Rother Bergkrimi - "Abgrund"
Tobs Thanners erster Fall
Titel: Abgrund - Tobs Thanners erster Fall
Autor: Stefan König
Verlag: Bergverlag Rother
Seitenzahl: 240
Sprache: deutsch
Preis: 12,90 €
Für wen: Fans der Kategorie "Alpenkrimis", bzw. Kletterer und Bergsteiger, die sich auch gerne einmal einen Krimi gönnen wollen.
Wo: online bei Amazon
Rezension
Kriminalromane sind zwar nicht meine Lieblingslektüre, aber nachdem der renomierte Bergverlag Rother nun auch auf die Modewelle der "Heimatkrimis" aufgesprungen ist, durfte ich mir die Chance auf ein Besprechungsexemplar nicht entgehen lassen. Soviel vorab: ich hatte ein paar vergnügliche Lesestunden damit. Jetzt aber zum Buch. Selbst als relativer Laie weiss ich, dass ein Krimi zumindest vier essenzielle Zutaten braucht:
- Eine kluge Story, die nicht schon nach dem ersten Kapitel durchschaubar ist
- Einen witzigen und zugleich spannenden Schreibstil
- Eine Hand voll interessanter Charaktere, die wahlweise böse oder gut sind
- Einen "Helden", der dem Leser sympathisch ist und der als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte letztendlich zur Lösung des Falles beiträgt
Die Geschichte ist für einen Roman dieses Umfangs verwoben genug um die ein oder andere überaschende Kehrtwende zu vollziehen - letztendlich führt sie dann aber doch in eine recht banale Auflösung, so dass auch weniger konzentriertes Lesen nicht zum zwangsläufigen Ausstieg aus dem Geschehen führt. Dazu trägt auch die leicht verdauliche Schreibe des Autors bei, die jederzeit Spaß macht und keine Langeweile aufkommen lässt. Das Zielpublikum - Leser mit alpinem Background oder zumindest mariginalem Interesse an bergsteigerischen Themen - wird immer wieder mit versteckten Insidergags (z. B. "bist du so blank wie die Schlüsselstellen an der Kampenwand") versorgt, die vom nichtkletternden Outsider achtlos überlesen werden dürften. Nicht fehlen dürfen die zahlreichen Ortsbezüge, die der großen Schar der oberbayerischen Kletter- und Bergsteigerszene nur allzubekannt sind (Kaisergebirge, Alpspitze, Jubiläumsgrat, Karwendel, Kletterhalle Thalkirchen etc.).
Die Akteure um den Titelhelden Tobs Thanner sind teils ganz einfallsreich charakterisiert, wie der vorbestrafte Hüttenwirt Brunner oder der mit einigen persönlichen Schwächen belastete Kommisar Kölbl. Andere wirken dafür wieder eher klischeehaft wie der väterliche Freund und Kletterpartner Ricardo oder der neureiche, cayennefahrende Gernegroß Donath. Die größte Mühe hat sich der Autor mit seiner Hauptperson Tobias "Tobs" Thanner gegeben. Er präsentiert ihn als modernen Bergvagabunden, für den Klettern und Bergsteigen mit Abstand das wichtigste im Leben ist. Notgedrungen ringt dieser sich dazu durch als selbständiger Privatdetektiv seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Stefan König versteht es dabei Tobs Abneigung gegen die biederer Bürgerlichkeit bei der Jobsuche herauszuarbeiten, genauso wie den permanenten Konflikt zwischen dem gerade startenden Job und den weiter kletterwilligen Freunden. Besonders hier merkt man die guten "Milieukenntnisse" des Autors. Der nach meinem Geschmack insgesamt ordentliche Krimi lebt vor allem von seiner Zielgruppenansprache und seinem Titelhelden. Besonders Leser die sich mit Tobs Thanner identifizieren können - und das werden in Bergsteiger- und Kletterkreisen eine ganze Reihe sein - dürften Gefallen an dem Buch finden.