Kochel - Klettern und Bouldern am Kochelsee
Klettern und Bouldern am Kochelsee
Titel: Kletterführer Kochel
Untertitel: Klettern und Bouldern am Kochelsee
Autor: Toni Lamprecht
Verlag: Panico Alpinverlag (4. Auflage 2017)
Seiten: 384
Preis: 34,80 € (incl. Gutschein-Code für Vertical-Life App).
Für wen: Kletterer, die sich im besten südbayerischen Sportklettergebiet zurechtfinden wollen.
Wo: Online beim Panico-Verlag
Rezension
Toni Lamprecht - der Autor dieses Kletterführers - hat seinen Beinamen "Stier von Kochel" in erster Linie seiner muskulösen Erscheinung und der brachialen Gewalt mit der er beim Klettern zupacken kann, wenns drauf ankommt. Und in seinem Hausgebiet am Kochelsee kommts sehr oft drauf an. Das wird bereits im Layout des Führers deutlich. Üblicherweise stufen die Panico-Führer in den Topos blaue Routen von 1-5 ein. Sinnvollerweise wurde im neuen Kochelführer diese Kategorisierung um einen Grad nach oben verschoben, sonst hätte man sich die blaue Farbe fast komplett sparen können. Viel gibts hier nämlich nicht für die Softmover. Umso mehr Routen sind dafür in Grün gezeichnet - und das bedeutet: mindestens Schwierigkeitsgrad 9 - oder sehr oft auch deutlich schwieriger. Ganz aussichtslos ist die Lage aber nicht (mehr) für Kletterer die kleinere Brötchen backen müssen. Einige Wände bieten inzwischen auch einiges im 6. - 7. Grad und sehr viel dann im 8. Grad - und somit für fast jeden etwas. In den oberen Graden ist Kochel sicherlich eines der besten Klettergebiete in Deutschland - wenn nicht sogar in Europa - zumindest wenn man dem Bergzeit-Magazin glauben darf, das die acht Lieblingsgebiete Bayerischer Spitzenkletterer gesammelt hat.
Kochel ist aber nicht nur Klettergebiet, sondern auch Bouldergebiet. Natürlich finden Freunde der Sitzstarts, Sloper und Dynamos hier kein zweites Fontainebleau mit Felsblöcken im Riesensandkasten - dafür ist das Gelände doch zu rau und die Felsstruktur zu anders. Das Bouldern spielt sich in Kochel daher überwiegend am Wandfuß der Kletterwände und den benachbarten, kleineren Felsen ab. An den Wandln rund um Kochel wurden in den letzten Jahre zahlreiche Probleme knapp überm Crashpad geknackt und diese hat Toni hier ebenfalls beschrieben.
Dass der "Stier" aber nicht nur stark klettern kann, sondern ein ausgezeichneter Kletterführer-Autor ist, wird beim Durchblättern des Buchs schnell klar. Hausmeister eines Gebietes zu sein und dort jeden Griff und Tritt beim Vornamen zu kennen ist die eine Sache. Das er dies übersichtlich und verständlich in ein Buch zu packen ist wiederum eine andere Baustelle. Diese Aufgabe hat der "Antonator" aber mit Bravour gelöst. Gute Topos (ins Digitale gezeichnet von Tobias Reinke), sehr detaillierte und oft aussagekräftige Routenkommentare - sowie viele Hintergrundinfos, Anekdoten und Klettererportraits zeichnen ein lebhaftes Bild des Klettergebietes und seiner Kletterszene.
Illustriert wird das Buch von unzähligen - oft sehr guten - Fotos zahlreicher Profi- und Hobbyfotografen. Diese lassen auch die staubigste Wand oder brüchigste Route Kochels noch in feinem Licht erscheinen. Es bleibt zu hoffen, dass der Gebietsneuling sich nicht davon blenden lässt, der Local weiß es eh. Kochel ist nun mal nicht Kalymnos, aber in seiner Vielfältigkeit und Masse sicherlich das beste, was der bayerische Alpenrand dem Sportkletterer zu bieten hat.