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Winterfluchten - Klettern in Südeuropa

Ausgewählte Winterziele für Alpinkletterer

Titel: Kletterführer Winterfluchten - Klettern in Südeuropa

Autor: Richard Goedeke

Verlag: Bergverlag Rother 2011

Seiten: 248

Sprache: deutsch

Preis: 24,90 €

Für wen: Alpin- und Abenteuerkletterer, die im Winter warme Felsen suchen

Wo: AMAZON

Rezension

Der mitteleuropäische Winter stellt für die eingefleischten Kletterer eine traditionell düstere Jahreszeit dar. Wer zwischen November und März weder in einer muffigen Kletterhalle abhängen, noch in einer schattigen Klamm mit Eisgeräten um sich schlagen möchte, für den bleiben hierzulande nur wenige Alternativen, seinem Sport zu frönen. Da hilft nur die Flucht in die Sonne. Daher lautet der Titel des neusten Kletterführers aus dem Bergverlag Rother: "Winterfluchten". Das zweideutige Wort "Fluchten" beinhaltet dazu eine Charakterisierung der bevorzugten Spielplätze des Autors - ansehnliche Wandfluchten, die zumindest deutlich über das "mickrige" Niveau der gemeinen Sportkletterfelsen hinausgehen.

Aus den zahllosen höhere Felswänden südlich der Alpen auf niedriger Meereshöhe eine Auswahl zu treffen war nun die Aufgabe des Autors - sicherlich kein leichter Job bei dem es unmöglich ist es jedem recht zu machen. Sehr üppig vertreten ist dabei das landschaftlich einzigartige Felsenriff der Calanques an der Südfranzösischen Mittelmeerküste. Auch die Felsen rund um Calpe und Benidorm an der Costa Blanca haben es dem Autor angetan. Andere, mindestens ähnlich umfangreiche Winterziele werden hingegen oft nur gestreift, insbesondere die dem deutschsprachigen Zielpublikum näherliegenden Kletterreviere in den Südalpen - vom Piemont übers Tessin bis hin zum Gardasee. Aber auch weitere typische Winterurlaubsziele für Kletterer werden angeschnitten - z. B. das Velebit, Sperlonga und Gaeta, Sardinien und Sizilien, Mallorca und sogar Kalymnos. Griechenland ist zudem mit einem Einblick in die Klettermöglichkeiten Kretas und dem (nicht wirklich wintergeeigneten) Traditionsklettergebiet Meteora vertreten.

Von den einzelnen Klettergebieten werden ausgewählte Kletterrouten beschrieben, die ganz klar für den Abenteuer- und Alpinkletterer ausgesucht sind. Obwohl auch einige gut abgesicherte Touren mit Bohrhaken enthalten sind, bleibt das Gros der Routen Leuten vorbehalten, die mit Klemmkeilen und Friends umgehen können. Die Auswahl der Touren in den Klettergebieten orientiert sich sehr eng am Geschmack des Autors. So werden zwar viele gängige Klassiker beschrieben - jedoch auch einige "historische" Routen, die nicht mehr dem modernen Verständnis einer lohnenden Kletterei entsprechen. Dagegen fehlen oftmals eine ganze Reihe lohnender Touren (mit homogenem Fels, ohne Botanik, mit vorhandenen Haken) oder werden nur am Rande erwähnt und in den Topos als dünne schwarze Striche angedeutet. Leider verzichtet das Buch auf weitergehende Informationen zu dem Klettergebiet, insbesondere zu den Sportklettermöglichkeiten und zur erhältlichen Führerliteratur.

Bei vielen Gebieten beschränkt sich die Beschreibung auf wenige Routen, für die es sich nicht lohnt die weite Anreise in Kauf zu nehmen. Wer nach Sperlonga, Paklenica oder Kalymnos reist, wird dafür kaum weniger als eine Woche einplanen - nach 2-3 Tagen ist jedoch dieser Kletterführer dort mit seinem Latein am Ende. Natürlich wird man mit etwas Engagement vor Ort die passende Literatur finden, aber die Mehrzahl der Kletterer wird sich bereits vor der Entscheidung für ein Gebiet damit befassen wollen. Auch für die Orientierung vor Ort könnte das Buch einiges mehr bieten. Insbesondere in den cleanen Führen braucht es mit den angebotenen Infos schon sehr viel Erfahrung und manchmal Glück obendrein, die richtige Routen zu finden - und dann ordentliches Selbstvertrauen, einfach mal draufloszuklettern und zu hoffen, dass die Linie auch zum Topo passen wird. Wandbilder wären oftmals sogar vorhanden, allerdings sind die Routen dort nicht eingezeichnet und die Zustiegsbeschreibungen sind sehr knapp gehalten. Übersichtsskizzen sind zwar fast immer vorhanden, aber meist sehr klein und oftmals zu detailarm, um damit einen komplizierten Zustieg zu finden. Für Gebietsneulinge ohne speziellen Gebietsführer kann daher die Orientierung durchaus problematisch sein.

Fazit: Ein Kletterführer, der prinzipiell gut gedacht ist und auf den ersten Blick auch gut gemacht ist. Bei näherer Betrachtung der inhaltlichen Umsetzung wird aber deutlich, dass er leider nur für ein eng begrenztes Zielpublikum wirklich hilfreich sein dürfte - Alpinkletterer mit viel Erfahrung. Für diese bietet er zahlreiche Vorschläge abseits des Mainstream, in denen Übervölkerung und Staus nur in Ausnahmesituationen zu befürchten sein dürfte.

Inhalt

Italien

  • Trentiner Voralpen (Arco, Sarcatal, Gardasee)
  • Aostatal
  • Finale Ligure
  • Latium (Gaeta, Sperlonga)
  • Sardinien (Supramonte, Capo Caccia, Masua)
  • Sizilien (Monte Pellegrino, Monte Gallo, Monte Monaco)

Schweiz

  • Tessin

Frankreich

  • Prealpes (Rocher Saint Julien, Orpierre, Verdon)
  • Provence (Dentelles de Montmirail, Chateaudouble, M. Sainte Victoire)
  • Calanques
  • Korsika (Rocher des Gozzi, Bavella)

Spanien

  • Costa Blanca
  • Teneriffa
  • Mallorca

Kroatien

  • Velebit / Paklenica

Griechenland

  • Meteora
  • Kalymnos
  • Kreta
Kletterführer Winterfluchten