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Klettergebiet Hvar in Kroatien

 Klettern direkt über der Adria im Gebiet Cliffbase

Felsen, Meer und Sonne auf der Adriainsel vor Split

Wer Klettern und einen Urlaub am Meer verbinden möchte, für den schränkt sich die Auswahl an Zielen schon stark ein. Insbesondere Klettergebiete direkt am Wasser sind rar. Selbst auf Kalymnos ist dazu kaum etwas geboten. Eine lohnende Alternative bietet sich auf der Kroatischen Insel Hvar. Das Gebiet Suplja Stina an der Südküste bietet (fast) alles was man sich nur wünschen kann: toller Fels mit langen Routen, perfekter Wandfuß und 10 Meter Entfernung zum Meer. Auch das Gebiet Podstine in der Nähe des Städtchens Hvar liegt unmittelbar über dem Wasser. 

Anreise

Die Anreise nach nach Dalmatien wurde inzwischen durch die neue, durchgehende Autobahn deutlich beschleunigt, trotzdem ist es weit und mit der Fähre kommt ein weiterer Zeitfaktor hinzu. Im Vergleich zu Sardinien ist zwar die Anreise etwas länger, dafür ist die Fährzeit kürzer und der Preis für die Fähre günstiger. Für die Strecke Rosenheim - Split muss man etwa 8 - 9 Stunden einplanen. Die Fähre von Split nach Starigrad auf Hvar benötigt weitere knapp 2 Stunden. Nach unseren Erfahrungen (Nebensaison) reicht es für die Fähre aber, wenn man kurz vor deren Abfahrt am Hafen ist, lange Boarding-Zeiten wir bei den großen Fähren gibt es hier nicht. Die Fahrzeiten der Fähren finden sich auf der Website der Fährgesellschaft Jadronlinija.

Übernachtung

1. Camping: Campingplätze gibt es zum Beispiel bei Jelsa und Milna.

2. Ferienwohnungen: Insbesondere für das Haupt-Klettergebiet Suplja Stina empfiehlt es sich am Ausgangsort Sveta Nedjelja einzuquartieren. Dort stehen zahlreiche Apartements zur Verfügung. In der touristischen Nebensaison (=Haupt-Klettersaison) steht fast alles leer und man kann sehr günstig dort wohnen. Top-eingerichtete Wohnungen bekommt man für unter 15 Euro/Person und Nacht. Auch direkt an den Felsen besteht die Möglichkeit zu Wohnen. Der Betreiber des Klettergartens Miro Stec hat dort Low-Budget-Unterkünfte mit kleiner Küche und demnächst auch Duschen errichtet, wo man direkt vom Frühstücksplatz aus losklettern kann. Wem das zu spartanisch ist, dem hilft Miro aber auch gerne, eine noblere Unterkunft im Dorf zu finden. Er ist erreichbar über seine Website www.cliffbase.com.

Beste Jahreszeit

Frühling und Herbst. Im Winter bei Windstille ist an den sonnigen Routen ebenfalls ideal - allerdings ist man dann deutlich stärker vom Wetter abhängig. Im Frühling und im September kann es auch ziemlich heiß sein - allerdings gibt es auch einige schattige Routen. Ideal ist der Oktober, dann ist das Wasser noch warm, die Touristen sind weg und die Temperaturen meist perfekt zum Klettern. Im Frühjahr hingegen ist das Wasser noch lange recht kalt, die Sonne jedoch schon sehr stark und heizt die Felsen oft schon ziemlich auf, so dass mittags das Klettern in der Sonne nicht mehr angenehm ist.

Klettergebiete auf Hvar

Suplja Stina

Mit Abstand das größte und lohnendste Klettergebiet der Insel. Es finden sich hier ca. 130 Routen zwischen 5a und 7c, der Schwerpunkt befindet sich im Bereich 5c bis 6c. Wer nur die unteren 15 - 25 m klettert, hat zwischen 5a und 5c deutlich mehr Auswahl, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Die Routen sind teils sehr lang (35 - 40 m), meist senkrecht oder leicht überhängend und überwiegend großgriffig. Ein Teil der Routen ist extrem rauh, die steilen Passagen hingegen sind oft deutlich hautfreundlicher. Fast alle Routen sind perfekt mit Titanal-Haken eingerichtet - aufgrund der Länge ist mindestens ein 70 m Seil, besser 80 m, empfehlenswert. Teilweise sind Zwischenstände eingerichtet, die auch mit kürzeren Seilen das Umlenken erlauben. Der Zustieg führt von Sveta Nedjelja auf dem Küstenpfad in ca. 15 Minuten zu den Felsen.

Es befindet sich auf dem privaten Grundstück von Miro Stec, der den Klettergarten als Betreiber betreut. Er hat nicht nur alle Routen eingebohrt und den Wandfuß perfekt hergerichtet, sondern stellt auch eine Toilette und Trinkwasser direkt an der Wand zur Verfügung. Ausserdem vermietet er Schlafplätze vor Ort (Schlafsack nötig!), kümmert sich auf Wunsch aber auch um eine Unterkunft im Dorf Sveta Nedjelja. Für das Klettern im Klettergebiet ist eine Voranmeldung erforderlich, ausserdem verlangt Miro eine Eintrittsgebühr von ca. 4 Euro. Wer bei ihm übernachtet, oder sich seine Übernachtung von ihm buchen läßt, erhält eine deutliche Vergünstigung auf diese Gebühr. Seine Kontaktinfos finden sich bei www.cliffbase.com.

