Peak light 32 von Ortovox

Mit dem Peak Light bei winterliche Bedingungen am Grat der Blaueisspitze

Vielseitiger Bergsteigerrucksack für Klettern und Hochtouren

Kurz vorweg - den Rucksack hat mir der Hersteller Ortovox kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Bedingung war, dass ich den Rucksack auf Herz und Nieren teste und einen Bericht dazu schreibe. Würde ein Test schlecht ausfallen, bliebe er unveröffentlicht und dient dann intern der Produktweiterentwicklung. Ansonsten werden die Berichte ohne Schönfärberei mit allen Pros und Contras veröffentlicht.

Die Testtouren

Ich hatte den Peak light 32 etwa ein halbes Jahr auf Skihochtouren, beim Alpinklettern, Bergsteigen und Wandern im Einsatz. So war er zum Beispiel auf der Blaueisspitze, auf der Weißkugel, oder am Großen Grundübelhorn. In aller Regel handelt es sich dabei um Tagestouren mit etwas größerem Ausrüstungsbedarf (Kletterausrüstung, Seil, Pickel/Eisgerät, Steigeisen). Bei ausgedehnten Mehrtagestouren oder Hüttenübernachtung mit der Familie hatte ich aber meist lieber meinen größeren 45-Liter-Rucksack dabei, um weniger Ausrüstung außen am Rucksack anbringen zu müssen.

Stauraum

Ortovox liefert den Peak light in der Standardversion mit 32 Litern Fassungsvermögen und in der S-Version (kürzerer Rücken) mit 30 Litern aus. Gegenüber dem angeblich 35 Liter fassenden Ortovox Trad 35 ist der Stauraum gefühlt gleich oder sogar etwas größer, da der Peak light 32 mit einer vollwertigen Deckeltasche ausgestattet ist, die sowohl ein Außen- als auch in Innenfach besitzt. Das Fassungsvermögen der beiden Fächer ist groß genug, um alle nötigen Kleinteile (Wertsachen, Sonnenschutz, Multitool, etc.) darin zu verstauen. Darüberhinaus ist die Deckeltaschenbefestigung verstellbar, so dass man auch bei voll gepacktem Rucksack noch ein Seil drunterklemmen kann.

Das große Hauptfach ist sowohl von oben (Toploader) als auch mit einem etwa 2/3 umlaufenden Reißverschluß zugänglich. Das ist perfekt für eher chaotisch veranlagte Bergsteiger (wie mich), die logischerweise immer diejenigen Teile nach unten hinpacken, die als erstes benötigt werden. Aber auch wenn beispielsweise das Seil unter der Deckeltasche klemmt, kommt man so seitlich in den Rucksack. Dieser Reißverschluß stellt natürlich eine potentielle Schwachstelle dar. Obwohl Ortovox hier einen sehr robusten Reißverschluß verbaut hat, sollte man bei vollgestopftem Rucksack seine Kräfte beim Ziehen des Zippers kontrollieren. Im Hauptfach sind zudem zwei Gummiriemen angebracht, um beispielsweise die Notfallausrüstung (Schaufelstiel, Sonde) ein wenig zu fixieren. Ebenso ist ein Aufhänger für die Trinkblase vorhanden.

Außen befindet sich noch ein separates, schmales Fach, das man zum Beispiel für die Karte oder den Kletterführer nutzen kann. Ansonsten ist es ebenfalls praktisch, falls man die Deckeltasche abmontiert hat. Das Fach ist tief genug, dass nichts herausfällt, so dass man auch Wertsachen getrost darin verstauen kann.

Alle Fächer sind mit wasserdichten Reißverschlüssen ausgestattet. Nach einem rund zweistündigen Regen am Sonnenpfeiler im Wilden Kaiser, war mein Rucksackinhalt immer noch weitgehend trocken (im Gegensatz zu meiner Hose und den Kletterschuhen).

Befestigungssysteme

Der Peak Light verfügt über zwei Befestigungsmöglichkeiten für Pickel oder Eisgeräte - und als ziemlich praktische Idee - eine kleine Befestigungsschlaufe im linken Schulterträger sowie im Hüftgurt, damit man den Pickel schnell mal verstauen kann, um die Hände frei zu haben.

