Rolwaling Trekking: Barabise - Beding - Trashi-Laptsa - Lukla
Die Trekkingroute durchs Rolwaling über den Trashi-Laptsa gehört zu den anspruchsvolleren aber mit Sicherheit zu den abwechslungsreichsten Treks in Nepal. Für den Beginn dieser Wanderung gibt es zwei Varianten, wobei ich hier die etwas längere, aber landschaftlich schönere beschreibe, die in Barabise beginnt. Da es nur wenige Lodges gibt ist das Mitführen der kompletten Campingausstattung notwendig - außerdem benötigt man ein Climbing-Permit für einen der Trekkinggipfel (Parchamo, Ramdung Go), um in das Gebiet zu dürfen. Die Tagesetappen die ich beschreibe entsprechen der von uns gewählten Aufteilung, natürlich kann man sie teilweise anders unterteilen.
1. Tag: Barabise (820 m) - Okreni (1400 m)
Ausgangspunkt der Trekkingroute ist Barabise - ein kleiner Ort am Arniko Highway, der entlang des Bhote Kosi nach Tibet führt. Dieser ist mit dem Bus von Kathmandu in 3 - 4 Stunden erreichbar. Da man meist erst gegen Mittag losmarschieren wird ist die erste Tagesetappe noch recht kurz. Der Weg führt durch schöne Reisterassenfelder und an kleinen Siedlungen vorbei zu der Ortschaft Okreni. Meist wird hier das erste Lager aufgeschlagen, hoch über dem Tal des Sun Kosi.
2. Tag: Okreni - Dolongsa (2600 m)
Am zweiten Tag wandern wir hoch über dem Talboden des Sun Kosi nach Osten zur Ortschaft Drumthali und durch eine urwaldgesäumte Schlucht nach Dolongsa. Die Einheimischen und vor allem die Kinder in den kleinen Dörfern sind ausgesprochen freundlich und die üppig grüne Landschaft hat einen besonderen Reiz. Wir übernachten in Dolongsa am oberen Ortsrand, knapp oberhalb eines kleinen Klosters auf einer aussichtsreichen Wiese.
3. Tag: Dolongsa - Tisang La - Pegu (2200 m)
Von Dolongsa steigen wir steil hinauf zu einer schönen Almlandschaft zwischen subtropischen Rhododendrenwäldern. Anschließend folgt nochmal eine Steilstufe hinauf zum Tisang La (3319 m), dem Passübergang ins nächste Haupttal. Die Vegetation ist hier geprägt von knorrigen, moosbewachsenen Bäumen und gelegentlich zwischeneingestreuten Almen. Nach einem kurzen Abstecher zum Magarka Danda (3553 m) steigen wir steil hinab nach Rupthang und wandern gemächlich hinüber nach Pegu, wo wir neben einer Schule unser Lager aufschlagen.
4. Tag: Pegu - Laduk (2000 m)
Von Pegu steigen wir hinab zu einer Hängebrücke über den Amatal Kohla, an seinem rechten Ufer gehts nun ein Stück talauswärts, bis eine weitere Brücke wieder nach links führt. Ein kurzer Anstieg bringt uns nach Loding, das berühmt ist für sein Holz-Karussell, das einem Riesenrad nachempfunden ist. Nach einer ausgiebigen Mittagspause wandern wir nach Süden in die Schlucht des Jorong Khola, wo lauwarme Badegumpen locken. Da es schon spät ist beschließen wir, die letzten 1,5 Stunden nach Laduk nicht mehr zu wandern, sondern bei einer Alm in der Schlucht zu übernachten. Als Belohnung können wir dafür einige Affen beim Hangeln in der Steilwand beobachen.
5. Tag: Laduk - Jakat (1200 m)
Nachdem wir gestern nicht ganz bis Laduk gekommen sind, müssen wir heute etwas aufholen. In dem ersten Teilstück machen uns die Blutegel zu schaffen, die in dem feuchten Gras sitzen und versuchen uns anzuzapfen. Dafür wird der Weg ab Laduk deutlich besser und bequemer und durch beinahe mediteranen Kiefernwald gehts nun nach Norden nach Bulung. Durch riesige Terassenfelder wandern wir nun mehrere Gräben querend nach Norden nach Gulkute und hinab nach Jagat direkt am Fluss des Tamba Kosi. Auf dem Zeltplatz neben der Lodge sind wir das erstemal nicht die einzigen Trekker, eine Gruppe Engländer hat hier ebenfalls ihr Lager aufgeschlagen.