Das Gebiet eignet sich auch eingeschränkt mit Kinder. Kleine Kinder müssen im Zustieg mit einer Tragehilfe getragen werden, am Wandfuß steht etwas Platz zum Spielen zur Verfügung, allerdings ist der Bewegungsradius wo sie ohne Aufsicht rumtollen können teilweise nicht allzu groß. Außerhalb der präparierten Wandzonen gibts große Felsblöcke und im Wasser gibts relativ viele Seeigel.

Milna

Etwa 15 Kilometer westlich von Sveta Nedjelja liegt das Örtchen Milna. Oberhalb der Küstenstraße sieht man einen breiten Felsriegel, in dem sich ein nettes, bisher aber noch recht kleines Klettergebiet befindet. Die ca. 20 Routen verlaufen in kompaktem, sehr rauem Fels und liegen im Schwierigkeitsbereich von 5a bis 7a. Zum Teil ist die Bewertung im Führer hier falsch, die Routen 7 - 9 sind maximal 6b. Es besteht noch viel Potential für weitere Routen in allen Schwierigkeitsgraden. Man parkt in der großen Kurve der Küstenstraße oberhalb Milna und ein kleiner, sehr steiler Weg führt über den Hang an den Wandfuß. Der Wandfuß ist nur bedingt für Kinder geeignet. Es besteht zwar keine Absturzgefahr, zwischen Felswand und Gestrüpp ist aber auch kaum Platz zum Spielen.

Wer in Sveta Nedjelja wohnt, kann auf der Küstenstraße direkt hierher fahren, diese ist aber auf einem längeren Stück nur eine Schotterpiste ohne Leitplanke hoch über dem Meer. Mit normalen Autos ist sie gut fahrbar. Wer nicht schwindelfrei ist, ein tiefergelegtes Fahrzeug hat oder glaubt, sein Blechuntersatz sei besonders wertvoll, kann aber auch mit einer Dreiviertelstunde Umweg über Starigrad hierher kommen.
 

Podstine

Der Felsriegel liegt westlich von Hvar und befindet sich unmittelbar über dem Meer. Da der Wandfuß wenig kinderfreundlich sein soll, konnten wir das Gebiet bei unserem Aufenthalt nicht besuchen. Es gibt dort lt. Kletterführer etwa 10 Routen im Bereich 5a bis 7a.

Stracine

Der breite Felsriegel befindet sich direkt oberhalb des Fährhafens von Starigrad, kurz nach dem Ort Selca. Es sind etwa 15 Routen eingerichtet, Potential für weitere wäre auch hier vorhanden. Interessant sind vor allem die Wege im Schwierigkeitsgrad 6a bis 6c, die steile, pumpige Kletterei an super Fels bieten. Die leichten Routen im linken Teil hingegen sind aufgrund der quergeschichtenten Felsstruktur relativ inhomogen und uninteressant. Aufgrund der schattigen Ausrichtung ist der Fels eher was für warme Tage.
Der Zustieg führt über einen steilen Pfad von der Straße durch das Gestrüpp zum Wandfuß. Im rechten Teil ist dieser geräumig und mit viel Platz auch für Kinder geeignet, links davon ist zwischen Gestrüpp und Wandfuß eher wenig Raum.

Velika Stiniva

Das kleine Fischerdörfchen auf der Nordseite der Insel liegt etwas entfernt von den anderen Gebieten - eine Fahrzeit von fast einer Stunde muss von Sveta Nedjelja eingerechnet werden. Der interessanteste Sektor liegt auf der linken Seite des Tales. Eine große Grotte mit harten Routen, sowie Blick aufs Meer ist vor allem was für die Hardmover. Links davon gibt es eine Hand voll toller Linien im Bereich 6b+ bis 7a+ - leichtere Routen (außer einer Aufwärmtour im Grad 5c) finden sich nicht. Die Kindertauglichkeit dieses Felsens ist stark eingeschränkt, der Wandfuß ist nur mäßig eben und etwas abseits besteht sogar Absturzgefahr hinab ins Meer.

Oberhalb des Dorfes sperrt ein schmaler Felsriegel das Tal ab, an dem etwa 20 leichte, aber sehr kurze (5 - 8 Meter Höhe) Routen im Bereich 4c bis 6a eingebohrt wurden. Aufgrund des bequemen Zugangs lässt sich hier auch gut mit Kindern klettern - ansonsten ist diese Wand aufgrund der geringen Höhe leider wenig interessant.

Die offensichtlichste Wand direkt oberhalb des Dorfes auf der rechten Seite hingegen ist bisher nicht erschlossen.

Rahmenprogramm

Die Insel Hvar hat auch neben dem Klettern viel zu bieten. Vor allem zum Wandern ist es ein Paradies. Alte Eselspfade führen oft von den hohen Bergen (bis über 600 m) hinab in die einsamen Buchten. Allerdings ist nur wenig beschildert und Orientierungsvermögen und Erfahrung ist nötig, um sich zurechtzufinden. Vor Ort in den Buchläden in Jelsa und Hvar gibts Kartenmaterial, das man als Basis für eigene Erkundungen verwenden kann. Ansonsten kann man natürlich alles machen, was mit dem Meer zusammenhängt, Tauchen, Schnorcheln, Schwimmen, Segeln und und und... Die kleinen Städte Hvar, Jelsa und Starigrad bieten nette Cafes und Bars, wo man auch mal einen Stadttag herumbringt.

Literatur

Führer: Kletterführer Kroatien von Boris Cujic, Astroida-Verlag, Zagreb 2009 - erhältlich in gut sortierten Führerbibliotheken, wie z.B. bei Montagne-Sport in Rosenheim.