Ötztal, Imst, Gurgltal - Kletterführer
Sportklettern - Klettersteige - Eisklettern - Bouldern
Titel: Imst, Pitztal und Ötztal
Autoren: Günter Durner, Gerhard Gstettner
Verlag: AM-Berg-Verlag
Seiten: 306
Preis: 24,90 €
Für wen: Kletterer, die dem Ötztal einen Urlaub abstatten wollen oder für die Locals selbst.
Wo: online bestellen bei Buch7
Rezension (bezieht sich auf eine ältere Auflage)
Dass man im Ötztal gut klettern kann ist ja schon länger bekannt, aber dass inzwischen auch an den - von weitem nicht immer einladend erscheinenden - Felsen entlang des oberen Inntals und in den Talkesseln von Imst und Nasserreith große Kletterzentren entstanden sind hat sich erst vor wenigen Jahren herumgesprochen - das dafür umso schneller. Nicht nur für den Bekanntheitsgrad, auch für das Einrichten der vielen neuen Gebiete ist in erster Linie die Tiroler Tourismusindustrie verantwortlich, die in dieser Region die Kletterer als Zielgruppe entdeckt hat und mit massivem Finanzeinsatz die Erschließung und Veröffentlichung der Gebiete vorangetrieben hat. Herausgekommen sind massenweise konsumfreundlich erschlossene Klettergärten, allerdings auf Kosten vieler traditioneller, charakterstarker Gebiete. Diese können dem massiv befeuerten Anspruchsdenken der Konsumkletterer und der daraus resultierenden, veränderten Rechtslage nicht mehr standhalten und inzwischen mussten daher schon einige tolle Klettergebiete in Tirol rückgebaut werden, wo "nur" das Interesse lokaler Kletterer dahinterstand und keine touristische Lobby...
Nun zum Führer: Das Ringbuch enthält die meisten Klettergebiete (Sportklettern und Mehrseillängen) zwischen Telfs und Landeck und den jeweiligen Seitentälern (Ötztal, Pitztal, Kaunertal, Gurgltal), sowie die dortigen Klettersteige. Wer die Topos aus "Climbers Paradise" kennt, wird hier nicht viel neues finden. Auch die Topos enthalten kaum weitere Informationen (Haken, weitere Wandstrukturen), die Zustiegsskizzen sind ähnlich oder sogar noch spartanischer. Oftmals wird es zwar trotzdem ausreichen, um den Klettergarten zu finden, da vor Ort ja meist alles konsumentenfreundlich ausgeschildert und markiert ist, aber beispielsweise in Simmering sind einige Sektoren mit dem Führer alleine nur schwer aufzuspüren. Und selbst in so beliebten und gut eingerichteten Klettergärten wie an der Engelswand war die ein oder andere Routenführung nur nach Rücksprache mit den Lokals vor Ort nachvollziehbar, hier wären mehr Details im Topo hilfreich.
Die Routenbewertungen sind im Vergleich zum Konkurrenzprodukt "Kletterführer Tirol" von Michi Meisl konsumentenfreundlicher - heißt die traditionell recht knackigen Schwierigkeitsangaben im Ötztal wurden beispielsweise oft nach oben korrigiert - allerdings merkt man sehr schnell, in welchen Routen die Autoren nicht unterwegs waren, diese tragen dann oft noch die noch superharte Originalbewertung der Erstbegeher, wodurch die Bewertungen oft weit auseinanderdriften. Generell fehlen Routenkommentare oder andere subjektive Bewertungen (wie die Sternchenbewertung im Tirolführer), was das Buch sehr stark auf die staubtrockenen Tatsachen reduziert. Die Druckqualität und Verarbeitung des Führers hingegen ist tadellos - hier hat sich der Verlag im Vergleich zu früher deutlich verbessert. Auch bei der Bildauswahl und fotografischen Qualität sind deutliche Steigerungen zu beachten. Auch wenn in manchen Gebieten zwei Bilder mit ein und dem selben Kletterer (oder meist Kletterin) in der selben Route aufeinander folgen, enthält der Führer im großen und ganzen überwiegend sehr gute Bilder, die schon beim Durchblättern Lust aufs Tiroler Oberland machen. Alles in allem ein solides Standardwerk, das aber durchaus noch Verbesserungspotential hat.