Camaiore, Toskana
Vielfältiges Klettergebiet zwischen Pisa und Carrara
Im Hinterland der italienischen Riviera liegen viele bekannte Klettergebiete, allen voran Finale Ligure, das Val Pennavaire (Oltrefinale) und Muzzerone. Östlich anschließend in der Toskana gibt es ein weiteres großes Klettergebiet, das deutlich weniger bekannt ist und dementsprechend auch weniger frequentiert wird: Camaiore. An den steilen Waldbergen hinter diesem Städtchen verstecken sich viele Felsen, an denen oft schon länger geklettert wird. In den letzten Jahren wurden viele Gebiete saniert und neu erschlossen, so dass man hier locker mehrere Urlaube verbringen kann - vorausgesetzt, man klettert im oberen 6. französischen Grad oder stärker. Durch die Nähe zum Meer ist auch eine Kombination mit einem Badeurlaub möglich, allerdings sind dann längere Fahrzeiten durch oft verstopfte Touristenstraßen und anschließend auf kleinen Bergsträßchen erforderlich.
Anreise
Für das Klettern im Camaiore ist ein Auto vor Ort sehr zu empfehlen. Viele Ausgangspunkte liegen hoch oben in kleinen Bergdörfern die nur über kleine, teils abenteuerliche Sträßchen zu erreichen sind. Wer mit Öffis anreisen möchte, dem empfehle ich nach Florenz zu fahren, und sich ab dort einen Mietwagen zu nehmen. Ein kleines Auto hat auf den schmalen Straßen und bei den oft eingeschränkten Parkmöglichkeiten enorme Vorteile.
Mit dem PKW sind von Süddeutschland sind mehrere Routen denkbar: Zum einen über die (stauanfällige) Brennerrouten und dann entweder über Bologna und Florenz oder mit meist deutlich weniger Verkehr über Parma und Carrara. Zum anderen kann man über die Schweiz und Mailand nach Parma und dann weiter nach Camaiore fahren. Die Fahrzeit von München beträgt jeweils etwa 8 Stunden.
Übernachtung
1. Camping
In Camaoire gibt es leider keinen Campingplatz - nur einen kleinen, bescheidenen Wohnmobilstellplatz, der aber zur Hauptsaison angeblich oft überfüllt ist. Campingplätze gibt es dann ziemlich viele unten am Meer, von dort fährt man allerdings etwa 30-40 Minuten zu den Ausgangspunkten. Wir haben bei unserem Familienurlaub am Camping Bosco Verde in Viareggio übernachtet, der recht schön und ruhig im Wald liegt und ca. 15 Minuten Gehzeit vom Strand entfernt ist.
2. Sonstige Unterkünfte
In Camaoire und auch in den Bergdörfern oberhalb gibt es einige Appartements, B&B und Agritourismus-Betriebe in denen man außerhalb der Sommertourismus-Saison teils sogar überraschend günstig übernachten kann.
Einkaufen
Sowohl in Camaoire als auch 8-10 km weiter draußen in den Küstenorten gibt es Supermärkte
Beste Jahreszeit
Im Prinzip kann man hier ganzjährig klettern, wobei aber im Winter das Wetter passen muss und nur relativ wenige sonnige Wände in Frage kommen. Für den Sommer gibt es einige schattseitige Felsen, allerdings kann es an heißen Tagen dort auch grenzwertig sein, da man sich nur auf 200 - 500 m Höhe befindet und durch die Meeresnähe die Luft sehr feucht sein kann. Ideal sind Frühling und Herbst. Es lohnt sich die Wetterprognosen im Blick zu haben. Regenwetter kann sich hier im Golf von Genua oft lange halten und durch die großen Höhenunterschiede von der Küste bis auf 2000 m gibt es oft kräftige Stauniederschläge.
Klettersektoren
Wir haben bisher nur zwei Sektoren besucht, aber insgesamt gibt es etwa zwei Dutzend Klettergärten mit mehreren hundert Routen. Ein kleiner Wermutstropfen für die Softmover: Unter 6a ist hier kaum etwas zu holen, dafür ist das Angebot ab 6c fantastisch.
Candalla
Es handelt sich um das größte Gebiet der Region und es besteht aus drei Sektoren mit insgesamt etwa 250 Routen. Das Schwierigkeitsniveau reicht von 6a bis 8c - oft klettert man an Sinterwänden, es gibt aber auch technische, ausdauernde Wandkletterei, der Großteil der Routen ist nordwestseitig. Etwas aus der Reihe schlägt der Sektor Placche a Mare, der sehr sonnig ist und dessen Routen moderatere Schwierigkeiten von 6a bis 6c aufweisen. Die Zustiege betragen je nach Sektor 10 - 40 Minuten.
Isola
Oberhalb des Bergdorfs Greppolungo gibt es etwa ein Dutzend kleinerer Wände, von denen das Gebiet Isola angeblich eines der schönsten ist. Der Zustieg ist mit etwa 30 Minuten etwas länger (wenn man ihn gleich findet - die Beschreibung im Versante-Sud-Führer weist großen Interpretationsspielraum auf…). Das Routenangebot ist sehr abwechslungsreich. Von technischen Platten in bestem Fels bis hin zu stark überhängender Sinterkletterei ist alles geboten.
Sonstiges
Strandurlaub
Wer gerne am Meer ist, der kann hier Klettern und Badeurlaub gut miteinander verbinden. Am Südrand des bebauten Küstenstreifens, kurz vor einem Naturschutzgebiet gibt es den Spiaggia di Vecchiano - ein naturbelassener, geräumiger, frei zugänglicher Sandstrand, der nicht allzu überlaufen ist.
Pisa
Die Provonzhauptstadt mit dem berühmten, aus dem Lot geratenen Turm ist nur etwa eine halbe Fahrstunde von Camaoire entfernt und ein lohnendes Ziel für einen Ruhe- oder Schlechtwettertag.
Carrara
Bereits seit der Römerzeit wird hier in riesigen Mengen weißer Marmor abgebaut. Gewaltige Steinbrüche und Bergwerke ziehen sich hunderte von Metern die steilen Flanken hinter dem Ort hinauf. Man kann bis in die Randbereich der Steinbrüche fahren und es gibt auch ein kleines Museum.