Kletterrouten Civetta- und Moiazzagruppe » Torre Trieste » Südwand
Südostkante "Cassin-Ratti"
Bewertung | Ernsthaftigkeit |
---|---|
7+ (6/A0) | E3+ |
Kletterzeit | Kletterlänge |
---|---|
7 - 10 h | 900 m |
Wandhöhe | Exposition |
---|---|
700 m | SO |
Beliebtheit |
---|
4 |
Routencharakter
Einer der absoluten Dolomitenklassiker. Lange und anspruchsvolle Route auf einen der schönsten Berge der Dolomiten. Da die Schwierigkeiten anhaltend sind und auch der Abstieg nicht von Pappe ist, sollte man der Sache gewachsen sein, um Spaß in der Tour zu haben. Kleine Abstriche in der Ernsthaftigkeit können aufgrund des 2. Bandes anerkannt werden, das eine bequeme Ausquermöglichkeit nach rechts zum Normalweg bietet. Allerdings entgeht einem dann die lohnendere Hälfte der Tour an der luftigen Kante in bestem Fels, während Fels und Kletterei bis dahin eher durchschnittlich sind.
Schwierigkeit
7+, eine Stelle oder A0, mehrmals 7- und 6+, überwiegend 5- bis 5+
Absicherung
Mit vielen Normalhaken relativ gut abgesichert. Die Hakenqualität ist allerdings sehr unterschiedlich und längere Stellen sind auch mal ohne Haken zu klettern. Darüberhinaus sollten in jedem Fall ein Stopper und Camalots dabei sein, evtl. auch einige Haken für den Notfall. Die Stände sind meist mit 2 bis 3 Normalhaken eingerichtet und können je nach Sicherheitsbedürfnis großteils noch mit mobilen Sicherungsmitteln verbessert werden.
Empfohlene Ausrüstung
Stopper und Camalots bis Gr. 3, evtl. einige Haken
Erstbegeher
Riccardo Cassin, Vittorio Ratti vom 15.8.-17.8.1935
Zustieg
Von der Capanna Trieste (Parkplatz) auf der Fahrstraße in ca. 1 Stunde bis unter die Südwand des Torre Trieste. Hier zweigt rechts ein Wanderweg (Nr. 558) ab, der zuerst leicht ansteigend, dann wieder abwärts den Sockel des Torre Trieste nach rechts quert. Nach der Querung kommt man zu einem Bachbett. Hier führt ein Steiglein anfangs knapp links, dann direkt im Bachbett aufwärts, bis zum Beginn des markanten Felsbandes, das nach links in die Wand hinausführt. Wer einen Rucksack deponieren möchte, lässt diesen am besten am Beginn des Felsbandes.
Einstieg
Auf dem Band, dort wo eine von links nach rechts aufwärts ziehende Rampe unter die gelben Überhänge führt.
Routenverlauf
Die Route startet nach dem ersten Viertel Wandhöhe auf einem Band, das von rechts in die Wand führt. Durch den rechten Teil der Südwand erreicht man das breite 2. Band, wo sich die Südostkante steil hinauf zum Gipfel aufbaut. Hier folgt man Rissen und Verschneidungen zuerst eher rechts, dann links der Kante.
Abstieg
Der Abstieg vom Torre Trieste ist berühmt berüchtigt und erfordert mindestens 2 - 3 Stunden hinab bis ins Kar - von dort nochmal eine Stunde zur Vazzoler-Hütte oder etwas mehr zur Capanna Trieste.
Vom Gipfel hält man sich zum westlichsten Gratausläufer (Steinmänner), wo ein Fixseil nach rechts hinabführt in eine Schlucht mit Klemmblock. Über den Klemmblock nach links (W) und eine weiter Stufe hinabklettern (Stellen 3-) zu einer kurzen Abseilstelle (15 m). Nun Querung nach rechts (im Abstiegssinne) auf die Cima Busazza zu, bis zu einer weiteren Abseilstelle. Hier 40m abseilen und nach links in die Verschneidung pendeln. Nun in die Scharte zwischen Torre Trieste und Cima Bussazza abklettern und um einen Zacken herum in die zweite Einschartung. Hier befindet sich die erste Abseilstelle, von der man nach Nordosten abseilt. Nun 2 x 40m abseilen, dann nochmal 25 m abseilen auf ein Band. Auf diesem quert man nun nach links (im Abstiegssinn) bis zu einem geklebten Ring. Nun entweder 1x 55m oder 1x 40 und 1x 20 m abseilen zu einem weiteren Band (Biwakplatz). Auf dem Band nochmal ca. 30m nach links queren (1 kurze Stelle III), bis zu einem weiteren geklebten Ring (Achtung der Ring ist unterhalb vom Band!). Nun 2x 40m abseilen bis zur breiten Terasse (2. Band der SO-Kante). Auf Steigspuren nach links haltend abwärts zu einem Latschensporn und nach links zu einem weiteren Ring. Hier kamen wir in die Dunkelheit und sind vermutlich vom Original-Abstieg abgekommen - Variante a) ist ab jetzt unser Abstieg, Variante b) ist der Abstieg aus dem Führer "Dolomiten - 50 Routen und Erlebnisse".
a) Vom Klebering 50 m hinabseilen in die 1. Schlucht (orografisch rechte Seite) zu einer weiteren Abseilstelle (Normalhaken) und nochmal 30 m hinab in den Schluchtgrund. Nun immer der Schlucht abwärts folgen (Gehgelände mit Stellen I), bis zu einer weiteren Abseilstelle an Normalhaken. Die Schlucht bricht hier in einen engen Kamin ab. 2x 40 m zu einem Bohrhaken mit Fixseil abseilen. Von diesem 30 m hinab zu einer weiteren Abseilstelle. Von dieser käme man mit 1x 60 m hinab zum Einstiegsband - allerdings sollte man dies auf 2x 30 m aufteilen, da ansonsten das Abziehen des Seils fraglich ist. Am Einstiegsband wenige Meter nach links in das Bachbett und durch dieses hinab wie im Zustieg. Diese Schlucht führt im unteren Teil meist mehr oder weniger viel Wasser ist ist daher nur Canyoning-Fans wirklich zu empfehlen - besser ist vermutlich Version b):
b) Vom Klebering seilt man 50m hinab in die 2. Schlucht auf der (orographisch) linken Seite. Hier hält man sich immer links abwärts (Steinmänner) bis man zu einem letzten Abbruch kommt. Mit 2x 50m abseilen erreicht man in die Rinne, der man rechts hinab zum Beginn des Einstiegsbandes folgt.
Übernachtung oder Einkehr
Das Rifugio Vazzoler ist eine superschön gelegene Hütte direkt unterhalb von Torre Venezia und Torre Trieste - sie bietet sich als Stützpunkt für mehrere Routen in dem Gebiet an. Allerdings ist sie an schönen Sommerwochenenden oft überfüllt. Wer spät abends erst ankommt, der kann im "Bivacco" einer Art Winterraum im Gebäude 50m nördlich der Hütte übernachten (immer offen).
Topo
Topo der Kletterroute von Cassin und Ratti über die Südostkante auf den Torre Trieste
Fotos aus der Route
Sabine hoch über dem Talgrund im oberen Teil der Cassin-Route auf den Torre Trieste