Tod im Sommerloch - Bergkrimi
Spannender Kriminalroman von Andi Dick
Titel: Tod im Sommerloch
Autor: Andi Dick
Verlag: Panico-Alpinverlag
Seitenzahl: 291
Sprache: deutsch
Preis: 12,90 €
Für wen: Freunde spannender Unterhaltungslektüre - alpinistische oder tourismuswirtschaftliche Vorbildung erhöht den Erlebniswert.
Wo: online beim Panico-Verlag
Rezension
"Dass jedenfalls die Handlung irgendeinen Bezug zur Realität hätte, der über das Zufallsprinzip hinausgeht: Diesem Vorwurf würde ich gerne mit aller Entschiedenheit entgegentreten können." schreibt Andi Dick im Abspann seines "Erstlingswerks" als Krimiautor.
Nunja... Dass sich mehrere Skigebiete ein Wettrüsten liefern - unter tatkräftiger Unterstützung der Russenmafia, dass darin Naturschutz- und Bergsteigerverbände eine oft indifferente Rolle spielen, dass skurpellose Geschäftsleute für ihre Rendite weder Rücksicht auf Mensch noch auf Natur nehmen, all das ist alles andere als abwegig. Auch Sabotagen von Erschließungsgegnern an Liftanlagen, Klettersteigen oder Beschneiungsanlagen gab es bereits. Und einen hauptamtlichen Mitarbeiter des größten Bergsteigerverbandes habe ich selbst mit eigenen Augen mit aufgeblasener Gummigitarre über eine Bühne toben sehen und zur Melodie von "We will rock you" "I will Skitour'n" singen hören.
Der Bezug zur Realität ist also über weite Strecken sehr eng - auch wenn in Romanform einiges natürlich auf die Spitze und stellenweise darüberhinaus getrieben wird und aus der Zentrale des Deutschen Alpenvereins in München die des Deutschen Bergvereins in Mingelham wird oder die Skigebiete Steinöd, Bergham oder Westerbach heißen. Vieles hätte man genauso mit realen Namen versehen können, falsch wäre es dann immer noch nicht. Aber die Grundaussage des Buches ist eine hochpolitische und dahingehend positioniert sich der Autor im Nachwort auch sehr klar - pro Natur und gegen Erschließung.
Die Story an sich ist top aktuell (siehe die Beugung des Alpenplans zur komerziellen Ausschlachtung der Allgäuer Alpen) und raffiniert konstruiert. Viele Interessengruppen treffen aufeinander, die wenig bis gar keine Skrupel kennen und - in diesem Buch - auch über Leichen gehen wenn es ihrer Sache dient. Verlierer ist in der Regel die Natur, da sie sich am wenigsten zur Wehr setzen kann - aber der anonyme "Naturator" schlägt sich auf ihre Seite und kämpft mit einfallsreichen Sabotageakten gegen die Geschäftemacher. Blöd wenns anders läuft als geplant und es statt der erhofften Imageschädigung dann Tote gibt. Noch schlimmer, wenn die Anschlagserie darüberhinaus von Trittbrettfahrern dazu genutzt wird, unliebsame Mitmenschen dezent zu beseitigen. So verselbständigt sich der Prozess und beschert dem armen Kommissar Haderbichler viel Arbeit.
Das Buch ist keine Minute langweilig, sprüht vor originellen Ideen und Wortwitz und lässt sich sehr unterhaltsam lesen. Das ein oder andere hätte der Autor leicht noch weiter ausschmücken können. Viele Szenen, vor allem Dialoge, kommen mir zu geradlinig und zwanghaft zielführend daher. Bestsellerautoren wie Frank Schätzing oder Ken Folleth hätten locker einen 1000seiter aus der Story gemacht, hergeben würde sie es. Aber der Andi mag sicher kein Bestsellerautor werden, das wäre ihm bestimmt zu viel Kommerz - denn kommerzielles Streben kommt in dem Buch ganz schlecht weg.