Logenplätze zwischen Bad Reichenhall und Kochelsee
37 Wandertouren am oberbayerischen Alpenrand
Titel: Logenplätze zwischen Bad Reichenhall und Kochelsee
Autoren: Peter Lechner / Sandra Rauch
Verlag: Speleo Projects
Seiten: 180
Preis: 16,90 €
Für wen: Einheimische und Gäste, die Wandertipps für schöne Ausichtsplätze zwischen Salzach und Loisach suchen.
Rezension
Bücher mit Wandertipps für die Bayerischen Voralpen und die Chiemgauer Alpen gibt es wie Sand am Meer. Die darin vorgestellten Routen wiederholen sich meist, die Unterschiede liegen eher im Detail und im Layout. Der vorliegende Wanderführer "Logenplätze" weicht davon deutlich ab. Beschrieben werden in erster Linie kleinere Wanderungen zu besonderen Plätzen mit herausragender Aussicht. Dabei handelt es sich meistens um ruhige, wenig bekannte Ziele, zum Teil sogar um echte "Geheimtipps", die bisher höchstens auf versteckten Internetseiten oder -foren beschrieben wurden. Ein paar Klassiker wie Heuberg, Pendling, Riederstein oder die Steinerne Agnes dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die meisten Logenplätze erfordern deutlich mehr Aufwand und Können, als von der letzten Seilbahnstation zu einer Panoramaplattform zu spazieren. Bei einigen Tourenvorschlägen sind erhöhte Anforderungen an den Orientierungssinn und an die Geländegängigkeit, teils sogar etwas Kletterfertigkeit erforderlich. Dafür wird man die Aussicht dann aber oft alleine oder nur mit wenigen Gleichgesinnten genießen können.
Die Umschlagklappen geben einen schnellen Überblick über die beschriebenen Ziele, im knappen Vorspann erfährt man alles Wissenswerte zum Aufbau des Buches. Eine gute ist die bildliche Darstellung zur Terminologie der Wegekategorien auf den Seiten 14/15. Besonders weniger erfahrene Wanderer können anhand von Abbildungen studieren, was z. B. einen Karrenweg von einem Forstweg unterscheidet. Besonders bei der Orientierung auf unmarkierten Touren kann dies eine gute Hilfe darstellen. Und dann gehts auch gleich los mit dem ersten Tourentipp.
Als Beschreibung des Ausgangspunktes wird jeweils ein Parkplatz mit Koordinaten angegeben. Was für Autofahrer praktisch ist, bringt Personen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen leider wenig. Hinweise auf die Anreise mit Zug oder Bus fehlen komplett. Dafür mokieren die Autoren zum Beispiel bei Tour 20, dass "Neuhaus das Parken schwer" mache, obwohl der Ausgangspunkt gerade mal fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernt ist. Ich finde es schade, wenn solche Bücher mit dem Tunnelblick von Autofahrern verfasst werden - gerade dort wo die Blechlawinen sowieso schon ganze Täler verstopfen und wo sich die Anreise mit der Bahn geradezu aufdrängen würde. Das wäre bei mindestens einem Drittel der vorgestellten Routen der Fall.
Ansonsten enthalten die Tourenbeschreibungen alle notwendigen Informationen. Die Wegverläufe werden sehr ausführlich wiedergegeben und wem das immer noch nicht genug ist, der kann sich die GPS-Tracks herunterladen. Einige Symbole an der Randleiste vermitteln einen schnellen Eindruck vom Charakter und den Anforderungen der Tour. Meistens ist auch eine Kartenskizze dabei, zwar nur auf Openstreetmap-Basis, aber für die grobe Übersicht reicht das aus. Sich mit diesem Buch auf den beschriebenen Touren zu verlaufen dürfte eine echte Herausforderung darstellen - aber erfahrungsgemäß gibt es immer Spezialisten, für die nichts unmöglich ist.
Aufmachung und Layout sind solide und ansprechend. Die Qualität der Bilder macht davon aber leider Einiges wieder zu nichte. Es mag ja vielleicht als Zusatzinformation für den Wegcharakter gedacht sein, wenn ein Foto einen Graschrofenhang mit dem Hintern einer darin aufsteigenden Person zeigt (S. 19). Ansprechend finde ich das nicht. Das Buch enthält zwar durchaus auch viele gute Bilder, allerdings ist bei der Bearbeitung noch Luft nach oben. Ein großer Teil der Fotos kommt sehr düster rüber (z. B. S. 54/55, 114/115) und manche sind zu schwach aufgelöst (z. B. S. 52).
Fazit: Ein Wanderführer mit einer interessanten Routenauswahl und gut beschriebenen Routenverläufen. Leider wird die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ignoriert, und bei der Bebilderung könnten Autoren und Verlag noch optimieren.
Markus Stadler