Teufelswand
Die Tragödie der Unterkircher-Expedition am Nanga Parbat
Titel: Teufelswand
Autoren: Simon Kehrer, Walter Nones
Verlag: Piper-Malik-Verlag
Seiten: 234
Preis: 19,95 €
Für wen: Alle, die die Berichterstattung in den Medien über den Verlauf der Expedition verfolgt haben und eine andere Sichtweise kennenlernen wollen.
Wo: online bei Amazon
Inhalt
Eine Expedition einer kleinen aber leistungsstarken Mannschaft von drei Südtiroler Profi-Bergsteigern möchte die Rakhiotwand am Nanga Parbat durchsteigen. Bei einem vergleichsweise banalen Unfall verstirbt Karl Unterkircher - der Expeditionsleiter. Geschockt und tieftraurig über den Verlust ihres Kameraden müssen Simon Kehrer und Walter Nones die Wand durchsteigen, um zurück ins Basislager zu kommen, da ein Abstieg über die Wand zu gefährlich wäre. Sie benötigen dafür zwar über eine Woche, da sie mit Lawinen, Sturm und zunehmender Erschöpfung zu kämpfen haben, hätten aber auch mit Unterkircher eine ähnlich lange Durchstiegszeit vor sich gehabt. Sie waren entsprechend vorbereitet und ausgerüstet. Eigentlich - mit Ausnahme des Unfalls - in der Welt der Extrembergsteiger keine sehr ungewöhnliche Situation. Allerdings fällt die Nachricht vom Tod Karl Unterkirchers im Sommerloch 2008 bei den Medien auf einen extrem fruchtbaren Boden und noch während Kehrer und Nones durch die Wand weiter aufsteigen, läuft eine Berichterstattungsmaschinerie an, wie sie der Alpinismus schon lange nicht mehr gesehen hat. Nahezu in Echtzeit werden die Nachrichten aus dem Basislager von den dort inzwischen eingetroffenen Landsleuten an die Medien weitergereicht und in alle Welt weiterverbreitet. Die beiden Bergsteiger sollen "gerettet" werden, der Fernsehzuschauer in Europa wähnt sie in höchster Not. In Wirklichkeit bekommen die beiden nichts davon mit, vollenden ihre Tour und werden im Anschluss beinahe "entführt" von den sensationsgeilen Medien.
In dem Buch kommen Kehrer und Nones selbst zu Wort. Sie schildern in klarer, einfacher Sprache den Werdegang der Expedition, ihre Motivation und Begeisterung für die Berge, ihre Ängste und Gedanken während der Tage im ewigen Eis. Der Schein, den Titel und Klappentext des Buches erwecken ist reisserischer, als die darin enthaltenen Erzählungen und als es die Absicht der Autoren sein dürfte. Das wird aber ein Zugeständnis von Verlag und Autoren an die Verkaufsfähigkeit sein. Es soll keineswegs bedeuten, dass sich der Leser langweilen wird. Besonders dem bergbegeisterten und alpinistisch vorgebildeten Publikum wird ein hervorragender Eindruck von dem Ablauf und dem Leistungsvermögen moderner Spitzenexpeditionen vermittelt. Dieser Eindruck steht in krassem Gegensatz zu dem, was in der Medienberichterstattung während und kurz nach der Expedition lief.
Fazit: Wer sich eine objektive Meinung zu dem Thema bilden möchte, wird um die Lektüre des Buches nicht herumkommen. Die sachliche Schilderung des Expeditionsablaufes wird durch tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Extrembergsteiger und ein sehr persönliches Interview mit der Lebensgefährtin des verunglückten Karl Unterkircher perfekt ergänzt. Als Hingucker finden sich darüberhinaus im Mittelteil einige tolle Fotos von der gewaltigen Landschaft. Ein Extra-Lob gilt der Übersetzerin Christine Kopp, die mit alpinistischen Sachverstand und sprachlicher Fertigkeit die Intention der Autoren zu 100% in die deutsche Sprache übertrug.