Skitour Hohe Tauern - Großvenediger (3660 m)

Großvenediger durch das Obersulzbachtal

Schwierigkeit Infos Gesamteindruck
3 / WS
Höhenmeter Gehzeit Infos
2400 m 2 Tage oder 9-10 h
Exposition Lawinengefahr Infos
Nord, West
Beliebtheit

Landschaftlich eindrucksvolle Gletscherskitour auf einen der markantesten Berge der Hohen Tauern

Der Großvenediger gehört zu den Traum-Skibergen unzähliger Tourengeher. Bei vielen Hochwinter-Skitouren in den Bayerischen Alpen, im Karwendel und vor allem in den Kitzbühlern beherrscht seine markante Gestalt die Gipfelpanoramen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich während des Tourenwinters so nach und nach der Wunsch verfestigt zum Abschluss der Saison auf sein Haupt steigen zu wollen. Der natürlichste Zugang für die Skitouristen nördlich des Alpenhauptkammes erfolgt von Neukirchen über das Obersulzbachtal. Dieses landschaftlich herrliche Tal ist zwar berüchtigt für seinen langen Zustieg, dafür wartet aber hinten im Talschluss mit der Kürsinger Hütte ein hervorragender Tourenstützpunkt, der neben dem alles beherrschenden Venediger noch genügend Tourenmöglichkeiten für einen längeren Aufenthalt bietet. Weitere Aufstiegsmöglichkeiten gibt es von Süden über das Defreggerhaus oder von Südosten über die Neue Prager Hütte.

Anfahrt

Auf der Pinzgauer Bundesstraße an Neukirchen vorbei, bis links die Straße in die Sulzbachtäler fährt. Die Auffahrt zum Parkplatz im Obersulzbachtal ist etwa ab Mitte März bis Anfang April möglich, vorher muss man in Neukirchen beim Gasthaus Siggen, bzw. ein kurzes Stück oberhalb beim Steinbruch parken und der Zustieg verlängert sich um rund 200 Hm und eine gute halbe Stunde.

Ausgangspunkt

Parkplatz Hopffeldboden im Obersulzbachtal (ca. 1200 m), bzw. im Hochwinter ca. 200 Hm unterhalb beim Steinbruch.

Routenverlauf

Hüttenzustieg: Ein eigenständiger Tourentag wird meist bereits für den Hüttenzustieg fällig, sind es vom Fahrverbot am Hopffeldboden doch 1400 Höhenmeter und etwa 14 Kilometer, die in langen 4 bis 6 Stunden Anstieg bewältigt werden müssen. Der Anstieg ist an mehreren Stellen von großen Lawinenstrichen bedroht und vor allem wer am Nachmittag aufsteigt, sollte sich sicher sein, dass an diesem Tag keine Lawinenabgänge aus den steilen Westflanken drohen. Während der Großteil des Anstiegs entlang der Fahrtstraße verläuft und daher kaum zu verfehlen ist, holt man ab Beginn des Obersulzbachgletschers in weitem Bogen nach Osten aus, um über flacheres Gelände nach links zu dem Rücken bis auf etwa 2.600 m aufzusteigen, um dann die letzten Meter zur Hütte hinabzufahren. Im Frühjahr (ab ca. Anfang Mai) verkehrt ein Taxidienst bis zur Postalm, später sogar bis zur Talstation Materialseilbahn auf 2000m, so dass man sich den langen Hatscher mehr oder weniger stark verkürzen kann. Von der Postalm rechnet man noch 2,5 bis 3 Stunden, von der Seilbahnstation knapp 2 Stunden für den Hüttenaufstieg. Die Postalm ist zur Skitourensaison ebenfalls bewirtschaftet und kann für einen Teil des Tourengebiets ebenfalls als Stützpunkt dienen.

Bis zur Materialseilbahn folgt man im Prinzip der Fahrstraße. Kurz darauf durchschreitet man den flachen Kesselboden und gelangt unter die Steilstufe an der sich zum Ende des 20. Jahrhunderts die letzten Reste des ehemals mächtigen Gletscherbruchs mit dem Namen „Türkische Zeltstadt“ verflüssigten. Am oberen Ende des Hanges angekommen steht man vor dem in den letzten Jahren entstandenen Obersulzbachsee, der je nach Eiszustand überquert oder an seinem rechten Ufer umrundet wird. Dann geht es über kupiertes Moränengelände nach Nordosten aufwärts bis links ein mittelsteiler Südhang eine Aufstiegsmöglichkeit zum Punkt 2573 m ermöglicht. Nach Westen quert man nun eine Mulde und steigt noch etwas auf in flacheres Gelände, über das man rund 50 Höhenmeter nach Westen hinabrutscht zur Kürsinger Hütte.

Gipfelanstieg: Von der Kürsinger Hütte müssen wir auf das Obersulzbachkees gelangen: Entweder auf dem Hüttenzustieg zuerst einige Meter nach Osten aufsteigen und dann in fallender Schrägfahrt nach Osten hinab zur Gletscherzunge. Sollte die Spaltenzone im Bereich 2.700 m schlecht eingeschneit sein, kann man auch entlang des Sommerwegs an der Südwestflanke über dem Gletscher queren, wofür aber bei verharschtem Schnee sicheres Gehen mit Harscheisen Voraussetzung ist. Auf dem Gletscher angelangt folgt man diesem ohne Schwierigkeiten (aber Achtung auf Spalten - angeseiltes Gehen empfehlenswert) ungefähr in seiner Mitte bis unter die Venedigerscharte. Ein etwas steilerer Hang leitet nun hinauf in den weitläufigen Sattel und über die mässig steile Südostflanke geht's hinauf zum Vorgipfel. Der Übergang am kurzen Grat zum Gipfelkreuz kann je nach Verhältnissen manchmal sehr schmal und luftig sein.

Abfahrt

Entlang der Aufstiegsroute. Wer sich den Gegenanstieg zur Hütte sparen möchte legt am besten am Gletscherrand ein Materialdepot an, falls er nicht alles auf den Gipfel tragen möchte.

Varianten

Die Abfahrtsvariante durch das Untersulzbachtal ist einsam und abenteuerlich. Je nach Schneelage und vorangegangener Lawinentätigkeit kann es im unteren, flachen Teil ziemlich mühsam werden (Lawinenkegel, Bachquerungen etc.). Und der Weg hinaus nach Neukirchen ist ebenso lang wie im Obersulzbachtal.

Hinweise

Gletschererfahrung nötig, das Obersulzbachkees ist spaltiger als sein Ruf. Bei meinen letzten beiden Besuchen über die Kürsingerhütte hatten wir jedes Mal  einen Spaltensturz mitbekommen.