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Briancon, Klettern im Durancetal

Klettern in Ailefroide bei Briancon

Vielseitiges Sommer-Klettergebiet in den Französischen Alpen

Die Klettergebiete im Durancetal zwischen Briancon und Guillestre haben sich in den letzten Jahren zu einem Modegebiet für Sportkletterer aus ganz Europa entwickelt, die in den heißen Sommermonaten ein Urlaubsziel zum Klettern suchen. Die Routenauswahl ist hier beeindruckend vielfältig. Von bestens abgesicherten Anfängerfelsen im 3. und 4. Schwierigkeitsgrad bis hin zu den High-End-Routen im 11. Grad gibt es unzählige Klettergärten, daneben finden sich auch viele komplett eingebohrte Mehrseillängenrouten. Die Vielseitigkeit offfenbart sich auch im Gestein. Während rund um Briancon oft Quarzit und Gneis zu finden ist, klettert man in Ailefroide in tollem, rauem Granit, rund um Freissenieres und Roche de Rame kann man Kalk der feinsten Sorte genießen und ganz im Süden bei Guillestre können sich Hallenkletterer im griffigen Fels der Konglomeratschlucht Rue de Masque heimisch fühlen.

Anreise

Von Deutschland aus ist Briancon mit Öffis nur sehr umständlich zu erreichen, da in Frankreich die Schnellzüge immer über Lyon oder Paris fahren. Am besten fährt man mit dem TGV nach Valence, von wo aus eine Zugverbindung nach Briancon besteht. Dieser Zug hält in Guillestre/Mont Dauphin, in Les Argentiere und in Briancon. Ansonsten sind das Durancetal und seine Seitentäler gut mit Busverbindungen erschlossen, so dass man viele Ausgangspunkte vor Ort gut mit Öffis erreicht oder maximal 10-15 Minuten zusätzlichen Zustieg gegenüber den mit PKW erreichbaren Ausgangspunkten hat. Es gibt einige Felsen, für die der Zustieg ohne PKW keinen Sinn macht, allerdings sind vor Ort viele Kletterer mit PKW unterwegs und wer Augen und Ohren offen hält oder sich mit gestrecktem Daumen und sichbarer Kletterausrüstung an die Zufahrtsstraßen stellt, sollte zu Hauptsaison problemlos dort hinkommen.
MIt der Familie sind wir dieses Mal mit dem Auto angereist, was aber von Rosenheim aus auch eine mühsame Sache ist mit 8-10 Stunden Fahrzeit über Verona und Turin.

Übernachtung

1. Camping Es gibt in Mitteleuropa kaum ein Land in dem sich das Unterwegssein mit Zelt so unkompliziert gestaltet wie in Frankreich. In den Tälern gibt es Campingplätze wie Sand am Meer. Das gilt auch für das vorgestellte Urlaubsziel zwischen Guillestre, Ailefroide und Briancon, wo rund zwei Dutzend offizielle Campingplätze existieren - oft sogart direkt unterhalb der besten Klettergebiete. Die Preise sind - verglichen mit Deutschland oder Italien - sehr moderat. Als vierköpfige Familie haben wir meist um die 25 Euro pro Nacht bezahlt, und das in der Hauptsaison! Der Campingplatz Du Lac in Roche de Rame liegt recht zentral und punktet mit einem Badesee. Dafür muss man dort den Lärm der Straße und am Wochenende leider manchmal unzumutbar lautes Disco-Gestampfe der angrenzenden Bar bis 2 Uhr Früh in Kauf nehmen. Etwas ruhiger liebt der Camping le Verger am Nordende des Ort. Oberhalb des Haupttales gibt es den Camping Allouvier in idyllischer Lage als Ausgangspunkt für die Felsen von Fressenieres. Perfekt für die heißeste Zeit des Jahres eigenet sich der riesige Campingplatz in Ailefrode, von dem aus man nicht nur die tollen Sportklettergebiete in der Umgebung zu Fuß erreicht, sondern auch bestens abgesicherte Mehr-Seillängenrouten in feinem Granit. Rund um Guillestre gibt es eine große Auswahl an Campingplätzen zum Beispiel etwas nördlich "Les Iscles"  Von dort erreicht man zu Fuß in ca. 30 Min. das Klettergebiet am Mont Dauphin. Etwa 10-20 Minuten länger ist man von den anderen Zeltplätzen (bsp. den schattigen St. James oder den ruhigen La Ribiere) direkt in Guillestre unterwegs, dafür erreicht man von dort auch die Gebiete Rue de Masque und Le Simoust in etwa einer halben Stunde zu Fuß.

