für diese Region einen eigenen Kletterführer! Dort ist das Klettern sehr vielfältig. Es gibt kurze Mehrseillängen über einzigartige Plattenfluchten und athletische Sportkletterei in gigantischen Grotten, wie die Millennium. Neben dem riesigen Canyon von Cala Fuili, der Profis, Anfängern und Familien alles bietet gibt es auch Cala Luna, mit Boot oder zu Fuß (circa 1h von Cala Fuili) erreichbar. Hier findet man Kletterrouten, die durch Grotten führen, die direkt am Meer liegen.
Übernachtung
Cala Gonone ist, wie die meisten touristischen Gebiete, zur Hauptsaison (Juli/August) lebendig und voller Hotels. Es gibt mehrere Campingplätze daher ist es für Wildcamper dann ungeeignet. Zur Nebensaison allerdings findet man die Wände einsam vor und auch der Ort wirkt dann fast ein wenig ausgestorben. Mit einem Camper lässt es sich z. B. wunderbar bei Cala Fuili parken. Ihr solltet nur darauf achten, keine Campingstühle oder Tische vor dem Van stehen zu lassen. Wenn Ihr Euch benehmt werdet Ihr auch geduldet!
Ulassai
Ulassai ist ein wachsendes Klettergebiet mit Felsen, die rund um die Stadt verteilt liegen. Hier gibt es unzählig viele Boulder und Sportkletterouten, denen man definitiv einen Besuch abstatten sollte!
Domusnovas
Domusnovas ist ein Muss für alle, die bei einer Wand, die steiler als 90 Grad ist, feuchte Finger bekommen. Hier findet ihr eine gigantische Grotte, die Grotta di San Giovanni, in der ihr eure Ausdauer so richtig auf die Probe stellen könnt. Routen ab 6c, die durch gewaltige Schuppen durch die extrem überhängenden Felsdächer ziehen, können dort beklettert werden. Und auch Adam Ondra hat dort mit ‚Marina Superstar‘ 9a+/9b seine Spuren hinterlassen!
Die Umgebung der Grotte ist auch nicht zu vernachlässigen. Auf beiden Seiten finden sich plattige bis senkrechte und auch überhängende Sportklettereien und selbst eine Wand mit Mehrseillängen ist von dort erreichbar.
Doch Achtung: Wenn es viel und lange regnet, kann sich der gemütliche Wandfuß in einen Bach verwandeln. Diese Grotte ist also, trotz der regensicheren Überhänge, nicht nach längeren Regenperioden zu empfehlen.
Hier gibt es eine Unzahl an Hotels, BnBs und auch einen Campingplatz.
Isili
Isili ist ein alter Sportkletterklassiker und ein ehemaliger Hotspot, an dem die Limits in Sardinien nach oben gepushed wurden. Die Kletterei mit seinen steilen Wänden und dem mit Löchern durchsetzen Kalk faszinierte schon viele Klettergenerationen und das kann man heute auch deutlich spüren. Doch trotz einigen schmierigen Griffen und Tritten sollte man diesem idyllischen Tal, das von einem Fluss durchzogen wird, definitiv einen Besuch abstatten.
Hier gibt es ein Hotel, bei dem Kletterer sogar einen Preisnachlass bekommen! Wer am Felsen auf Bauern und Tiere achtet, wird auch als Wildcamper geduldet.
Capo Pecora
Riesige Finger aus Granit die aus dem Meer ragen. Türme, die aussehen wie aufeinandergestapelte Kästen, Fels, der aussieht, als wäre er mit Adern durchzogen. Das ist Capo Pecora an einem sehr einsamen Ort an der Westküste Sardiniens.
Der Zustieg ist verwegen, da man erst steil absteigt und dann auf Granitblöcken über das Meer wandert. Der Fels ist von Händen und Bohrhaken unberührt. Nur die Stände sind gebohrt und mit zwei Sätzen Friends kann man sich dort im sportklettermäßigen Feeling im Trad-Climbing üben! Ein perfekter Tradspielplatz, da sich die Friends super in unzähligen Ritzen und Felsspalten legen lassen. Im gelblicheren Granit sollte man allerdings auf die Festigkeit acht geben. Echtes alpines Feeling also!
Eine halbe Stunde zu Fuß von dem Granittürmen entfernt gibt es einen Parkplatz, der hauptsächlich von Campingbussen regiert wird. Ihr findet an der gesamten Westküste immer wieder Campingplätze im mittleren Preissegment.
Cala Fighera
Die Nähe von Cagliari ist hier eindeutig spürbar. Nachdem man sich auf Sardinien an den meisten Kletterspots wie ein Einsiedler vorgekommen ist, wird einen die Zivilisation hier eine freudige Abwechslung bereiten.
Cala Fighera ist ein sehr ästhetischer Kletterspot. Nachdem man eine Halbinsel überquert hat, findet man sich in einer idyllischen Bucht wieder, die mit einem felsigen Strand und klarem türkisfarbenen Wasser zum Baden einlädt. Darüber zieht ein Felsriegel empor. Die Routen in Cala Fighera sind aber durch Erosion und die Nähe des Meeres in den überhängenden Bereichen mit Vorsicht zu genießen, da es etwas brüchige Bereiche gibt. Die Absicherung ist aber trotzdem durch sehr beständige Klebe- und Bohrhaken und guten Ständen vorbildlich.
Literatur
Auf Sardinien gibt es zwei Kletterführer von Maurizio Oviglia über das Sportklettern und Trad- und Multipitchclimbing: www.pietradiluna.com
In diesen Führern lässt es sich leider nur sehr schlecht navigieren.
Wie erwähnt, gibt es für Cala Gonone noch einen extra Führer:
http://www.kletterfuehrer.net/Sportkletterfuehrer/Italien/Arrampicare-a-Cala-Gonone::709.html
Ulassai: http://www.climbingsardinia.com/topos/boulder/Climbing_Ulassai.pdf