Dolomiten vertikal, Kletterführer Band Nord
Alpinklettern in den Dolomiten
Titel: Kletterführer Dolomiten vertikal, Band Nord
Autor: Stefan Wagenhals & Freunde
Verlag: Loboedition
Seiten: 560
Preis: 31,80 €
Für wen: ... alle Alpinkletterer, die einen Überblick über die lohnenden Routen der nördlichen Dolomiten bekommen wollen.
Wo: Online bei Kletterführer.net
Rezension
Wer im deutschsprachigen Raum nach (halbwegs aktueller) Führerliteratur zu den Klettermöglichkeiten am Hl.-Kreuzkofel, in den Cadinspitzen oder am Schlern sucht wird nur selten was vernünftiges finden. Auch wenn der neue Alpenvereinsführer Sextener Dolomiten ein wenig erweitert wurde und zumindest einen Teil dieser Lücken schliesst so fehlen doch häufig gute und aussagekräftige Topos - aus manchen Gebieten fehlen sie komplett. Auch wenn der neue Führer von Stefan Wagenhals nur ein Auswahlführer ist, so finden sich auf den 560 Seiten viele lohnende Routen in den nördlichen Dolomiten, die wohl ein komplettes Kletterleben in Anspruch nehmen. Sogar die ansonsten meist vernachlässigten "Randzonen" wie Geislerspitzen, Peitlerkofel und Schlerngebiet sind mit einigen Routen vertreten. Die Routenauswahl ist vielfältig - von den einfachen Genußtouren über klassische Alpinklettereien, moderne Sportklettertouren bis hin zu anspruchsvollen Extremrouten ist alles geboten.
Die Aufmachung ist übersichtlich und logisch aufgebaut - zu jeder Wand findet sich ein allgemeiner Text mit Hintergrundinfos oder mit einem kleinen Vorgeschmack auf die Routen, dann folgen die nötigsten Daten zur Anreise Zugang und Stützpunkt. Die Routenbeschreibungen werden fast immer durch ein Wandbild ergänzt, wobei allerdings die Routen oft nicht oder nur mit einem ungefähren Pfeil eingezeichnet sind. Das mag bei offensichtlichen Linien gut sein - bei etwas verwickelten Routen sind diese anhand des Wandbildes praktisch nicht nachvollziehbar, sofern man sie nicht von einer eigenen Begehung kennt. Die Topos sind übersichtlich, lassen aber viel Interpretationsspielraum für die Wegfindung, weshalb eine ordentliche Portion Spürsinn das Klettern erleichtert. Durch die Zusatzinfos zu Absicherung, Zu- und Abstieg und Gesamtanspruch der Route kann sich der Kletterer, schon ein recht genaues Bild davon machen, ob er der Route gewachsen ist.
Nicht unbedingt in einem Führer zu erwarten sind die gelegentlichen Zusatzinfos zu den Erstbegehern. Diese interessanten Hintergrundinfos lockern ein ansonsten doch eher trockenes Führerwerk wohltuend auf. Ein kleines Manko ergibt sich aus der immensen Informationsflut: Mit 560 Seiten ist der Schinken eigentlich schon zu dick um ihn durch die Tour zu schleifen - da hilft nur Seiten herausreissen (mach ich sehr ungern!) oder kopieren. Am wenigsten mit Ruhm bekleckert hat sich der Autor mit den Kletterbildern - diese sind überwiegend mässig bis durchschnittlich, was zwar dem Hauptzweck des Führers keinen Abbruch tut, aber man sollte sich dann lieber überlegen, den Platz zu sparen oder anderweitig zu verwenden.
Fazit: Ein umfassendes Standardwerk zum Klettern in den nördlichen Dolomiten, das in Sachen Informationsfülle irgendwo zwischen AV-Führer und den üblichen Auswahlführern anzusiedeln ist. Aufmachung und Informationsumfang bieten nur geringe Kritikansätze etwas mehr Detailgenauigkeit würde allerdings den Topos nicht schaden. Wer die Dolomiten nicht eh schon in und auswendig kennt, der sollte sich diesen Führer schnellstmöglich zulegen.
Beschriebene Gebiete
- Puez- und Geislergruppe, Peitlerkofel
- Rosengarten
- Schlern
- Langkofel und Sellagruppe
- Heiligkreuzkofel
- Fanes und Tofana
- Zinnen-, Cadin- und Pomagagnongruppe
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