Wilder Kaiser - Mariandlwandl "Gelipfeiler"

24. 07. 2021 | Tourenverhältnisse Sommer Kaisergebirge
von Markus Stadler

Genussklettertag im Griesnerkar bei besten Bedingungen.

Letzten Herbst hatte ich den "Gelipfeiler" am Mariandlwandl im Griesnerkar saniert/eingebohrt und etwas Bruch ausgeputzt. Heute wollten wir der Tour mal eine Begehung im neuen Zustand verpassen und die Bewertung nochmal überprüfen. Der Schorsch ist die Tour vorgestiegen, um die Absicherung objektiver zu beurteilen, als ich das selber gekonnt hätte.

Es handelt sich jetzt um eine relativ gut abgesicherte Genusskletterei mit teils ewas weiteren Hakenabständen. Sie steigt jetzt über die erste Seillänge von "Herbstwedda" ein,  vor dem Stand kann man hier einen kleineren Stopper (ca. Nr. 4 oder 5) unterbringen. Das macht Sinn, wenn man klein ist und für die plattige Stelle (4+ bis 5-)  weit über dem letzten Bolt den Henkel nicht vom guten Tritt aus erreicht. Die zweite Seillänge beginnt im Zick-Zack, weshalb man die ersten drei Zwischensicherungen deutlich verlängern sollte, sonst gibts oben üblen Seilzug. Die dritte, vierte und fünfte Seillänge sind schön kletterbar. In der letzten Seillänge sollte man ein bis zwei Cams Gr. 0.75-1 in den schönen Riss vor dem ersten Bohrhaken legen - insgesamt also eine solide E2. Der Fels ist durchweg gut, es gibt aber durchaus noch Möglichkeiten was auszuräumen. Ein wenig alpine Erfahrung schadet daher nicht.

Die  Bewertung kann man wohl eher leicht nach oben korrigieren (2. SL 6-, 3. SL ebenfalls 6-, letzte SL eher 6+). Mit neuen 60-Meter-Doppelseilen kamen wir  jeweils auf den letzten paar cm Seil so zu den Abseilständen, dass wir immer 2 Abseillängen zusammenfassen konnten und dann nur 3x abgeseilt haben. Ich würde mich aber nicht drauf verlassen, da nicht alle Seile gleich lang sind. Im Zweifel lieber von Stand zu Stand abseilen.

Am Nachmittag sind wir dann noch gegenüber in die Route "Koasawedda" eingestiegen (Zustieg vom Gelipfeiler: Vom Einstieg waagrecht zum Wanderweg queren, hinter der ersten Latschenrippe absteigen, bis eine Latschengasse durch die zweite Latschenrippe nach rechts führt. Die folgende die Rinne abwärts (Latschengassen links davon) bis zu Abbruch. Über diesen abklettern (Stellen 1-2, fester Fels) und waagerecht zum Einstieg queren - ca. 20 Min.). Schöne Kletterei in festem Fels, aber kaum ausgeputzt - also noch viel Vorsicht erforderlich. Hier sollten noch einige Seilschaften durchklettern die fleissig ausräumen. Keine mobilen Sicherungsmittel erforderlich, manchmal aber etwas weitere Hakenabstände (E2-).