Nach oben - Albert Precht
Schlüsselmomente aus tausend Erstbegehungen
Titel: Nach oben - Schlüsselmomente aus tausend Erstbegehungen
Autor: Albert Precht
Verlag: Verlag Anton Pustet
Seitenzahl: 160
Sprache: deutsch
Preis: 25,00 €
Für wen: Für jeden, der die Faszination des alpinen Felsklettern nachvollziehen kann oder möchte.
Wo: online bei Amazon
Rezension
Albert Precht? "Hochkönig, Tennengebirge, viele Erstbegehungen, wilde Solotouren aber auch Bohrhakengegner und Sigibolts" sind Schlagwörter, die einem oberbayerischen Kletterer auf Anhieb zu diesem Namen einfallen. Der sich inzwischen im Rentenalter befindliche Bischofshofener hat das alpine Felsklettern im Salzburger Land in den letzten 30 Jahren geprägt wie kein zweiter. Kaum ein Felsgipfel und kaum eine Wand durch die er nicht eine seiner inzwischen über 1000 Erstbegehungen kreiert hat. Mit unglaublichem Auftrieb und scheinbar grenzenloser Kondition hat Precht Felsmeter "gefressen" ohne Ende. Nicht selten hat er zwei oder sogar drei - für Normalsterbliche Kletterer tagesfüllende - Kletterrouten an einem Tag absolviert oder bei guten Bedingungen täglich eine der absoluten High-End-Routen der Region begangen und dazwischen seine Nachtschicht bei der Eisenbahn geschoben.
Obwohl er im Vergleich zu ähnlichen Spitzenkletterern immer eher einer der ruhigeren und bescheideneren Zeitgenossen war, hat er doch aus seinen Überzeugungen kein Hehl gemacht. Lange war er ein erbitterter Gegner der Routenabsicherung mit Bohrhaken, bevor er dann eine Wandlung vollzug und zumindest die nachträgliche Sanierung lohnender Linien akzeptierte und sogar selber durchführte. Leider ist er dabei aber in seinem Tatendrang über das Ziel hinausgeschossen und hat bei umfangreichen Sanierungen im Tennengebirge und Hochkönig nicht normgerechtes Material ("Sigibolts") verwendet, wodurch teils heute noch in einigen Routen sichheitstechnisch bedenkliches Material zu finden ist.
Nun aber zu dem Buch "Nach oben .Nach oben. Nach oben. Schlüsselmomente aus tausend Erstbegehungen". Albert Precht schildert dabei in autobiografischer Manier seinen alpinen Werdegang anhand abgeschlossener Erzählungen verschiedenster Kletterabenteuer. Angefangen von noch recht ungestümen Aktionen in seiner Jugend und eingestreuten Erinnerungen und Anekdoten aus der Zeit danach, enthält das Buch insbesondere Geschichten aus dem letzten Jahrzehnt. Der Bogen spannt sich dabei von einer Erstbegehung mit dem bekannten blinden Kletterer Andy Holzer über heimatliche Felsabenteuer mit seinem Kletterpartener Sigi Brachmayr bis hin zu exotischen Fernreisen nach Jordanien oder in den Oman. Komplett aussen vor bleibt jedoch die für Precht weniger angenehme Episode der "Sigibolts", wozu er in dem Buch Gelegenheit gehabt hätte seine eigene Sicht der Dinge darzustellen. Obwohl Albert Precht fraglos erstaunliche Taten vollbracht hat, steht dies in den Texten angenehmerweise weitgehend im Hintergrund. Kennern von Materie und Örtlichkeiten wird es aber schwer fallen angesichts der erzählten Abenteuer (z. B. ein Solotag am Hochkönig mit den Routen "B-hofener Loch", Wandhöhe 700 m/Schwierigkeit 5+, "Kesselpfeiler", 300m/5 im Abstieg, "Big Beauty", 400 m/8+ und zum Abschluss noch "Techtelmechtel" 600 m/6+ - und das mit 56 Jahren) nicht auch den Leistungen Respekt zu zollen. Packend und vielseitig sind jedoch vor allem die Schilderungen drumherum. So verwebt der Autor in die Geschichten sowohl seine eigenen (Weltanschauungs-)Gedanken, seine Gefühle und Eindrücke, als auch Schilderungen von Landschaft, Land, Leuten und Kulturen. Er bedient sich dazu einer ausgesprochen lebendigen und bildhaften Sprache die irgendwie so garnicht zu dem Klischee des exzentrischen, fanatischen Kletterpuristen passen mag.
Fazit: Ein absolut emfpehlenswertes Buch, das sich spannend und flüssig lesen läßt und mit vielen authentischen und teils eindrucksvollen Fotos illustriert ist. Wer die Faszination des alpinen Felskletterns abseits von Bohrhakenstraßen bisher nicht nachvollziehen konnte, erhält hier eine sehr gute Gelegenheit dazu.