Darüberhinaus bieten die seitlich angebrachten Spannriemen vielfältige Befestigungsmöglichkeiten für Steigeisen, Helm, Biwakmatte oder Ski. Sofern man für eine Hochgebirgstour mit Biwak packt, wird es mit den beiden Riemen allerdings schon ziemlich knapp. Dafür braucht man aber die Seilbefestigung nicht, wofür die Riemen eigentlich auch vorgesehen wären. Wenn man das Seil unter die Deckeltasche klemmt hält es dank deren Dreipunktfixierung tadellos und die Riemen sind für andere Zwecke verfügbar.

Die Riemen werden mittels kleiner Aluhaken seitlich in die vorgesehenen Ösen eingehakt. Die Ösen waren bei meinem Testrucksack anfangs so eng, dass das Ein- und Aushaken sehr mühsam war. Inzwischen haben sie sich aber etwas geweitet. Allerdings sollte man beim Zuschnüren seine Kraft dosieren, zu brachialer Zug verbiegt die eher filigranen Metallteile.

Erwähnenswert ist darüberhinaus der außen angebrachte Aufhänghaken, wodurch sich der Rucksack etwas praktischer am Standplatz fixieren läßt, als mit den üblichen Aufhängschlaufen am oberen Ende des Rückenteils.

Tragekomfort und Gewicht

Für meine Statur (182 cm Körpergröße) passt der Rucksack gut, das Gewicht verteilt sich ideal auf Schulterträger, Rücken und Hüftgurt. Mit dem neuartigen Tragesystem aus Swisswool habe ich trotz der eng anliegenden Passform nicht das Gefühl, übermäßig am Rücken zu schwitzen. Das Gewicht ist relativ variabel. Von den 1100 g des Lieferumfangs läßt sich der Rucksack auf leichte 720 g reduzieren, indem man die Deckeltasche und die Hüftgurtpolsterung abnimmt und das Alugestell des Tragesystems entfernt. So wird aus dem komfortablen und universalen Hochtourenrucksack am Einstieg einer Kletterroute mit wenigen Handgriffen ein robuster und leichter Alpinkletterrucksack. Der Tragekomfort ist auch bei voller Ladung noch tadellos. In der reduzierten Version ohne Hüftpolstergurt und Alugestell wird er zwar deutlich unbequemer, ist für normale Alpinklettereien mit Flasche, Brotzeit, Anorak, EH-Pack und Abstiegsschuhen als Inhalt aber immer noch gut erträglich.

Vorteile und Nachteile auf einen Blick

+ vielseitig einsetzbar: durch abnehmbares Deckelfach und Hüftgurt auch klettertauglich (dann 720 g)
+ bequemes, atmungsaktives und trotzdem eng anliegendes Tragesystem
+ Umlaufender Reißverschluß verzeiht auch planloses Packen
+ Flexible Befestigungsmöglichkeiten an der Außenseite
+ robustes Außenmaterial, das auch härtere Beanspruchung aushält
+ pfiffige Halterung für schnelles Verstauen des Pickels beim Klettern

- Die Alu-Haken-Klemmschnallen an den Spanngurten sind nicht allzu stark dimensioniert, wenn man zu brutal festzurrt besteht die Gefahr sie zu verbiegen. Auch die Klemmwirkung ist nicht 100% dauerhaft (in erster Linie bei der Nutzung als Skibefestigung merkbar).
- Für aufwändige Unternehmungen (z. B. Mehrtagestouren mit Biwak) könnte man an der Außenseite noch 1-2 Befestigungsmöglichkeiten mehr gebrauchen.
- Der Preis von 180 Euro ist relativ hoch.

Fazit: Der Peak light ist ein sehr vielfältig verwendbarer und trotzdem leichter Tourenrucksack, der sich fürs Bergsteigen, alpine Klettern und für Skitouren gleichermaßen eignet. Nach meinen bisherigen Erfahrungen kann ich ihn uneingeschränkt empfehlen.