Hochkönig von Albert Precht
Ein autobiografischer Kletterführer von Albert Precht
Titel: Hochkönig
Autor: Albert Precht
Verlag: Verlag Anton Pustet
Seitenzahl: 162
Sprache: deutsch
Preis: 25,00 €
Für wen: Für jeden, der die Faszination des alpinen Felsklettern nachvollziehen kann oder möchte.
Wo: online bei Amazon
Rezension
Hochkönig und Albert Precht - ein Begriffspaar, das zusammengehört wie Fels und Klettern, wie Winter und Schnee oder wie Salzburg und Mozart. Der Hochkönig, 2941 m besteht aus einem großen Karstplateau, das nach Süden mit gewaltigen 600 m hohen Wänden abbricht. Allein an dieser Südwand gibt es etwa 40 alpine Kletterrouten. Nach Osten setzt sich diese Mauer über die Bratschenköpfe bis zur vieltürmigen Mandlwand fort. Die Ostabstürze der Hochfläche bilden noch weitere Felsmassive aus, wie die glatten Mauern von Torsäule, Teufelskirchl oder Flachfeld. Überall kompakter, rauer und kletterfreundlicher Fels. Es erscheint verwunderlich, dass an diesen Wänden mehrere Epochen alpiner Klettergeschichte weitgehend spurlos vorübergegangen sind. Wo im Wilden Kaiser oder in den Dolomiten bereits engmaschige Routennetze über die begehrteren Felswände gezogen waren, lagen viele Wände des Hochkönigs Anfang der 1970er Jahre noch weitgehend unberürt da. Ideale Voraussetzungen für einen jungen, felshungrigen Bischofshofener namens Albert Precht. In den folgenden 45 Jahren prägte er die Erschließung des Hochkönigmassivs wie kaum ein anderer Kletterer der Entwicklung in einem bedeutenden Felsgebiet seinen Stempel aufdrücken konnte. Sein Leben endete leider sehr abrupt als er im Mai 2015 mit 67 Jahren bei einem Abseilunfall auf Kreta verstarb. Kurz vor seinem Tod hatte er beim Verlag noch das Manuskript für dieses Druckwerk eingereicht.
Es sollte eine Art "autobiografischer Kletterführer" vom Hochköniggebiet werden. Behandelt wird darin die Klettergeschichte vor der Ära Precht sowie seine eigenen Erstbegehungen und Erlebnisse am Bischofshofener Hausberg. Neben den informativen und spannenden Texten finden sich viele ausagekräftige Bilder und detaillierte Topos zu zahlreichen Kletterrouten. Die moderne Erschließung der letzten Jahre durch die nachfolgende Generation wird allerdings weitgehend ausgeblendet. Einzig die Routennamen der meisten modernen Routen sind in der Beschriftung der Wandfotos (sofern vorhanden) erwähnt. Damit sind wir auch schon bei den Schwächen des Buches. Die vorgestellten Kletterrouten sind eine sehr einseitige Auswahl. Ein Blick über den eigenen Horizont hinaus hätte dem Buch nicht geschadet, der Hochkönig hat durchaus mehr zu bieten als Precht-Routen. Gelegentlich passen Topo und Kurzbeschreibung nicht zusammen (z. B. ist die Schwierigkeit einer Route in der Beschreibung mit 6+ angegeben, im Topo finden sich dann aber mehrere schwierigere Stellen). Die Beschriftung der Wandbilder, die Art und Weise welche Routen dort eingezeichnet sind, deren Nummerierung und die Farben der Routenlinien folgen keiner (für mich) erkenntlichen Logik. Die Bilder weisen zudem sehr schwankende Qualität auf - von knackscharf, bis gering aufgelöst mit fehlender Detailschärfe ist alles geboten. Letzteres gilt vor allem auch für die meisten großformatigen Landschaftsbilder und sogar das Titelbild - wo man sicherlich ein Besseres vom Hochkönig hätte finden können. Viele Defizite des Buches hängen wohl damit zusammen, dass die Publikation erst nach dem Tod des Autors fertiggestellt wurde und seine Expertise - zum Beispiel für aussagekräftige Bildunterschriften oder bei der Endkorrektur - fehlte.
Fazit: Ein Werk mit Licht und Schatten. Albert Precht beschreibt viele Kletterrouten des Hochköniggebiets, die bisher in keinem Kletterführer zu finden sind - ergänzt durch informative und teils tiefgründige Texte. Das Buch leidet aber unter der stellenweise mäßigen Bildqualität und einer meiner Ansicht nach unausgegorenen oder inkonsequenten Systematik bei den Routenbeschreibungen. Trotzdem ist die Lektüre für alle Alpinkletterer, die sich für den Hochkönig interessieren, empfehlenswert und inspirierend.