Bergführer Loferer & Leoganger Steinberge
Gipfel - Normalanstiege - Gratüberschreitungen - leichte Klettertouren - Klettersteige - Hütten
Titel: Bergführer Loferer & Leoganger Steinberge
Untertitel: Gipfel - Normalanstiege - Gratüberschreitungen - leichte Klettertouren - Klettersteige - Hütten
Autor: Adi Stocker
Verlag: Panico Alpinverlag
Seiten: 200
Preis: 19,80 €
Für wen: Alle "hochalpinen Landstreicher" die gerne in einsamen Felslandschaften unterwegs sind.
Wo: online beim Panico-Alpinverlag
Rezension
Die Loferer und Leoganger Steinberge fristen zwischen Watzmann und Wildem Kaiser ein eher wenig beachtetes Dasein. Vermutlich wären sie noch weniger beachtet, wenn es Adi Stocker nicht gäbe. Bereits 1991 zeichnete er als Autor des Alpenvereinsführers Loferer und Leoganger Steinberge beim Bergverlag Rother verantwortlich. Für die Kletterer schuf er nicht nur phänomenale, lange und bekannte Kletterrouten wie "Ende Nie" oder "Pinzgawurm" sondern dokumentierte diese auch perfekt in seinen Kletterführern Steinplatte/Steinberge und Longlines. Dass er darüberhinaus noch zahllose weitere, oft nur in der Szene bekannte Kletterrouten im Gebiet erschloss - vom Plaisirgebiet am Hüttenwandl der Schmidt-Zabierow-Hütte bis hin zu absoluten Sportkletter-Klassikern wie "Gelee-Royal" an der abgelegenen Südwand des Ochsenhorns - wissen nur wenige.
Gerade um diese schwierigen Kletterrouten geht es in seinem neuen Buch jedoch nicht. Dass die "Stoaberg" gerade dem "hochalpinen Landstreicher" ein wahres Paradies sind, zeigt der Bergführer Loferer und Leoganger Steinberge. Beschrieben werden die Normalwege auf die Gipfel, meist anspruchsvolle Bergwanderungen oder leichte Klettereien im 1. bis 3. Grad. Ergänzt wird die Auswahl von luftigen und oft langen Gratüberschreitungen, von den lohnendsten leichten Klettertouren im 3. und 4. Schwierigkeitsgrad und auch Klettersteige fehlen natürlich nicht. Zu guter Letzt erlaubt Adi Stocker nach der Beschreibung einiger gängiger Skitouren noch einen kleinen Einblick in die Welt der lokalen Skialpinisten und ihrer steilen Rinnen und Flanken.
Den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt der Führer nicht, es fehlt allerdings auch wenig, was man sich noch wünschen würde. Mir hätte es beispielsweise gefallen, wenn bei den Normalwegen wirklich alle markanteren Berggestalten enthalten wären. Oder der Abschnitt zu den Höhlen betrifft nur den Loferer Steinberg, während der Leoganger Steinberg - der mit der Lamprechtsofenhöhle eine der tiefsten und längsten Höhlen der Erde beherbergt - diesbezüglich unerwähnt bleibt. Aber das sind Kleinigkeiten und ändert nichts an der Tatsache, dass das Buch eine unglaubliche Fülle aller Facetten dieser beiden Gebirgsstöcke enthält. Die Beschreibungen sind sehr übersichtlich mit guten Wandfotos und detailreichen Kartenskizzen und Routentopos. Allerdings sind einige Zeichnungen wohl auf ein größeres Format ausgelegt, so dass ihre Beschriftung grenzwertig klein abgedruckt ist.
Fazit: Nachdem die Alpenvereinsführer (leider) für viele Gebiete dem Zeitgeist und wirtschaftlichen Nöten zum Opfer gefallen sind, zeigen Adi Stocker und der Panico-Verlag mit diesem Werk, dass es mit Mut zur Lücke und Kreativität auch anders geht. Die lokal tätige Alpenvereinssektion war dabei sowohl Initiator als auch wichtigster Sponsor des Werkes, wodurch der Bogen irgendwie doch wieder zurückführt zur großen Bergsteigerorganisation. Herausgekommen ist ein professionell und zeitgemäß gemachtes Buch für alle Bergsteiger, das unendlich viele Anregungen für spannende Unternehmungen in den Steinbergen liefert.