Ellmauer Tor, Wilder Kaiser
Für die heutige gemütliche Weihnachtsessen-Verdauungs-Skitour fiel die Zielauswahl echt schwer. Den reinrassigen, schattseitigen Pulverschnee gibt es momentan eben nur mit - richtig: Schatten! Eigentlich wollten wir aber schon etwas Sonne. Zu weit fahren wollten wir auch nicht und die Schneelage an sich läßt ohnehin nicht zu viele Auswahlmöglichkeiten. Pistenskitouren scheiden aus Ästhetikgründen von vornerherein aus. Daher fiel die Wahl einmal mehr aufs altbekannte Kübelkar - auch wenn mir klar war, dass die Abfahrt bei der Wärme keine fünf Sterne bekommen wird.
Bei der Anfahrt nach Ellmau kann man schon kurz ins Zweifeln kommen, ob bei der dürftigen Schneelage ein südseitiger Ausgangspunkt auf ca. 1000 m ein gute Idee ist. Aber die Wochenbrunner Alm beweist einmal mehr, dass sie einfach ein Schneeloch ist. Am Ausgangspunkt liegen 20 cm Pulverschnee auf der zusammengeregneten, hartgefrorenen Unterlage von nochmal 10-20 cm. Bodenkontakt ist also kein Problem, schon eher Felskontakt bei der Abfahrt wenn man nicht genau schaut und verdächtige Buckel umfährt. Die Schneemenge nimmt dann kontinuierlich zu, die Latschenzonen sind aber trotzdem noch zu wenig eingeschneit, diese umgeht man daher im Aufstieg rechts.
Im Bereich des ersten Karbodens auf 1600 m liegt ca. 1 m Schnee, der auf den oberen 30 cm pulvrig ist und drunter eine massive Regenkruste aufweist. Der Pulverschnee hat deutlichen Graupelanteil und in Schattenlagen eine auffallende Oberflächenreifschicht. Das wars dann aber schon mit der maximalen Pulverschneehöhe. In Richtung Ellmauer Tor wird die lockere Auflage immer weniger, da sie wohl vom Wind karabwärts befördert wurde. An der letzten Geländekante unter dem Ellmauer Tor kann man dann an der exponierten Kuppe die spiegelglatte Regenkruste live begutachten.
Am gemütlichen Mittagspausenplatz mit Venedigerblick lassen wir es uns gut gehen und nehmen billigend in Kauf, dass mit jeder Brotzeitminute der Schnee im Kar schwerer wird. Die Abfahrt verspricht heute ohnehin kein Highlight zu werden, dann soll wenigstens das Rahmenprogramm passen, mit Schoki im Angesicht von Fleischbank und Karlspitze. Kurz nach 13 Uhr rüsten wir uns für die Abfahrt.
Perfekt sind die sonnseitigen Eiskrustenpassagen, wo man feinsten Firn genießen kann. Allerdings beschränkt sich das auf ein paar wenige Schwünge. Im oberen Teil des Kares geht es trotzdem gut zum Fahren, da die 10-15 cm Pulverschneeauflage zu einer gut schmierenden Pappschneeschicht auf dem Harschdeckel mutiert sind. Je tiefer wir kommen, umso schwerer wird allerdings der Schnee - einerseits wegen der zunehmenden Neuschneemenge und andererseits wegen der höheren Temperaturen. Erst unten im flachen Teil oberhalb der Gaudeamushütte ist es dann wieder tip-top, da in den flachen Hängen die Sonne dem Pulverschnee nichts anhaben konnte. So wedeln wir letztendlich entspannt an der Hütte vorbei zum Ziehweg hinab und auf diesem zurück zum Parkplatz.
Ausblick: Schneemenge bleibt gut, Schneequalität bis zum nächsten Neuschnee abnehmend.