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Bergamo, Lago d'Iseo

Unbekannte Klettergebiete in Norditalien

Diese Region liegt zwischen den beiden bekannten Kletterzentren Gardasee und Lecco. Und wie so oft in der Nähe von Modegebieten herrscht hier angenehme Ruhe und man trifft nicht jeden Tag jemanden, den man aus den heimischen Klettergebieten kennt. Trotzdem brauchen sich die Bergamasker mit ihren Felsen keinesfalls hinter den bekannteren Wänden von Arco und dem Comer See verstecken. In Sachen Felsqualität, Absicherung und vor allem in Sachen landschaftlicher Schönheit gehören die Klettereien dieser Region sicher zum Besten auf der Alpensüdseite.
Sabine in einer 6a in Sorisole

Anreise:

Mit PKW entweder über Brenner/Bozen/Brescia (ca. 5 Stunden ab Rosenheim), Bodensee/San Bernhardino-Paß oder Zentralschweiz/Gotthard/Tessin nach Bergamo, Clusone oder den Lago d'Iseo. Eine Anreise via öffentlicher Verkehrsmittel oder durch trampen ist zwar möglich - allerdings ist man dann vor Ort schon ziemlich auf ein Klettergebiet festgelegt, weil die meist eher abgelegen in den Tälern liegen.

Übernachtung

1. Camping: Campingplätze gibts z. B. in

  • Bratto (ideal für Presolana, Bratto, Lantana, Valle dei Mulini),
  • Clusone (liegt am zentralsten von allen - in max. 1 Stunde ist man in allen Gebieten)
  • Riva di Solto (liegt sehr schön am Lago d'Iseo - hat auch im Winter geöffnet, im Sommer viel Trubel)

2. Ferienwohnungen: Wer es gemütlicher haben will, kann sich natürlich auch eine Ferienwohnung oder ein Zimmer nehmen. Wer viele Klettergebiete in der Region besuchen will, sollte ebenfalls einen möglichst zentralen Ort wie beispielsweise Clusone oder auch Bergamo wählen. Außer in der Hochsaison im Juli und August dürfte es reichen, wenn man vor Ort bei den Touristenzentren der entsprechenden Orte nachfrägt oder einfach entlang der Strasse Ausschau nach freien Zimmern hält. 3. "Biwakieren" Wer mit dem Auto und Schlafsack unterwegs ist möchte vielleicht nicht immer auf einen Zeltplatz. Es gibt einige Gebiete, wo man sich gut in "die Büsche schlagen" kann - z. B.

  • Cornalba - dort befindet sich oberhalb des Ortes ein grosser Picknickplatz mit Grill, Tischen und Bänken - wenn man sich rücksichtsvoll verhält wird keiner was sagen, wenn man dort auch mal eine Nacht verbringt
  • Clusone - südlich des Ortes findet man schöne Pinienwälder, aber auch hier gilt möglichst ruhig bleiben und den Ort sauber halten, damits auch in Zukunft keinen Ärger gibt.

