Im extremen Fels - Kult-Kletterführer
100 legendäre Kletterführen in den Alpen
Titel: Im extremen Fels
Autoren: Christoph Klein, Jürgen Winkler - Tobias Bailer, Daniel Mohler, Achim Pasold (Ergänzungsband)
Verlag: Panico Alpinverlag (4. Auflage 2023)
Umfang: 216 Seiten .+ 80 Seiten Softcover-Ergänzungsband
Preis: 48,00 €
Für wen: Alpinkletterer mit Sinn für Routen mit Geschichte und Charakter.
Bestellen: Bestellen beim Panico-Verlag
Kultbuch "Im extremen Fels" - eine Chronik
Es gibt mit Sicherheit kein Buch, dass eine ganze Generation von Kletterern mehr geprägt hat als der Kult-Kletterführer "Im extremen Fels" von Walter Pause. Das Buch mit der Erstauflage 1970 enthält 100 Touren aus dem gesamten Alpenraum, die für ihre jeweilige Gebirgsgruppe sehr typisch, wegweisend und - ganz wichtig - für ihre Zeit "extrem schwierig" sind. Der Kletterführer wird schnell zu Bibel jedes ambitionierten Alpinkletterers und das Sammeln von "Pausetouren" zu einer wichtigen (wenn nicht gar der wichtigsten) Motivationsquelle. Kein Wunder dass das Buch schnell vergriffen ist und neu aufgelegt wird, wobei einige Touren ausgetauscht werden, so dass die gesamte Liste aus beiden Führern 106 Touren umfasst. Als die zweite Auflage ebenfalls vergriffen ist, erfolgt keine weitere Neuauflage und knapp vierzig Jahre nach der 2. Auflage werden für gut erhaltene Ausgaben in Antiquariaten mittlere dreistellige Werte erzielt. Offensichtlich schwelt es noch in den Köpfen und Herzen der Alpinkletterer ...
Im extremen Fels - es geht wieder los
Zwei Zutaten sind nötig, um die Glut wieder zu entfachen: Ein kompetenter Verlag und ein motivierter Autor. Bei Punkt eins ist die logische Wahl der Panico-Verlag. Im deutschsprachigen Raum gibt es wohl keinen anderen Verlag, der in Sachen Kletterführer-Know-How besser aufgestellt wäre und die Begeisterungsskala für gute Bücher wurde von den Köngenern schon vor langer Zeit nach oben geöffnet. Als Autor bringt sich Christoph Klein ins Spiel.
Christoph lernte ich im Juni 1990 kennen, als ich mich erstmals einer Alpenvereinsgruppe zu einer alpinen Wanderung im Zillertal anschloß. Wir beiden 17 und 18jährigen Youngsters waren ungefähr 30 Jahre jünger als der Rest der Truppe und der Tourenleiter vergoß literweise Angstschweiß wegen Christophs geringem Respekt vor der absturzgefährlichen Schrofenflanke (bei damals offensichtlich noch wenig routinierter Gehtechnik). In der Folge begannen wir beide unabhängig voneinander zu klettern und der immer top motivierte und grenzenlos begeisterte Christoph hatte sich schon die ersten 6er im Kaiser hinaufgekämpft, als ich noch im Vierergelände herumschotterte. Nach einigen gemeinsamen Eingehtouren ging es aber auch bei mir aufwärts und in der "Wiessner-Rossi" an der Fleischbank bekam ich einen ersten Eindruck vom schwierigen Alpinklettern. Da aber unser subjektives Risikoempfinden nicht ganz deckungsgleich war, verläpperte sich die Seilschaftsverbindung recht bald wieder und als Christoph in die Schweiz zog brach der Kontakt ganz ab. Nur die Geschichten und Anekdoten um Christophs alpine Abenteuer finden in der Folge auf diversen Kanälen den Weg zu mir und sorgen für den ein oder anderen unterhaltsamen Hüttenabend.
Obwohl Christoph als freiberuflicher Filmer eine Familie zu versorgen hat, gelingen ihm immer wieder anspruchsvolle und wilde Alpintouren, darunter auch viele Pausetouren. Unter anderem unterstützt er als Seilpartner den Tiroler Sepp Gwiggner dabei, seine Pausetouren-Sammlung als erster (und einziger) zu komplettieren und entwickelt dabei die Idee, das Buch neu aufzulegen.
Die 3.Auflage
Für Verlag und Autor ist von Anfang an klar, dass die Neuauflage möglichst nah am Original sein muss. So finden sich in dem Buch nicht nur fast alle Original-Wandfotos von Jürgen Winkler (der damit ebenfalls als Autor beteiligt ist), sonder auch die Original-Topos werden beibehalten aber optimiert und wenn nötig korrigiert. Hinzu kommt natürlich die Rotpunktbewertung falls erforderlich, da durch das gestiegene Kletterniveau inzwischen großteils frei geklettert wird, Fifi und Strickleiter werden nur noch in Ausnahmefällen mitgeführt. Nachdem nicht mehr alle Original-Pausetouren kletterbar sind (z. B. Bonattipfeiler), müssen wiederum einige Touren ausgetauscht werden. 2015 erscheint die dritte Auflage. Wie zu erwarten, verkaufte sich das Buch flott und muss bald unverändert nachgedruckt werden. Während der Coronazeit ist es dann irgendwann engültig vergriffen und Christoph plant bereits für eine 4. Auflage...
Das tragische Unglück
Leider verlässt Christoph sein sprichwörtliches Glück kurz vor Weihnachten 2022. Beim Abstieg vom Col Standhardt in Patagonien rutschte er im leichten Gelände aus, kann sich nicht mehr halten und stürzt tödlich ab. Trotz aufwändiger Bemühungen gelingt es nicht, seinen Leichnam zu bergen. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Panico initiiert eine Spendenaktion, die in der Kletter-Community enormen Zuspruch findet und eine beachtliche Hilfe für die Familie darstellt. Mit Christoph verliert die Alpinklettercommunity ein Original, das vielen von uns Inspiration und Motivation brachte. Er wird durch seine Filme und nicht zu letzt durch das Buch "Im extremen Fels" unvergessen bleiben.
Die 4. Auflage
Achim Pasold macht sich Anfang 2023 sogleich an eine neue 4. Auflage. Zusammen mit den eifrigen Pause-Tourensammlern Tobias Bailer und Daniel Mohler wird das Buch überarbeitet, es werden erneut ein paar Touren ausgetauscht und als Bonus gibt es ein 80-seitiges Zusatzheft mit allen Pausetouren, die in der neuen Auflage nicht mehr enthalten sind. Außerdem enthält das Bonusheft viele Farbfotos, eine Auflistung aller 20 "Zusatztouren" (nicht mehr enthaltene Routen und Zweitrouten aus dem Hauptbuch), sowie einen Beitrag von Sepp Gwiggner. Für alle ernsthaften Sammler: Es sind jetzt also insgesamt 120 Touren, wobei aber mindestens drei definitiv nicht mehr kletterbar sind (Bonattipfeiler, Livanos an der Cima su Alto, Tissi am Torre Venezia).
Die vollständige Sammlerliste, sowie den Top-Score-Stand vieler Sammler gibts unter Extreme-Collect - natürlich kann sich hier auch jeder selbst beteiligen und seine gekletterten Routen dokumentieren.