6. Tag: Jakat - Simigaon (2000 m)
Heute ist wieder eine etwas gemütlichere Etappe an der Reihe. Gleichzeitig markiert dieser Tag den Übergang vom Vorgebirge ins Hochgebirge, ab nun gehts eine Etage höher. Zuerst wandern wir entlang der tief eingeschnittenen Schlucht des Tamba Kosi aufwärts bis Chetchet. Hier bringt uns eine Hängebrücke auf die andere Talseite und in vielen Kehren steigen wir hinauf zu dem Dorf Simigaon. Rundherum sind nun bereits höhere Berge zu sehen - einige 5000er und 6000er des Lapchi Kang ragen im Nordwesten auf, während im Norden das Gaurisankar-Massiv über den Kamm lugt.
7. Tag: Simigaon - Daldung La (3973 m)- Manebug Kharka (3900 m)
Für die nächsten zwei Tage wollen wir eine Variante zum üblichen Rolwaling-Trek machen. Den Großteil unserer Mannschaft schicken wir unten herum nach Beding, während wir mit der Küchenmannschaft und zwei der fitteren Träger hinaufmarschieren zu Alm Shakpa und weiter in Richtung Daldung La. Durch dichten Urwald und einige Lichtungen steigen wir fast 2000 Höhenmeter hinauf zu dem aussichtsreichen Pass. Ein kleiner Abstecher bringt uns noch zum Daldung Ri, bevor wir an der Manebug Kharka unser Nachtlager beziehen.
8. Tag: Manebug Kharka - Beding (3700 m)
Nach einer kalten Nacht mit deutlichem Frost wandern wir beim ersten Morgenlicht einen tollen Panoramaweg an mehreren Almen vorbei nach Osten hinab in den Graben des Dzigri Drangka. Ein schmaler Pfad durch moosbewachsenen Dschungel führt hier nahezu ohne Höhenverlust nach Osten zum Rolwaling Chu, wo eine schmale Holzbrücke wieder auf den Hauptweg leitet. Hier ist deutlich mehr Betrieb und in etwa einer weiteren Stunde erreichen wir zügig das Sherpadorf Beding, den Hauptort des Rolwaling.
9. Tag: Beding (3700 m) - Na (4180 m)
Ab hier beginnt für uns die Phase der Akklimatisation, das heisst, wir steigen pro Tag deutlich weniger auf als konditionell und zeitlich möglich wäre und schonen den Körper, damit er sich möglichst gut an die Höhe anpassen kann. Der Marsch von Beding nach Na ist kaum mehr als eine halbe Tagesetappe. Gemütlich wandern wir den breiten Pfad taleinwärts und bestaunen die 5000er und 6000er, die das Tal seitlich flankieren. Die weitläufige Sherpasiedlung Na wurde früher nur im Sommer bewohnt, mittlerweile verbringen viele Bauern hier jedoch das ganze Jahr. Am Nachmittag ist viel Zeit für Essen und Trinken oder je nach Lust und Laune für Kartenspielen, Lesen und Schlafen.
10. Tag: Akklimatisationstag in Na (4180 m)
Da es nun jeden Tag höher hinauf geht, empfiehlt es sich heute einen Tag in Na zu bleiben, und sich an die Höhe zu gewöhnen. Wer einen der umliegenden Gipfel besteigen möchte, sollte dies ebenso machen, wie Trekker, die "nur" über den Trashi-Laptsa-Pass ins Khumbu wechseln. Zu wenig Akklimatisationszeit rächt sich meist irgendwann - insbesondere wenn es sich um eine größere Gruppe handelt, da dann fast immer irgendjemand dabei ist, der länger für die Höhenanpassung benötigt. Als Tagesprogramm bieten sich mehrere Spaziergänge an - so kann man ein schönes, aber geschlossenes Kloster westlich von Na besuchen, das einen schönen Blick über das Tal bietet.
11. Tag: Na - Teehaus Kabag (4600 m)
Über wunderschöne Yakweiden wandern wir heute nach Osten, bis uns eine Steilstufe hinaufführt zum Moränenwall, der den Gletschersee Tso Rolpa aufstaut. Ein kleines Staukraftwerk mit Schleuse soll eine künstliche Regulierung des Wasserstands gewährleisten, um Überflutungen des Rolwaling durch eine Ausbrechen des Gletschersees verhindern. In einem kleinen, wunderschönen Tälchen südlich der Moräne wandern wir noch ein Stück taleinwärts zu einem lauschigen Lagerplatz an einem kleinen Bach direkt neben einer Art Kiosk, dem Teehaus Kabag.