Gebiete

  1. Cornalba
    Das bekannteste Sportklettergebiet der Region. An dieser eindrucksvollen Wand finden sich über 100 Routen in den mittleren und oberen Schwierigkeitsgraden (6a - 8c+). Die Kletterei ist sehr abwechslungsreich - überwiegend an Leisten und Löchern und die Felsqualität hervorragend. Trotz des großen Bekanntheitsgrades herrscht überraschend wenig Andrang und die Routen sind kaum abgespeckt.
    Die beste Beschreibung im Netz findet ihr bei Planetmountain
    Eine (nicht ganz vollständige) Beschreibung gibts bei falesia.it
  2. Presolana
    Die Presolana ist mehr ein kleines Gebirge als ein Berg. An dem breiten Felsriegel der Südwand mit seinen vielen Pfeilern finden sich sowohl viele neuzeitliche Sportkletterrouten als auch alte klassische Klettereien. Die Schwierigkeiten der neueren Routen liegen überwiegend im mittleren Bereich zwischen 5c und 6c. Die Felsqualität ist beeindruckend. Vom Tal und auch während des Zustiegs vermutet man überwiegend Grasschrofen, was sich bei näherer Betrachtung aber als genialer plattiger Lochfels á la Marmolada oder Pala erweist. Ein Tipp ist die Baita Casinelli, die inzwischen von zwei jungen Hüttenwirten sehr gut bewirtschaftet wird.
    An der Nordwand soll die Felsqualität ähnlich gut sein - allerdings ist die Wand im Frühling lange naß - was der Grund dafür ist, daß ich hier keinen Erfahrungsbericht liefern kann. Die Routen an der 500 Meter hohen Nordwand sind durchweg sehr anspruchsvoll. Die Schwierigkeiten bewegen sich zwischen 6b und 7c+ - es gibt nur wenige Routen, wo man sich mit ein wenig Ausrasten und Ziehen an Haken mit obligaten Schwierigkeiten unterhalb 6b raufmogeln kann. Auch an der Presolana trifft man - verglichen mit anderen Top-Gebieten - recht wenige Kletterer, an schönen Wochenenden können aber in den bekannten Südwandrouten doch mal mehrere Seilschaften unterwegs sein.
    ==> Topo Presolana Nordwand
    ==> Topo Presolana Südwand
  3. Valle dei Mulini
    Ein sehr schönes Sportklettergebiet das viele Routen im Bereich 5c bis 8a an traumhaftem Fels bietet. Die Kletterei ist meist athletisch - trotzdem häufig technisch anspruchsvoll. In der Routenauflistung bei Climb on the Net fehlen allerdings einige (meist etwas leichtere) Routen.
  4. Valgua
    Dieses wildromantische Tal beherbergt eine ganze Menge Felswände, an denen bisher 5 Sektoren zum Sportklettern erschlossen sind. Die Kletterei ist technisch sehr anspruchsvoll und etwas gewöhnungsbedürftig, wobei die einzelnen Sektoren ziemlich unterschiedlichen Charakter aufweisen. Nach längeren Regenfällen bleiben die Routen sehr lange naß. Bei Falesia.it gibts einen schönen Bericht (ital.) mit Topos und Routeninfos.
  5. Lantana
    Sehr schöne Sportkletterwand mit vielen einfacheren und mittelschwierigen Touren. Allerdings sind vor allem die leichteren Routen teilweise etwas grasig. Insbesondere im Schwierigkeitsgrad 6a bis 6c gibts allerdings hervorragende Routen.
  6. Bratto
    Ganz in der Nähe von Lantana gibts noch das kleine Klettergebiet Bratto, das einige traumhafte Routen in den Schwierigkeitsgraden 6c bis 7b bietet. Es gibt auch einfachere Touren (ab 5c), die zwar gut aber nicht so genial wie die schwierigeren sind. Links an der hohen Wand gibt es einige schöne aber schwierige Mehrseillängenrouten.
  7. Sorisole
    Eins der Hausgebiete für die Kletterer aus Bergamo. Durch den relativ langen Zustieg (30 - 45 min) durch die ursprünglichen Wälder der Bergamasker Voralpen hat man aber auch hier außer Sonntags meistens seine Ruhe und man findet einige wirklich lohnende Routen. Die einfacheren Routen sind vorwiegend fußtechnisch anspruchsvoll - während in den schwierigeren Leistenpower benötigt wird oder athletische Kletterei an überhängenden Sintern geboten ist.
  8. Roncola
    Dieses kleine aber feine Klettergebiet liegt hoch droben an den ersten Hügeln, die sich hinter Bergamo über die Po-Ebene erheben. Entsprechend schön ist der Blick hinaus ins Flachland. Aber auch die Routen sind hervorragend, wenn auch die Auswahl nicht allzugross ist und der linke Teil zunehmend von der Botanik zurückgewonnen wird.
  9. Madonna della Rota
    Ein superschönes Klettergebiet hoch über dem Lago d'Iseo. Hier stimmt einfach alles: hervorragender (wenn auch etwas gewöhnungsbedürftiger, sehr leistengeprägter) Kalk, kurzer Zustieg, extrem bequemer Wandfuß, traumhafte Aussicht auf den See und reichhaltige Routenauswahl. Onlineinfos gibts bei: Planetmountain und falesia.it
  10. Corna della Capre
    Für den Liebhaber abgeschiedener Mehrseillängen-Routen ist der Corna della Capre genau das richtige. Wer die abenteuerliche Anfahrt über die stellenweise holprige Schotterpiste und die 15 Minuten Zustieg hinter sich gebracht hat, den erwartet ein 100 Meter hohe Wand mit anfangs etwas grasigem, weiter oben aber unglaublich henkeligem Lochfels.
  11. Rogno
    Klettern am Lago d'Iseo - das ist in erster Linie mal Rogno. Der rote Granitähnliche Fels bietet ca. 80 Routen, die teilweise bis zu 180 Meter lang sind. Die Absicherung reicht von sportkletterählich bis zu eher kühn. Ein Satz Keile und einige Friends schaden in einigen Routen nicht, meistens findet man aber ganz gutes Material in den Routen.

Kletterführer

Valli Bergamasche, erschienen im Versante Sud - Verlag. Enthält alle Sportklettergebiete und auch die gängigsten Wände mit längeren Routen.