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Traumtouren

25 außergewöhnliche Skidurchquerungen in den Alpen

Titel: Traumtouren - 25 außergewöhnliche Skidurchquerungen in den Alpen

Autor: Stefan Herbke

Verlag: Tyrolia

Seiten: 224

Preis: 34,95 €

Für wen: Erfahrene Skitourengeher, die (auf eigene Faust oder mit einem Bergführer) gerne Gebietsdurchquerungen auf Skiern machen.

Wo: bestellen bei Amazon

Traumtouren - 25 Skidurchquerungen in den Alpen

Rezension

Gebietsdurchquerungen mit Tourenski sind eine der vielseitigsten, aber auch anspruchsvolleren Unternehmungen, die man in den winterlichen Alpen so unternehmen kann. Ich bin seit Jahrzehnten ein großer Fan davon, und daher habe ich mich sehr gefreut, als der Tyrolia-Verlag anfragte, ob ich das neue Buch "Traumtouren" von Stefan Herbke auf meiner Website vorstellen und besprechen könnte.

"WTF???" sprach meine Netzhaut und schüttelte sich erstmal beim Anblick des Covers. Was ist das? Auf einem tollen Winterfoto liegen - scheinbar wild draufgewürfelt - grellbunte Letter mit der Titelbezeichnung. Mich erinnert es ein wenig an die Farbkompositionen meiner Tochter im Vorschulalter. Offensichtlich wollte der Layouter damit Aufmerksamkeit schaffen und sich aus dem inzwischen fast unüberschaubaren Büchertisch mit Bildbänden und Skitourenauswahlführern abheben. Der Verlag wird sicherlich analysieren, in wieweit sich das positiv auf die Verkaufszahlen auswirkt. Wer so einen Topseller erreicht, hat natürlich recht und über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten. Ansonsten ist dieser Hardcover Bildband aber sehr aufwendig gestaltet und hochwertig verarbeitet.

Sodann geht es an die Analyse des Innenlebens. Das Inhaltsverzeichnis zeigt auf einen Blick: die Musik spielt in den Ostalpen. Das ist mir sehr recht, da diese Berge für mich näher und die Unterkünfte meist günstiger sind. Stefan Herbke beschreibt zwar auch einige Touren in der Zentral- und Westschweiz (u.a. eine Variante der Haute-Route und eine Route durch die Urner Alpen), von 25 Tourenvorschlägen verlaufen jedoch 21 in den Gebirgsgruppen östlich des Splügenpasses. Die meisten Vorschläge erfordern vier oder fünf Tage Zeit, daneben finden sich einige Dreitagestouren und sogar Mini-Durchquerungen, die an einem Wochenende durchführbar sind. Am längsten ist die Skiroute Hoch-Tirol, die mit sechs Tagen veranschlagt wird. Unter den vorgeschlagenen Unterkünften findet man (fast) alle Kategorien - vom Winterraum über klassische Skitourenhütten, bis hin zum noblen Sternehotel ist alles dabei. Nur unbeheizbare Biwakschachteln oder gar Freiluftbiwaks sind nicht enthalten. Auch beim konditionellen und skitechnischen Anspruch reicht die Spannbreite weit, wobei man selbst bei den einfachsten Touren 1200 Höhenmeter pro Tag schaffen und generell gut bis sehr gut Skifahren können sollte.

"Mit Transalp..." verspricht mir bereits der Untertitel. Nachdem ich im kommenden Winter unter Umständen eine solche Überschreitung des Alpenhauptkammes machen möchte, schaue ich mir diesen Vorschlag gleich mal genauer an. Was ich zu sehen bekomme ist aber leider ein schlechter Witz. Die Route "Von Garmisch nach Meran" ist eine fünftägige Aneinanderreihung von Taxitransfers, Busetappen und Bergbahnfahrten mit Skitourenabschnitten dazwischen. Ein reines Konsumhäppchen einer Bergschule unter dem Deckmäntelchen "Transalp", das mit einer Skidurchquerung aus meiner Sicht rein garnichts zu tun hat. Zum Glück ist dieser Vorschlag der einzige negative Ausreisser. Auch wenn bei den ausgearbeiteten Routen dieses Buches deutlich häufiger auf Bergbahnunterstützung und Transfers zurückgegriffen wird, als ich das persönlich machen würde, weisen die meisten Unternehmungen aus alpinistischer Sicht logische Routenführungen auf.

Wie ich erwartete, ähnelt die Präsentation der jeweiligen Tourenbeschreibungen mehr dem Stil von Alpinzeitschriften als einem Skitourenführer. Großformatige und meist hochklassige Action-, Stimmungs- und Landschaftsfotos sowie großzügige Erlebnisberichte nehmen viel Raum ein. Die harten Fakten finden sich jeweils am Ende einer Tour auf einer halben oder ganzen Seite, inklusive kleiner Übersichtskarte. Die notwendigsten Daten für die Planung sind hier zusammengefasst: grobe Skizzierung des Routenverlaufs, Anreise, Logistik um wieder an einen  ggf. verwendeten PKW heranzukommen, Übernachtungsmöglichkeiten. Insbesondere bei letzteren hätte ich mir noch etwas ausführlichere Infos gewünscht, da dies oft den Knackpunkt darstellt, ob eine Route bei idealen Bedingungen auch kurzfristig machbar ist oder nicht. Auch sonst nimmt einem das Buch die detaillierte Planung und individuelle Recherche nicht ab. Aber das war sicher nicht die Intention des Autors, denn dafür erfordern Skidurchquerungen einfach zu oft Improvisation und den Verhältnissen angepasste Flexibilität, um sie nach Anleitung aus einem Buch durchzuziehen.

Fazit: Alles in allem ein gelungenes Buch mit vielen tollen Bildern, unterhaltsamen Texten und meist guten Anregungen für 2-5 (6) tägige Skidurchquerungen. Für den Individualbergsteiger kann es als Ideenlieferant bei der  Tourenplanung dienen, wer seine Touren gerne mit Bergführer unternimmt, findet im Buch dazu ebenfalls Hinweise auf entsprechende Anbieter.

Markus Stadler