Kletterführer Best of Extrem - Salzburg, Berchtesgaden
Genussklettereien von 6 bis 10
Titel: Best of extrem Band1 - Salzburger Land, Berchtesgaden
Autoren: Roland Norcen, Rudi Kühberger
Verlag: Panico-Alpinverlag
Seiten: 468, komplett vierfarbig
Preis: 29,80 €
Für wen: Sportkletterer und Alpinkletterer für einen Faible für gutabgesicherte Mehrseillängenrouten
Wo: vergriffen, ein Teil der Routen fand Aufnahme in das zweibändige Best-Of-Werk von Rudi Kühberger für das Land Salzburg (Band 1, Band 2)
Rezension
Best of extrem... Das hört sich erstmal nach einer Auswahl für wenige an. Es drängt sich einem der Verdacht auf, hier wird "das letzte im Fels" beschrieben, Kletterrouten, die nur die Besten der Besten versuchen können. Bereits der Untertitel des Führers "Genussklettereien von 6 bis 10" spricht hier jedoch eine andere Sprache. Genussklettereien schliessen zumindest schon mal die größten objektiven Gefahren aus und auch die Absicherung, bzw. Absicherbarkeit sollte sich eher im grünen Bereich bewegen, damit man die Tour auch wirklich "geniessen" kann. Der Schwierigkeitsrahmen ist dann ja sehr breit gefächert. Während eine mit Bohrhaken durchgesicherte 6er Tour mit einigen Seillängen ambitionierten Klettergartenkletterern oft zum Einstieg ins Klettern von Mehrseillängenrouten dient, gehört ein 10er in der x-ten Seillänge immer noch zu den Herausforderungen für die absoluten Spitzenleute. Damit spricht dieser Führer eine sehr breite Käuferschicht an. Nun kommen wir zum Inhalt.
Das Gebiet reicht vom Loferer Talkessel im Westen über den Hochkönig-Stock im Süden bis zum Gosaukamm im Dachsteingebirge im Osten. Einige wenige Urgesteinsklettereien am Salzburger Alpenhauptkamm runden das ganze ab. Man sieht aus dieser Gebietseinteilung sehr schön den üblichen Tages-Aktionsradius der Salzburger Alpinszene, denen die beiden Autoren zweifellos angehören, bzw. angehörten. Die Vergangenheit verwende ich deshalb, da einer der beiden Autoren - Roland Norcen - im Sommer 2005 bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben kam. Die Tourenauswahl aus diesem unglaublich reichhaltigen und vielfältigen Klettergebiet dürfte den Autoren sicher nicht leicht gefallen sein. Den Ausschlag gab offensichtlich meist die Absicherung oder die persönliche Kenntnis einer Route durch die Autoren. Von den vielen sehr schönen Routen des Gebiets, die teilweise etwas Eigeninitiative in der Absicherung erfordern, werden nur sehr wenige erwähnt. Was allerdings insbesondere die Gebietskenner freuen wird, ist der hohe Anteil an "jungen Routen" - also Touren, die in den letzten Jahren erstbegangen und daher noch in keinem Führer veröffentlicht wurden. Übers Internet und durch die üblichen "Kopierzirkel" wurden die Topos zwar bereits auch ausserhalb der absoluten Insiderkreise verbreitet - jedoch mit wechselnder Vollständigkeit.
Die Beschreibungen der Routen - mit Wandbild, Topo und meistens sogar Beschreibung der Seillängen, häufig bis hin zu einzelnen Schlüsselzügen, sind vorbildlich. Die gewohnt übersichtlichen Topos von Johanna Widmaier und das bewährte Layout geben keinerlei Grund zur Kritik. Einzig die (vielen) Kletterfotos sind nur teilweise wirklich gut. Häufig sinds halt die typischen Seilpartner-Perspektiven, die zwar nicht immer schlecht sein müssen, bei derart vielen Bildern jedoch genügend Mittelmässigkeit übrig lassen. Auch von den Wandbildern wurden viele vom Wandfuss, bzw. Zustieg aus aufgenommen, mit dem damit verbundenen Effekt der Verzerrung. Vorteil dabei ist allerdings, dass vor allem das Finden des Einstiegs erleichtert wird - bei Bohrhakentouren meist die größte Orientierungsschwierigkeit.
Fazit: Für 29,80 erhält man mit diesem Führer eine unglaubliche Fülle an gut abgesicherten Klettermetern, perfekt aufbereitet und beschrieben. Für den Gebietsfremden gibts nun endgültig keine Ausrede mehr, den besten Kalk der Ostalpen zu verschmähen und für den Insider bietet der Führer einen Anlass, die Loseblattsammlungen der Neutourentopos zu entsorgen und durch ein schmuckes Buch zu ersetzen.