12. Tag: Kabag - Gletschercamp (4900 m)
Heute folgt wegmässig die unangenehmste, landschaftlich aber zugleich eine der imposantesten Etappen des gesamten Treks. Zuerst steigen wir vom Lagerplatz fast 300 Höhenmeter hinauf auf die Moräne zu einem tollen Aussichtsplatz auf Weiterweg und den Bigophera-Go. Anschließend müssen wir fast die gleiche Strecke wieder hinab auf den schutt- und geröllbedeckten Trakarding-Gletscher. In ständigem Auf- und Ab stolpern wir nun den komplett mit Moränenschutt bedeckten Gletscher taleinwärts bis kurz vor den Talschluss, wo wir unser Lager beziehen.
13. Tag: Gletschercamp - Trashi-Laptsa-Pass (5755 m) - Pass-Lager (5650m)
Die Königsetappe des Treks beginnt gleich mit einer felsigen Steilstufe, in die wir Fixseile für unsere Träger installieren. Danach wandern wir über das flache Gletscherplateau des Drolambao-Gletschers nach Norden, bis wir nach rechts zum Trashi-Laptsa-Pass aufsteigen können. Hinter dem Pass steigen wir nochmals 100 Höhenmeter ab und richten unter einer steinschlaggeschützten Stelle der 800 m hohen Südwand des Tengi-Ragi-Tau unser Lager ein. Leider beginnt es ab Mittag stark zu schneien, so dass wir bei schlechter Sicht am Pass stehen. Eine kalte und ungemütliche Nacht steht uns und unserer Mannschaft bevor.
14. Tag: Trashi-Laptsa-Pass (5755 m) - Thengpo (4230 m)
Nachdem es in der Nacht nochmal aufklart, ziehen am Morgen von Nordwesten erneut Wolken auf und es ist windig - trotzdem wollen wir versuchen auf den Parchamo zu steigen. Viel Schnee und damit verbundene Lawinengefahr, sowie schlechte Sicht und Wind drängen uns allerdings zum Umkehren und so steigen wir bereits am Morgen wieder zurück zum Lager. Ein steiles Coloir bildet für unsere Träger die Schlüsselstelle, die wir mit Fixseilen entschärfen. Über Moränengelände und schließlich über großflächige Yakweiden steigen wir hinab nach Thengpo.
15. Tag: Thengpo - Namche Bazar (3440 m)
Auf dem Weg zurück in die Zivilisation. Von der kleinen Sherpasiedlung Thengpo wandern wir talauswärts nach Thame, wo wir das berühmte Kloster besichtigen. Anschließend reihen wir uns in eine der Trekking-Hauptstraßen des Khumbu ein und steigen hinab in den Hauptort des Himalaya-Bergsteigens, nach Namche Bazar. Hier gehts gleich hinein in die "German Bakery" und ins Teehaus, wo wir den regnerischen Nachmittag trocken verbringen können.
16. Tag: Sightseeing um Namche-Bazar - Reservetag
Für Schlechtwettertage oder andere unvorhersehbare Zwischenfälle lohnt es sich einen Reservetag einzuplanen. Wir hatten diesen nicht benötigt, deshalb blieben wir einen Tag in Namche-Bazar und drehten eine kleine Sightseeing-Runde. Der Ausflug nach Khumjung mit tollen Blick auf die Ama Dablam entschädigte uns für das trübe Wetter des Vortags.
17. Tag: Namche-Bazar - Lukla (2800 m)
Am letzten Tag unseres Trekkings folgen wir der Touristentrasse hinab in den Dudh Kosi-River und über mehrere spektakuläre Hängebrücken hinaus nach Lukla. Oft wird diese Etappe auf zwei Tage aufgeteilt - ohne Hetze ist sie aber problemlos an einem Tag machbar. Wir haben inclusive einiger längerer Pausen etwa 7 Stunden benötigt, die reine Gehzeit beträgt etwa 4 - 6 Stunden.
18. Tag: Rückflug Lukla - Kathmandu
Der Rückflug von Lukla nach Kathmandu ist nochmal ein besonderes Erlebnis. Die kleinen Flugzeuge starten der nach unten abbrechenden Startrampe und fliegen relativ niedrig über die Vorberge hinaus nach Kathmandu. Bei gutem Wetter bieten sich tolle Blicke auf den Himalaya. Bei schlechtem Wetter kann es allerdings passieren, dass die Flugzeuge überhaupt nicht starten, da die Piloten nur auf Sicht fliegen können. Deshalb sollte man in Kathmandu noch mindestens einen - besser zwei Reservetage einplanen, damit man seinen Heimflug nicht verpasst falls man in Lukla festsitzt.