Kletterführer Setesdal
Granitklettern in Südnorwegen
Titel: Kletterführer Setesdal (Norwegen)
Autor: Hans Weninger
Verlag: Panico Alpinverlag (5. Auflage 2021)
Seiten: 352
Preis: 39,80 €
Für wen: Alpinkletterer und Klettergartenkletterer, die sich für die Granitwände des Setesdal in Norwegen interessieren.
Rezension (für die 4. Auflage)
Das Setesdal - etwa zwei Autostunden nördlich des Fährhafens Kristiansand in Südnorwegen - ist eines der bekanntesten Klettergebiete in Norwegen. Das tief eingeschnittene Tal wird im Bereich der Kommune Valle von bis zu 400 Meter hohen Granitwänden flankiert. Ungefähr in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts begannen die ersten Kletterer hier, die Wände zu erschließen. Wobei "erschließen" oftmals auch das cleane Klettern bedeutet, was heißt, dass keine fixen Sicherungsmittel wie Haken verwendet werden sondern ausschließlich Klemmkeile und Friends. Für die Wiederholer bleibt in diesem Fall die Wand so ursprünglich wie bei einer Erstbegehung, der Unterschied liegt nur im Informationsvorsprung z. B. durch ein Topo.
Hans Weninger aus Hameln in Norddeutschland ist wohl der eifrigste Erschließer im Tal - anfangs wie die Locals in cleanen Begehungen - im Laufe der Zeit aber mit immer mehr Bohrhaken. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Klettermöglichkeiten des Tales auch anderen zugänglich zu machen und sichert sie nicht nur ab, sondern veröffentlicht sie auch beim Panico-Verlag in diesem Kletterführer. Mit großer Detailkenntnis und viel Akribie wurde dieses Buch verfasst, und man merkt auf jeder Seite und in jeder Beschreibung die Orts- und Klettergeschichtskenntnis des Autors. Unterstützt wird Hans nun seit der 4. Auflage von Peter Brunnert, der vor allem durch seine witzigen Kletterstories in der Szene wohlbekannt ist.
Beim ersten Durchblättern fallen aber dann auch gleich die Unterschiede zu den herkömmlichen Panico-Führern auf. So verzichtet der Autor auf Topos und stützt seine Tourenskizzen ausschließlich auf Wandbilder mit eingezeichnetem Routenverlauf. In der Regel reicht das in dem strukturarmen Granit gut und man findet sich problemlos damit zurecht. Dort wo es sich um Baseclimbs handelt wo die Einstiege von Bäumen verdeckt sind, die Routendichte höher ist und die Strukturen etwas vielfältiger sind, kann die Orientierung dadurch aber auch mal etwas schwerer fallen - sofern die Routennamen nicht angeschrieben sind oder nicht mehr leserlich sind (z. B. an der Silberwand). Deutlich verbessert wurden gegenüber der Vorauflage die Zustiegsskizzen, die nun kaum mehr Wünsche offen lassen und das Auffinden der Wände deutlich erleichtern sollten. Weiterhin verzichtet wurde auf detailliertere Hinweise zum benötigten Sicherungs-Material. So haben wir beispielsweise den 3er Camalot doppelt in "East of Easy" (Løefjell) mitgeschleppt und kein einziges mal eingesetzt - wohingegen wir Größen von 0 bis 1 manchmal gerne doppelt gehabt hätten.
Gegenüber der 3. Auflage ist eine ganze Reihe an neuen Infos hinzugekommen. So wurde nicht nur in den bestehenden Gebieten der aktuelle Erschließungsstand nachgearbeitet - wo neben vielen längeren Routen insbesondere zahlreiche Sportkletterlinien eingerichtet wurden. Auch die Freunde des Boulderns können nun in dem Führer einige tolle, ausführlich beschriebene Gebiete finden. Darüberhinaus enthält das Buch eine ganze Reihe an abgelegenen Abenteuertouren im Hinterland des Setesdales. Der Führer ist komplett dreisprachig gehalten - in Deutsch, Englisch und Norwegisch, was den begrenzten Absatzmarkt etwas öffnen soll. Dafür ist vor allem der Vorspann natürlich deutlich umfangreicher als bei einsprachigen Büchern.
Fazit: Der ultimative Kletterführer für das Setesdal - der allerdings an den Benutzer etwas größere Ansprüche an die Eigenverantwortung bei der Tourenselektion, Routenfindung und Ausrüstungswahl stellt als die meisten anderen Panico-Führer.