2. Sonstige Unterkünfte In der gesamten Region gibt es Unterkünfte aller Kategorien vom Privatzimmer bis zum noblen Hotel. Die meisten Campingplätze bieten auch kleine Holzhütten zum Übernachten für Leute, die kein Zelt besitzen.

3. "Biwakieren" An vielen Ausgangspunkten zu den Klettergebieten standen Campingbusse herum, die dort offensichtlich auch über Nacht blieben. Es schien uns so, dass das in der Region kein Problem darstellt.

Beste Jahreszeit

Der Talboden zwischen Guillestre und La Roche de Rame liegt auf einer Meereshöhe von knapp 1000 m. An den talnahen südseitigen Felsen wie zum Beispiel in St. Crepin oder auch in Fressenieres kann schon im zeitigen Frühjahr und auch noch im Herbst geklettert werden, manchmal sogar an sonnigen Wintertagen. Ansonsten handelt es sich um ein typisches Sommergebiet. Die meisten Felsen haben Ost- oder Westseitige Exposition, teils auch Nordseitig, so dass man immer irgendwo Schatten findet. Nicht wenige Felsen liegen deutlich oberhalb von 1500 m, wo es dann auch im Sommer im Schatten recht frisch werden kann, vor allem weil oft lebhafte thermische Winde blasen. Im Frühjahr lassen sich hier häufig Skitouren und Klettern perfekt verbinden. Während man von hoch gelegenen Ausgangspunkten am Morgen mit Ski aufsteigt und zur Firnzeit wieder abfährt findet man am Nachmittag in den talnahen Gebieten oft ideale Bedingungen zum Klettern.

Klettergebiete

Bisher konnten wir uns nur einen Teil der Gebiete selbst anschauen - hier einige Eindrücke:

  1. Ailefroide
    Weitläufiges großes Klettergebiet mit einige Sportklettersektoren und vielen Mehr-Seillängenrouten am Fuße des gewaltigen Mont Pelvoux. Es handelt sich meist um perfekten Granit, der oft plattig, teils aber auch steil und griffig ist wie im Sektor Face bouc. Die reichhaltige Auswahl, die perfekte Felsqualität, die schnelle Erreichbarkeit vom Campingplatz aus und vor allem die gigantische Landschaft machen das Gebiet für mich zum Top-Spot der Region. Es gibt einige familientaugliche Sektoren, oft handelt es sich aber auch bei den Klettergärten um blockiges Wandfußgelände.
  2. La Roche de Rame
    Direkt im Ort gibt es drei kleinere Gebiete. Einmal einen Felsen mitten im Ortszentrum (Centre village), 2 Minuten vom Campingplatz entfernt mit einer sehr schwierigen Seite im 8a-Bereich sowie ein paar längeren Routen im Level 6c bis 7b. Oberhalb des Ortes bietet der schön angelegte Klettergarten Le Bathou eine gute Auswahl an schönen langen Sportkletterrouten von 6a bis 9a und noch ein Stückchen höher finden sich an drei Felsblöcken einige kurze Anfängerrouten, für die sich der Zustieg aber wirklich nur zur Kinderbeschäftigung lohnt. Alle drei Gebiete bestehen aus Kalkgestein.
  3. St. Crepin
    Ein klassisches Kalk-Sportklettergebiet der Region. Im Hauptsektor rechts dominieren mit lohnende, oldschoolige Routen mit oft knackigen Boulderstellen, ganz links gibt es einen steilen Sektor mit athletischer Kletterei. Es ist nach Südwesten exponiert und daher meist sonnig. Frühaufsteher können hier aber bis Mittag auch im Hochsommer sehr gute Bedingungen finden. Gegenüber auf der anderen Talseite findet sich das kleine Gebiet Chanteloube. Zustieg und Wandfuß sind sehr familienfreundlich, ganz links gibt es viele leichte, aber sehr kurze Routen. Die rechten Routen sind schwerer, mit oft boulderlastigen Einzelstellen. Aufgrund des oft speckigen Felses und der eher gewöhnungsbedürftigen Kletterei aber nur mäßig lohnend.
  4. Le Ponteil
    Große Wand hoch über St. Crepin auf der gegenüberliegenden Talseite (gut 1500 m Meereshöhe). Tolle, oft sehr lange (40 m) Sportkletterrouten an griffigem, rauem Kalkgestein - auch einige Mehr-Seillängen-Routen gibt es. Nach längerem Gekurve bis zum Ausgangspunkt steigt man nochmal knapp eine halbe Stunde zu. Der Wandfuß ist nicht sonderlich familienfreundlich.
  5. Prelles
    Am Roche De Baron, dem felsigen Hügel östliche von Prelles zwischen Argentiere und Briancon gibt es eine große Auswahl an Sportkletterrouten in griffigem Quarzitgestein. Man kann entweder über eine sehr schlechte Straße über die Rückseite des Berges bis zu einem Parkplatz direkt am Fuß des oberen Sektors fahren oder man parkt unten in St. Martin und steigt 15-25 Minuten je nach Sektor auf.
  6. Cervieres 
    Hoch gelegenes Gebiet (1700 m) nahe der Straße zum Col d' Izoard für heiße Tage. Bis über Mittag Sonne aber lichter Baumbestand am Wandfuß. Ideales Einsteiger- und Kinderklettergebiet mit vielen schönen, gut abgesicherten Routen im Schwierigkeitsbereich 4 - 6a und einer Routenlänge von meist 15-20 m. Ein kleiner Bach 30 m unterhalb der Wand kann von nicht kletterwilligen Kindern mit Staudämmen ergänzt werden.
  7. Guillestre - Rue des Masques, Mont Daupin
    Festes, griffiges Konglomeratgestein, das vor allem Leute belohnt, die fleißig in der Kletterhalle trainieren, dementsprechend sehr beliebt. Den Charakter der Routen bestimmt meist nur die Wandneigung. Geneigte Routen sind oft recht einfach und auch für Einsteiger dankbar, steile Routen hingegen sind schnell pumpig und erfordern vor allem (Finger-)Kraftausdauer. Landschaftlich toll gelegen und an vielen Sektoren auch sehr familienfreundliches Gelände.
  8. St. Verain (Queyras)
    Tief drin im Seitental des Queyras liegt das malerische Örtchen St. Verain. In gutes Stück oberhalb des Ortes, oberhal der Kapelle de Clausis ist eine Felswand aus rötlichem Gabbro-Fels (ähnlich wie reibungsarmer Granit) mit schönen Routen in idyllischer Hochgebirgsumgebung. Zustieg von St. Verain allerdings gut 1,5 h. Es gibt allerdings auch einen Fahrservice zur Kapelle, oder man verbindet die Kletterei mit einer Übernachtung auf der Cab. de la Blanche. Hinter der Hütte gibt es auch noch zwei Klettergärten mit leichteren Gneis-Routen.

Sonstiges

In Briancon oder Guillestre kann man auch mal einen Ruhetag verbummeln - dazu finden sich dort jeweils große Supermärkte. Etwas südlich von Briancon gibt es ein sehenswertes Geologie-Museum (mit Dino vor dem Eingang, um Kinder anzulocken - Eintritt ist allerdings frei!). Wem es zu heiß werden sollte, der findet in den Badeseen in La Roche de Rame oder vor Guillestre Abkühlung - oder in der Durance.In der Duranceschlucht gibts dazu allerlei Unterhaltung wie Klettersteige oder Flying Fox.

Die ganze Region eigenet sich dazu sehr gut zum Wandern, Biken sowie im Winter und Frühjahr zum Tourengehen.